2025
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Rallye Erinnerungen wie es zum Saab 99 2024 kam
hier gibt es Informationen über die Rallyeaktivitäten von Siegfried
EWRC Rallyresults Siegfried Mayr EWRC Rallyresults Renate Mayr
21.05
Rallye Antibes Cote d`Azur – Filmfestspiele, „very french“ oder „lies schneller!“
Sagen wir mal so, klassische Monte Carlo Prüfungen (die „Mutter aller Rallyes“ wie man öfter liest und hört) tragen schon eine Art Heiligenschein über ihren landschaftlich beeindruckenden Gipfeln, genauso „iconic“ wie unser schwedischer Rallyebolide mit dem dem echt skandinavischen Leistungsgewicht. Unzähligen Kurven bergab und bergauf, an eine Achterbahn erinnernde Linienführung, brachten unsere von Fans liebevoll als Silberpfeil bezeichnete Familienkutsche der 70er und 80er Jahre allerdings an sowie teilweise über die Grenze der technischen Leidensfähigkeit. Viele enge und steile Bergaufkehren zerrten an der Schwerkraft, schnelle Bergabpassagen brachten die Bremsbeläge zum Glühen und die dazu gehörige Flüssigkeit zum Kochen.
Auch wenn Namen wie Col de Bleine oder Col de Turini alle Rallyeherzen höher schlagen lassen, bin ich der Meinung, das hier etwas überbewertet wird... Finnische Schotterpisten wie Ouninpohja
oder harte Portugal WPs in den Bergen um Arganil lassen mindestens ebenso die Fans genießerisch mit der Zunge schnalzen.
Weil man als Rallyeteam naturgemäß solche Umstände als Challenge ansieht, machten wir uns Mitte Mai auf den Weg an die Cote d`Azur zur Spielwiese der Reichen und Schönen. Als wir 2022 bei den Motorsport Games im etwas westlicher gelegenen Le Castellet das Saint Baume Massiv und seine unvergleichlichen Rallyestrecken befahren durfen, stand für uns fest, da wollen wir wieder hin! Im benachbarten Cannes feierten sich übrigens zeitgleich im Rahmen der gleichnamigen Filmfestspiele die Stars und Sternchen, bei der Rallye Antibes feierte sich der Star der Europameisterschaft JML, davon noch später.
Dienstag früh ging es los Richtung Süden und unser erfahrener Servicemann Jürgen wurde auf dem Weg aufgesammelt. Kurzer Kaffeestop bei unserem Rallyefreund Richard am Bodensee und dann waren wir schon am San Bernardino. Am späten Nachmittag, wir näherten uns dem Ziel Villeneuve Loubet im Nordwesten von Nizza, schwächelte unser tapferes Zugfahrzeug etwas und um Siggis Stirn kräuselten sich die Sorgenfalten. Nachdem wir unser großzügiges Appartement bezogen und unser Gespann etwas umständlich an der Wohnstraße geparkt hatten, holten wir den Leihwagen und fuhren Richtung Antibes für unsere Recceunterlagen. Später am Abend gab es eine kräftige Portion meines bereits vorgekochten Chili con Carne, das übrigens im Texmex Restaurant an der Küste sage und schreibe 22 Euro pro Portion gekostet hätte!
Mittwoch nach dem Frühstück, durch die hier übliche Rushhour, ging es direkt los auf die erste Runde der 5 unterschiedlichen Wertungsprüfungen. Uns erwartete grandiose Landschaft, relativ einsame Sträßchen im Hinterland der Cote d´Azur, malerische kleine Orte mit teilweise winzig schmalen Ortsdurchfahrten (man kann sich kaum vorstellen, dass ein Porsche GT3 durch diese ultraenge Häuserschlucht von Le Broc durchpasst!) und wunderbares Spätfrühlingswetter. Übrigens, während unten am Meer Postkartenwetter herrschte, standen wir in den Bergen an WP 5/8 in einem heftigen Hagelgewitter, das uns wegen der Lautstärke zu einer Zwangspause „verdonnerte“. Nach einem langen Tag erkennt man manchmal kaum mehr den Unterschied zwischen Anfahrt und Abfahrt sowie die eigentlichen Wertungsprüfungen, weil alles ähnlich kurvig, steil und schmal ist. Da ist ein guter Magen sehr von Vorteil habe ich mir sagen lassen :-)
Am Donnerstag erledigten wir den zweiten Durchgang und verbrachten viel Zeit den sogenannten „Service B und C“ zu suchen. Irgendwie hatte ich ein Brett vor dem Kopf, aber wer kommt auf die Idee, diesen auf eine Route von knapp 9 Kilometern zu verteilen, wovon real nur etwa ein Kilometer nutzbar war? Bei anderen Veranstaltungen würde so etwas höchstens als „Remote“ Service durchgehen, an einen Abendservice wäre da nicht dran zu denken. Meine Befürchtungen, für die knapp 50 Historic Fahrzeuge der ersten Etappe würde der Platz nicht ausreichen, sollte sich leider bewahrheiten.
