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Rallye Erinnerungen wie es zum Saab 99 2024 kam
hier gibt es Informationen über die Rallyeaktivitäten von Siegfried
EWRC Rallyresults Siegfried Mayr EWRC Rallyresults Renate Mayr
Demnächst neue Informationen
Bitte noch bei 2024 oder Früher nachschauen.
Nachtrag zu den Motorsportgames
FIA Motorsport Games 2024 - Valencia oder Orangen im Kreisverkehr
Vorab, angesichts der Wetterkatastrophe in Valencia
und dem Umland, die soviel Menschenleben gekostet und immense Schäden
angerichtet hat, fällt es mir echt schwer über unsere Teilnahme als im Team
Germany zu berichten.
gleiche Straße nur 3 Tage später
646 Sportler, 82 Nationen sowie 26 unterschiedliche Disziplinen waren für diese Olympiade das Motorsport im angenehm temperierten Spanien angemeldet. Eine bunte Mischung aus von den nationalen Motorsportverbänden ausgewählte Vertreter ihrer Sportart fand sich zu einem sportlichen Messen der Kräfte zusammen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nation. Das Motto lautete
Teilnehmer des ADAC Südbayern
„FIA Motorsport Games brings nations and drivers together every two years for the world’s biggest racing festival of motorsport“.
Im Vorfeld konnte man in den Benachrichtigungen des
DMSB lesen - Das erfahrene Rallye-Ehepaar
Siegfried und Renate Mayr vertritt Deutschland erneut in der Kategorie Historic
Rally. Siegfried Mayr blickt auf eine beeindruckende Karriere mit über 200
Rallyes zurück, darunter mehrfache Starts und Platzierungen bei WRC-Läufen sowie
eine mehrjährige Teilnahme am Peugeot 205 GTI Cup. Zu seinen größten Erfolgen
zählen der Titel als Champion des Nordic Westeuro Cups 2010 und kürzlich der
Vize-Europameistertitel in der FIA Historic Rallye Kategorie 3. Gemeinsam mit
seiner Frau Renate bildet er ein eingespieltes Team, das bereits 2022 bei den
FIA Motorsport Games in Marseille und Le Castellet für Aufsehen sorgte. In ihrem
kultigen Volvo 244 GL erkämpften sie sich damals einen beeindruckenden vierten
Platz, wobei sie sogar das Team aus Spanien auf einer Wertungsprüfung schlagen
konnten. Diese Leistung unterstreicht ihre Konkurrenzfähigkeit auf
internationalem Niveau. Siegfried und Renate blicken mit Vorfreude auf die
erneute Teilnahme:„Es ist uns eine große Ehre, wieder als Teil des Team Germany
die deutschen Farben zu vertreten. Unser Ziel ist es, unser Bestes zu geben und
Spaß an dieser Veranstaltung zu haben - genau wie 2022, als wir alle zusammen
eine tolle Zeit hatten!"
Das "Ziegelstein/Porscheschreck-Team" war also wieder on tour - wir wünschten uns, ein bisschen aus dem Mauerblümchendasein des internationalen Historic Rallyesports in Deutschland herauszudriften! Trotz einem ziemlichen "powergap" zu den anderen Historic-Teams vertrauten wir auf unseren robusten und zuverlässigen "rollenden Ziegelstein" in Insiderkreisen auch als "Porscheschreck" bekannt. Mit unserem Budget, das bei anderen Teams wohl eher unter Portokasse läuft, wollten wir unser Bestes geben. „Traurig, beim DMSB ist nicht bekannt, dass Renate Beifahrer-Europameister in ihrer Kategorie war“ (O-ton eines Facebook-Kommentares). Ja, das war ein bissel schade, es war bekannt und wir haben auch ein Gratulationsschreiben dazu bekommen. Ich hatte auch passende Fotos im Rennoverall geschickt, die leider nicht verwendet wurden. Historic Rallye auf internationalem Niveau fristet im Gegensatz zu anderen Nationen in Deutschland wohl leider ein Schattendasein. Wenn ich mir die mediale Darstellung der anderen Motorsport Disziplinen so ansehe, muss ich leider feststellen, dass vermutlich unsere die mit Abstand kürzeste Vorstellung auf Instagramm und Facebook zu verzeichnen hatte, schon etwas bitter. Sagen wir mal so, wir könnten nur versuchen mit unseren persönlichen Bestleistungen zu punkten. Unser Volvo (haha, kultig ist mal ein netter Ausdruck für Opas Auto! Im englischen wird das wesentlich eindrucksvollere Wort „iconic“ verwendet) würde seinen Teil dazu beitragen, wenn auch seine Motorleistung nicht so ganz mit den Konkurrenten mithalten kann. Andererseits, was kann man aus der Fabel vom Hasen und Igel lernen?