Während
ich den Volvo zum Bekleben der Startnummern und Werbung vorbereitete, hing der
Fahrer zwei Stunden lang bis über die Ellenbogen im Motorraum des Sprinter, bis
endlich die Wurzel des Übels gefunden wurde - die Unterdruckschläuche der
Ladeluftregelung waren nach mehr als 250.000 km Laufleistung durch
eingetrocknete Kühlflüssigkeit verstopft! Auch das Scruteneering verläuft in
Frankreich wohl etwas anders (memo
an mich, besser schon vor der Rallye genauer auf die Zeitkarte gucken), nämlich
mit einem nochmaligen administrativen Check... Bei der technischen Abnahme
hatten wir dank unserem FIA TK die Möglichkeit, unseren neuen HTP verifizieren
zu lassen, vielen Dank an dieser Stelle an Pat!
Freitag am frühen Nachmittag sollte es endlich losgehen, es war mild, die Sonne schien, aber in den Bergen braute sich etwas zusammen. Auf dem Weg zum Service vor der ersten Wertungsprüfung runzelte der Fahrer erneut die Stirn und murmelte einige Flüche, das merkwürdige Klappern vorne links konnte dort aber gleich beseitigt werden. Die meisten Teams waren sich bei der Reifenwahl einig, die verschiedenen Wetterradarapps ebenso, Wetrace war angesagt und ein Reifenwechsel schnell erledigt. Die Prophezeiungen erfüllten sich zu 100 Prozent und bereits auf halbem Weg zur Sonderprüfung begann es mit dicken Tropfen zu regnen. Für einige Teams einschließlich uns war die Etappenzeit gerade mal so ausreichend, andere hatten schon vor der eigentlichen Rallye Strafsekunden auf dem Konto, etwas unnötiger Stress in der Freitagnachmittagsrushhour!
EWRC schreibt „Heavy rain for the first cars on the road“ aber auch wir hatten das Vergnügen, obwohl wir uns recht gut mit einer 24. Zeit etablierten. Weshalb der Schnellste dieser WP noch hinter uns als Nummer 128 starten musste, erschließt sich mir allerdings nicht ganz - nach über 10 Kilometer WP-Länge fuhr er genau eine Sekunde hinter uns über die Ziellinie! Die nächste Sonderprüfung war nochmals 3 Kilometer länger, vermutlich hatte ihm der Starter aber eine Minute plus gewährt, er erschien nämlich diesmal nicht in unserem Rückspiegel. Wie allerdings der Veranstalter auf die Idee kam, diesen pfeilschnellen und leichten Renault Alpine A 310 hinter uns einzusortieren erschließt sich mir nicht ganz!
Für den „Service A“ waren 30 Minuten eingeplant, im Prinzip eine angenehme Zeitspanne, wenn nicht... Ja, wenn nicht zwischen Service-IN und Service-Out knapp 9 Kilometer liegen würden und davon 8 auf einer kurvigen Bergstraße durch Ortschaften mit Ampel! Auf dem restlichen Kilometer hatte man die Wahl zwischen einem kleinen Schotterparkplatz an einem Imbiss (voll), einer Nebenstraße (voll) und der Hauptverkehrsstraße mit zwei Kreisverkehren. Was soll ich sagen, der einzige freie Platz, der ein Mindestmaß an Sicherheit bieten konnte, war direkt nach einem Kreisverkehr. Wie uns Jürgen berichtete, war diese Stelle trotzdem ziemlich unsicher, weil einige Rallyeteilnehmer mehr quer durch diesen drifteten als fuhren! Lieber Veranstalter, das geht deutlich besser! Und eine „Tankzone“ wie vorgeschrieben suchten wir übrigens vergeblich...
Aber Augen zu und durch, morgen wird der bessere Tag, also noch einmal auf WP2 als Nummer 3 gefahren. Diesmal bekamen wir am Start eine für uns unverständliche Ansage in französisch. Erst als wir die Schlieren auf dem Asphalt im Regen erkannten, es rutschig wurde, nach Öl und Benzin roch sowie ein Porsche gestrandet am Rand stand, wurde uns klar was man uns hätte sagen wollen! Ganz ehrlich, es gibt Google Translate für uns internationale Starter, das dürfte so nicht passieren.
Unser Service hatte in der Zwischenzeit verzweifelt versucht, einen besseren Standplatz für den „Service C“ als Abendservice zu suchen. Leider ohne Erfolg, wir standen wieder an der Hauptverkehrsstraße!
Und nun wären wir beim Thema Filmfestspiele... Neben besagter Hauptstraße verläuft nämlich parallel ein breiter Feldweg, der optimal dafür geeignet gewesen wäre, wenn nicht die gesamte Crew des Finnen Jari Matti Latvala samt Funk und Fernsehen den kompletten Zufahrtbereich zu eben diesem Weg versperrt hätte und niemanden durchließ! Ein Abendservice ist für uns eine Notwendigkeit um morgens wieder problemlos weiterfahren zu können, bei anderen scheint das ein Medienereignis wie eben die bereits erwähnten Filmfestspiele zu sein :-( Lieber JML, das geht definitiv rücksichtsvoller!
Aber neuer Tag neues Glück, kurz nach 10 Uhr ging es auf die erste Runde der richtig langen Wertungsprüfungen wie z.B über den Col de Bleine. (bekannt aus vielen Monte Carlo Rallye Videos!) Eine kurze WP mit knapp 5 km zum Aufwärmen, dann standen wir am Start zur knapp 26 Kilometer langen Sonderprüfung mit den Tunneln und der Devise „Lies schneller!“ Was für ein Spaß war dieser Tanz auf dem schmalen Asphaltband bis, ja bis bei etwa Kilometer 17 mein Fahrer leicht nervös wurde, mit dem Pedal zu pumpen begann und die Handbremse nutzte! Irgendwo hat auch die Physik ihre Grenzen und wenn 1,5 t dauernd abgebremst werden müssen, kocht jede Bremsflüssigkeit über! Ohne Bremse die letzten 8 Kilometer unbeschadet, deutlich langsamer und mit viel Schalten abzuwickeln lautete die Ansage! Da an diesem Tag der englische „Beetle“ hinter uns gestartet war, der mit Sicherheit die gleichen Probleme hatte, fuhren wir ohne jemanden zu blockieren sicher über die Ziellinie.
Bis zum Start der nächsten Sonderprüfung hatte sich die Bremsanlage wieder abgekühlt und der Fahrer eine etwas andere Fahrtaktik im Plan. Das funktionierte auch perfekt und wir konnten sogar den vor uns gestarteten italienischen Porsche überholen.
Dann ging es in den „Mittagservice“ im Hippodrom von Nizza, der eigentlich eher ein Nachmittagsservice war. Hier hatten wir einen wunderbaren Platz zwischen den anderen Mitbewerbern, warum ging das am Freitag nicht so? In Frankreich ist es wohl entgegen unserer Gewohnheit üblich, dass die modernen Fahrzeuge vor den historischen starten und wir erst gegen 17 Uhr auf die zweite Runde geschickt wurden. Waren wir am Vormittag mit mittleren Semislicks gestartet, ging durch den ganzen Servicepark am Spätnachmittag die Frage, wet oder dry? Man guckte auf die führenden Porsche und BMW, alle hatten sich auf ihre Wetterapp verlassen und Regenreifen montiert. Wir taten das Gleiche, auch wenn wir im Nachhinein mit den D5 ebenso gut durchgekommen wären, aber sicher ist sicher.
Die
zweite Auflage der beiden langen Prüfungen lief wesentlich besser, der Fahrer
konnte die Bremsleistung besser einteilen, zudem
hatte es wirklich teilweise geregnet. Hier spielte jedoch die Technik bei den beiden führenden JML und dem Le Mans Sieger Dumas nicht mehr mit und sie mussten ihre Fahrzeuge auf den WP abstellen. Wir fuhren mit einem kleinen Umweg über das Hippodrom nach Antibes und warteten im Hafen bis nach 22 Uhr auf die Zielrampe. Dort bekamen wir einen kleinen Pokal, der zwar nicht unbedingt nach Klassensieger aussah, aber man ist ja auch mit Kleinigkeiten zufrieden...