1700 Kilometer durch die Schweiz, Frankreich und an
der Mittelmeerküste Spaniens entlang mussten auf der Achse bewältigt werden. Das
Team Germany bestand aus 28 Einzel- bzw Teamsportlern, die vom DMSB betreut und
zum Unterschied zu 2022 in einem gemeinsamen Hotel untergebracht wurden. Der
langen Anfahrt schloss sich nach der administrativen Abnahme am Circuit und dem
Bezug unseres Serviceplatzes ein Teamabend mit allen bis dahin eingetroffen
Teilnehmern an. Die jüngste Fahrerin des „Team Germany“ war 8 Jahre alt, ich
durfte somit den Alterschnitt erheblich steigern ;-) Auch der finanzielle
Hintergrund der deutschen Motorsportler war breit gefächert - von den
E-Sportlern, die außer Renn-Handschuhen nichts mitbringen mussten über die
Kartfahrer mit Leihfahrzeugen bis hin zum Rennstallbesitzer in der GT-Kategorie
war alles vertreten.
drei Tage nach der veranstaltung
Der Serviceplatz am Circuit Ticardo Tormo im Westen
Valencias übertraf allerdings unsere Erwartungen, in einem von vielen großen
Zelten war für uns ein 50 qm Platz vorgesehen, mit Strom, Wasser und Licht, dazu
dahinter Raum für das Serviceauto. Unserem Wunsch neben Team UK zu stehen wurde
ebenso entsprochen. Als Crew konnten wir unseren Ältesten Matthias gewinnen, der
uns bereits 2022 nach Le Castellet begleitet hatte sowie unseren "Hinterbänkler"
Olaf. Dieser war uns vorausgeflogen und begrüßte uns am Circuit mit dem
Leihwagen zum Abfahren der Wertungsprüfungen. Unser Serviceteam hatten wir
übrigens mit dem Worten „ihr braucht fast nix
tun außer bissel tanken und dann zuschauen und genießen...“
geködert - haha, bald glaubt uns keiner mehr! Im Endeffekt legten sie fast die
gleichen Strecken zurück wie wir, da sie auch an den Remote-Tannkstellen
anwesend sein sollten mit dem 100 Oktansprit für den durstigen Volvo. Dieser war
natürlich wieder den Regeln entsprechend im Deutschlandlook "eingekleidet"
ebenso wie wir wirklich schöne Teamkleidung bekommen hatten.
41 Teams in den Disziplinen Rally 2 (allradgetrieben), Rally 4 (zweiradgetrieben) und Historic Rally (Kategorie 2 und 3 d.h. von 1972 bis 1981) stellten sich zwei Tagen Wertungsprüfungen mit jeweils knapp 100 Kilometern auf Schotter und/oder Asphalt. Für die ersten drei Ränge in den Fahrzeugklassen, die an beiden Tagen starteten, gab es am Sonntag eine „Medalstage“ mit drei unterschiedlichen Runden auf dem Circuit. Nach dem undankbaren vierten Platz 2022 waren wir natürlich dementsprechend motiviert, es diesmal weiter nach vorne zu schaffen!
Wie in der Auflage 2022 hatten wir zum Recce alle Hände voll zu tun, standen doch zwei Schotter- sowie drei Asphaltprüfungen und der Circuit in drei Versionen zum Abfahren auf dem straffen Zeitplan. Dazu lagen diese teilweise knapp 70 Kilometer von unserem Quartier entfernt, so dass wir Mittwochmorgen nach einem Schnellfrühstück bereits kurz nach 7 Uhr im Dunkeln unterwegs waren. Gut dass wir bereits Griechenland erprobt waren, die beiden je knapp 15 km langen Wertungsprüfungen waren sehr hart, eng und anspruchsvoll durch ihre ständig wechselnden Bedingungen. Sie führten durch wenig besiedeltes Agrarland, das hauptsächlich von Weinbau geprägt ist und auf meist rotem Lehmboden, der ziemlich ausgetrocknet schien. Bis wir beide Strecken zweimal abgefahren hatten, war es fast Mittag. Wir gönnten uns gerade einmal 10 Minuten für Tanken und einen Kaffee, hatten wir doch noch drei Asphaltprüfungen mit derselben Länge zu absolvieren! Diese entpuppten sich als äußerst anspruchsvoll wie auch sehr abwechslungsreich und führten durch Zitrusfrucht-Plantagen, deren Bäume sich teilweise unter der Last der reifen Früchte bogen!