Übrigens wurden wir doch tatsächlich in News der FIA Historic vor dem Start zur Rallye erwähnt :-) „Series regulars Siegfried and Renate Mayr bring their rare Volvo 240 to the event, celebrating Siegfried’s birthday this week. The Volvo may not have the outright speed of its rivals, but the Mayrs’ enthusiastic driving can help them pick up strong points with a good finish.“ Ja wie gesagt, wir freuen uns auch über Kleinigkeiten!
Résumé nach einer langen Reise - Cote dÁzur ist diese zwar wert, für uns aber zu viel von allem, Menschen Straßen, Autos... Der Veranstalter hatte einen sehr kreativen Zeitplan für uns, lieber wäre uns allerdings die Samstag/Sonntag Version der modernen Autos gewesen (und meiner unmaßgeblichen Meinung nach wesentlich einfacher!). Auch die eine oder andere Zeitkontrolle bot Überraschungen, weniger überraschend die beinahe ausschließliche Rallyesprache französisch.
Ich erinnere mich an unseren früheren EHRC Chef Arnaud - auf meine Frage ob wir nicht in der Serie mal eine Rallye in Frankreich fahren könnten, antwortete er sehr ausweichend, dass es etwas schwierig mit seinen Landsleuten und der Sprache werden könnte. Trotzdem vielen Dank an die zahlreichen Helfer und Stewards, die ihr möglichstes getan haben auch wenn manches nicht so funktioniert hat. Wenn ich diese Kleinigkeiten und die schrecklichen Rushhours vergessen habe, können wir gerne mal über eine Wiederholung nachdenken. Immerhin sind wir nach dem Ausfall in Tschechien nur mit den Startpunkten doch flugs auf den momentanen Platz des Führenden in der Kategorie 3/Klasse 3 C geklettert! Nächster Halt - Österreich/Steiermark/Weiz im Juli! Stay tunded auf diesem Kanal :-)
08.05
Historic Vltava Rally - Wilde Mischung oder Einmannshow Part 2
Nach über einem halben Jahr Rallyepause, wir hatten aus verschiedenen Gründen den ersten Lauf EHRC an der Costa Brava ausgelassen, ging es endlich wieder auf die Piste! Tschechien und der Böhmerwald standen auf dem Programm, altbekannt und trotzdem immer wieder neu und interessant aufbereitet vom Veranstalter. Neu war dieses Jahr der Zeitplan, wir hatten diesmal Samstag und Sonntag als Rallyetage zusammen mit der gleichzeitig stattfinden modernen Rallye. Die historischen Fahrzeuge durften jeweils vor den modernen starten, allerdings in der zweiten Runde war der Vorteil etwas dahin. Die Wertungsprüfungen waren für uns subjektiv gesehen daher auch diesem Zeitplan und dem Starterfeld angepasst, das heißt sehr schnelle Passagen auf etwas breiteren Straßen wechselten mit engeren Wirtschaftswegen ab, anspruchsvolle Mischung!
Mittwoch früh ging es los, bis 10 Uhr konnten die Unterlagen abgeholt werden, alles problemlos, das ist die für uns am nächsten gelegene Veranstaltung der Europameisterschaft. Bei angenehmem Frühlingswetter spulten wir die erste Runde der teils bekannten Prüfungen wie auch neuen Strecken ab. Abends trafen sich die deutschsprachigen Teams, Ronay, Geist, Keller und wir im Country House zu einem gemütlichen Abendessen und Austausch.
Durch den neuen Zeitplan hatten wir für alles reichlich Muße und so fuhren wir am Donnerstag nach Runde zwei Richtung deutsche Grenze, wo alle Mitwettbewerber bei Olda und seiner Familie in seinem kleinen aber feinen Museum zu Plausch und leckerem Imbiss eingeladen waren. Vielen Dank wiederum an dieser Stelle an unsere großzügigen Gastgeber!
Der Freitag zog sich etwas in die Länge, nach einer zeitlich gut abgestimmten technischen Abnahme hatten wir bei sehr kühlem und regnerischen Wetter noch viel Zeit bis zum abendlichen Einladungsbufett des Veranstalter, Tschechien ist einfach ein sehr gastfreundliches Land!
Dafür mussten wir Samstag doch etwas zeitiger aus den Federn unseres diesmal sehr gut ausgewählten Appartments in der Nähe des Serviceplatzes. Im Gegensatz zum letzten Jahr war alles bestens und überaus ruhig gelegen. Schon vor 7 Uhr trafen wir am Serviceplatz ein, bereiteten uns auf die Fahrt zur Startrampe in Klatovy vor, um gegen 7.45 Richtung WP1 loszurollen.
Wir begannen etwas verhalten, waren doch die Strecken noch nass und rutschig durch den Regen der Vortage. Was auch garantiert die richtige Entscheidung war... der Überraschungs- und Gesamtsieger der Historic Acropolis Rally 2024, der Engländer Richard Jordan mit dem Ford Escort RS 1800 MK II kam nach eigener Aussage genau 25 Sekunden weit, bevor er seinen Boliden ins Aus feuerte, was dieser mit etlichen Schäden quittierte, Team okay! Das Fahrzeug war übrigens nach der harten Griechenlandtour perfekt vorbereitet gewesen und stand vor der Rallye wie ladenneu im Servicepark...
Unseren Schweizer Kollegen mit dem wunderschönen Mitsubishi erwischte es dann in den letzten beiden Zielkurven. Das Auto hebelte sich in der links aus um dann in der rechts nach dem Ziel in der Böschung zu landen. Gottseidank war alles reparabel, das Fahrzeug schnell geborgen und für den Restart am Sonntag penibel hergerichtet.
Auch uns erwischte es in dieser Auftaktprüfung, allerdings nichts schlimmes. Nach einer Bodenwelle war wohl ein Zündkabel abgesprungen und wir mussten den Rest der Strecke auf dreieinhalb Zylindern bewältigen. Die drei anderen WP der ersten Runde liefen ohne weitere Probleme, das Wetter begann sich zu besser mit Sonnenschein und abtrocknenden Strecken.
Im Mittagsservice wechselten wir von Regenreifen auf weiche Rennreifen, ausser Check und Tanken sowie einer kleine Kalorienzufuhr stand nichts an. Gegenüber unserem Standplatz hatte sich das Team von Toyota mit dem Finnen Jari Matti Latvala positioniert. Sobald er seinen Toyota Celica Turbo 4 WD (ST185) im Service abstellte, war er unmittelbar darauf von einer großen Menschentraube umringt! Sein Name als Fahrer in der Rallyeweltmeisterschaft über viele Jahre sowie im späteren Berufsleben als Teamchef des Werksteams für Toyota bringt natürlich den Flair der großen Rallyes und ihren Stars in die historische Europameisterschaft. Dass er mit seiner über 20jährigen Erfahrung bei allen Rallyes der Welt sowie den immer perfekt vorbereiteten und gewarteteten Fahrzeugen eine deutliche Vorrangstellung hat ist unschwer anzuerkennen. Die Einmannshow des ersten Laufes in Spanien als Gesamtsieger sollte sich übrigens ebenso in Tschechien fortsetzen.
Für uns ging es dann auf die zweite Runde der Vormittagsprüfungen, leider sollte die Bodenwelle die den Stecker löste, für weitere Probleme sorgen. Kurz vor einem scharfen Linksabzweig legte genau diese die Stromzufuhr lahm und wir konnten mit dem Anlasser gerade noch aus der Gefahrenzone an eine Stelle hoppeln, wo wir den Fehlergrund sicher versuchen konnten zu beheben. Das Ganze kostete uns gut 8 Minuten, bis das (leider vermeintlich nicht funktionierende) Relais als Quelle kurzgeschlossen werden konnte und wir die Fahrt weiter fortsetzen konnten. Da die darauffolgende Wertungsprüfung nur durch eine kurze Verbindungsetappe entfernt war, hatten wir bereits eine Minute Verspätung zusätzlich zu unserer WP-Standzeit auf der Uhr.