Dazu hatten wir geplant, spätestens gegen 16 Uhr unser Team aufzusammeln um zur Eröffnungsfeier pünktlich in Valencia zu erscheinen. Das Ciudad de las Artes y las Ciencias ist ein architektonisch umwerfender Museums- und Ausstellungskomplex im Zentrum der Stadt. Wir hatten nach Einzelshootings des DMSB ein großes Nationenposting auf der Treppe vor dem Museum und durften später wieder auf den Laufsteg im Scheinwerferlicht unser Team Germany repräsentieren.
Vermutlich versteht man als Sportler erst bei der zweiten Teilnahme den Sinn dieser Großveranstaltung - ein Fest des Motorsports ungeachtet von Alter, Geschlecht und Sportart. Ob nur wenige Minuten auf der Kartbahn oder zwei Tage auf den Rallysonderprüfungen, alle hatten die gleichen Chancen auf Medaillen, naja fast alle ;-)
Bereits auf der Anfahrt, wir befanden uns mitten in
Frankreich kurz vor Mitternacht erreichte uns ein Hilferuf unseres schwedischem
Rallyefreundes Ted Malm, der ein Ersatz Zugfahrzeug für ein befreundetes
Rallyeteam suchte. Ihnen war auf der Anfahrt Höhe Kassel der Motor geplatzt und
sie hatten keinen Erfolg bei ihrer Suche nach einem Leihfahrzeug. Wir konnten
leider nicht helfen, das Team hat es aber trotzdem bis Valencia geschafft! Auch
unser Team Germany Kollege aus der Drifting Abteilung war vom Pech verfolgt.
Sein Gespann blieb ebenfalls wegen eines Motorschaden liegen, mitten in
Frankreich. Sie konnten dann zwar ebenfalls den Circuit erreichen, jedoch endete
die Pechsträhne mit einem Getriebeschaden des Rennautos im Qualifying!
Donnerstag war dann Tag der technischen Abnahme, des freien Trainings auf dem Circuit sowie der qualifying stage, einer Runde auf dem Circuit, welche die Startposition des Freitag bestimmte. Wobei „Runde“ relativ einfach klingt, in der Realität war das ein Gemenge aus Mittelteil auf dem Rundkurs sowie einige Abzweigungen, teilweise in den engen Strecken zwischen Tribüne und eigentlichem Circuit, gewürzt mit Betonpollern und Reifenstapeln. Die Zeit war für unseren „Dicken“ echt sehenswert, dritte in der Historic nach Zippos Quattro und dem unglaublich schnellen englischen Toyota, 35 Sekunden schneller als Antonio Sainz im Porsche!
Freitagmorgen ging es dann endlich richtig los! Die Verbindungsetappe bis zur ersten Wertungsprüfung auf Schotter ging schon mal knapp 60 Kilometer, davon über 50 auf der Autobahn. Der linke Vorderreifen quittierte bereits nach 25 Kilometer den Dienst und ließ uns auf den Außenseiten der Karkasse ohne Lauffläche in die rettende Tankstelle rollen - ging ja schon mal gut los :-( wobei insgesamt mehr als 200 Kilometer Verbindungsetappe allein nur auf der Autobahn und mit Schotterreifen und kurzer Achse echt grenzwertig waren!
Aber damit nicht genug - nach knapp 6 Kilometer auf WP 1 in einem Abzweig blieb das Auto plötzlich stehen - der Anlasser drehte verzweifelt aber der Motor startete nicht! Fehlersuche und Fehlerbehebung dauerte dann ziemlich genau 10 Minuten 30 Sekunden laut Inboardkamera. „Ihr dürft hier nicht stehen bleiben“ war der mehrmalige Kommentar eines Streckenposten, das konnte uns aber auch nicht weiterhelfen - ich hätte mir das freiwillig auch nicht als Parkplatz ausgesucht!
Wir waren kurz zuvor über ein tiefes Loch gefahren, das vermutlich für den Bruch des ",Notaus" verantwortlich war. Was heißt, die Zündspule war lahmgelegt und der Motor bekam keinen Zündfunken. Bis auf die eine oder andere Kleinigkeit lief es bis dann bis zur letzten WP 7, dem Circuit auf Schotterreifen. Diese Show wollte sich nicht mal unser Historic Sports Manager entgehen lassen. In der Endabrechnung haben wir aber trotzdem die A....Karte gezogen und standen trotz guter Zeiten auf den anderen sechs Wertungsprüfungen auf P 6.
Aber Samstag war ein neuer Tag - es ging nach dem teils sehr groben Schotter rund um Utiel auf äußerst anspruchsvolle und abwechslungsreiche Asphaltprüfungen im landschaftlich reizvollen Hinterland Valencias mit großen Orangenplantagen auf sehr fruchtbarem Boden. Kann sich noch jemand an Zeiten erinnern als es noch nicht rund ums Jahr Zitrusfrüchte zu kaufen gab? "Valencia Late" war der Name der heiß begehrten Früchte nach Weihnachten, wenn nur noch Äpfel und Bananen in der Obstschale lagen. Witzigerweise stand auch so eine kleine Orangenplantage inmitten des Circuit Ricardo Tormo.
Die letzte Sonderprüfung im Nordwesten von Valencia wurde nach einem Unfall abgebrochen und wir zurück zum Circuit geschickt. Auf dem Weg hatten wir noch eine interessante Begegnung mit der allgegenwärtigen Polizei. Vor einem Kreisverkehr stauten sich sich einige Rallyefahrzeuge, umgeben von einem Dutzend Polizisten. Zuerst konnte sich niemand einen Reim drauf machen, wir blieben jedoch entspannt da wir genügend Fahrzeit zur Verfügung hatten. Es stellte sich heraus, dass die Beamten der Meinung gewesen waren, wir führen mit nicht zugelassenen Rundstreckenautos und dürften gar nicht einfach so unterwegs sein. „You are not allowed to drive outside the Circuit“ - da lag wohl ein kleines Missverständnis vor...
Am späten Samstagnachmttag waren wir im Ziel, nicht am Ziel - unser Traum wäre die Medalstage auf dem Circuit am Sonntag Nachmittag gewesen. Leider hatte uns ja bereits in der ersten Wertungsprüfung des Freitags die Technik einen Streich gespielt, in der Endabrechnung fehlten uns 9 Minuten 15 Sekunden auf den Drittplatzierten Antonio Sainz was heißt, rein rechnerisch wären wir vor ihm platziert gewesen. Wer kennt es nicht „hätte wenn und aber, alles nur Gelaber“.
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Auf der letzen Sonderprüfung des Samstags, eine Runde auf dem Circuit, konnte unser Volvo nochmals 18 Sekunden auf den Porsche gut machen, trotz eines spektakulären Ausfluges ins Kiesbett und ich hatte eine kurze Schrecksekunde, ob wir mit den Rennreifen steckenbleiben könnten. Am Anfang der Zielgeraden mussten wir noch einen kleinen Zweikampf mit einem Reifenstapel ausfechten, von dem ich schwören könnte, dass er am Vortag ein ganzes Stück weiter außen gestanden wäre... Das Publikum hatte aber sicher seinen Spaß bei der Show. Wir haben alles gegeben, der undankbare 4. Platz ist also nun die Ausbeute von anstrengenden 4 Tagen, was soll frau da noch sagen... außer vielen Dank an meinen Fahrer, Mechaniker und Ehemann, unseren Sohn Matthias und unserem unerschütterlichen Mechaniker, Berater und Freund Olaf!
In der Endabrechnung fuhren die vier für Team Germany gestarteten Rallyeteams einmal Gold und einmal Silber ein, ein vierter platz für unseren Volvo und ein technischer Ausfall. Ob es für uns in zwei Jahren einen dritten Versuch geben wird, steht noch in den Sternen. Bis jetzt ist noch nicht einmal ein zukünftiger Austragungsort bekannt, gemunkelt wird von ausserhalb Europas.
Goodbye Valencia - gerne wären wir in der Startaufstellung für die Medalstage dabei gewesen - das Fehlerteufelchen auf WP 1 hat einfach eine Minute zu lange grinsend in der Elektrik gehockt bis eine Weiterfahrt möglich war! Von den gefahrenen Zeiten her hatten wir am ersten Tag den drittplatzierten Porsche mehr als deutlich im Griff! So blieb wieder einmal der undankbare 4. Platz für uns und wir damit auf der Zuschauertribüne am Finaltag.Wir hatten trotzdem unseren Spaß auf den höchst anspruchsvollen und sehr unterschiedlichen Wertungsprüfungen in einer unvergleichlichen Landschaft und mit begeisterten Zuschauern an Strecke!
Deutsche Medaliengewinner