Mein
Lieblingsspruch, wer kennt ihn mittlerweile noch nicht -
und
aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte
schlimmer kommen!" Und ich lachte und war froh - denn es kam schlimmer.
bewahrheitete sich wieder einmal. Etwa auf der Hälfte dieser kurzen
Sprintprüfung, direkt nach einer Strohballenschikane, war der Volvo schon wieder
stromlos. Alle Bemühungen seitens des Mechanikers und Fahrers in Personalunion
zum Trotz ließ er sich diesmal nicht mehr zum Leben erwecken. Nachdem der erste
Pulk der historischen durch war und bevor die modernen Autos auf die Strecke
gingen, wurden wir von einem Rettungsfahrzeug zur Streckensicherung rückwärts in
den Seitenweg beim Strohballen gezogen. Wir machten uns auf den undankbaren
Fußweg Richtung Ziel, wo wir vom Team Ronay in Empfang genommen wurden. Lucie
und Richard waren bereits zwei Prüfungen vorher mit Brems- und Getriebeproblemen
ausgefallen und ich hatte sie mangels eigenem Service um Hilfe gebeten. Sie
entließen uns in Janovice angekommen mit allen guten Wünschen, um sich selber
auf die Heimfahrt zu begeben. Vielen Dank auch nochmal hier an dieser Stelle für
die schnelle Hilfe!
Schnell bot sich ein Freund unseres tschechischen Mitbewerbers Olda an unser Rallyeauto mit seinem Gepann aus der Prüfung zu bergen, der obendrauf auch noch über perfekte deutsche Sprachkenntnissse verfügte! So konnten wir den Mercedes, an dem unser Zelt befestigt war, an Ort und Stelle lassen. Wiederum unser Dank an Ludomir für den professionellen Transport!
Der Fehler (wieder mal vermeintlich) war schnell gefunden, ein Ersatzteil ebenso im Transporter zu finden und der Volvo schnurrte wieder wie ein Kätzchen. Ab ins Parc ferme für den Restart am Sonntagmorgen und dann gab es noch ein kleines Barbeque mit unseren tschechischen Freunden, Essen gesichert!
Am Sonntagmorgen war frühes Aufstehen angesagt, das Apparment musste geräumt werden und wir hatten (zumindestens theoretisch) kurz vor 6 Uhr zur Nachabnahme am Parc ferme zu sein. Aber der Volvo hatte schon das Okay-Zettelchen hinter dem Scheibenwischer und so blieb uns nur die Zeit abzuwarten, um wieder starten zu können. Was soll ich sagen... 10 Minuten lief er wie ein Uhrwerk um direkt vor der ZK Parc ferme Ausfahrt endgültig den Dienst zu quittieren. Uns blieb nur noch übrig, wieder mit dem Anlasser rauszuhoppeln, stehen zu bleiben und das Gespann für die Heimfahrt zu holen.
Oder wie meine Mutter immer zu sagen pflegte „immer wenn es einen Primeltopf zu gewinnen gäbe, kommt was dazwischen“. So konnten wir nur mit den zusätzlichen 10 Startpunkten und einem 13. Platz in der Kategorie unter ferner liefen nach Hause fahren. Bei einer enormen Ausfallquote von 13 Startern bei 26 ursprünglich, einer noch nie dagewesen Anzahl von 50 Prozent, hätte es sich gut für uns angehen lassen, wenn nicht usw. Was bleibt ist die wirklich herzerwärmende Erinnerung an die viele Hilfe die uns zuteil wurde von der ganzen internationalen Gemeinschaft der historischen Europameisterschaft, einem gastfreundlichen Land und die unerschütterliche Zuversicht, es kann nur noch besser werden! Ach ja, und an begeisterte Fans wie die Familie Rank, die auch bei schlechtem Wetter an der Strecke stehen und uns mit einem DIY Weinglas überraschten, hier nochmal unser Dankeschön!
Zuhause angekommen war natürlich der Ausfallgrund Thema Nummer 1, es hat allerdings einige Stunden bis zum nächsten Tag gedauert, bis die eigentlich Ursache gefunden war – der Zündverteiler in der induktiven Transistorspulenzündung war gebrochen. Dieses "µ" dicke Drähtchen - griechisches "My" steht für Mikrometer (µm) und bezeichnet den millionsten Teil eines Meters - hatte 46 Jahre seinen Dienst versehen um sich genau in Tschechien nach der gefühlt 157.000sten Bodenwelle ins Nirwana zu verabschieden - sprichwörtlich um Haaresbreite vom Erfolg entfernt.
Am kommenden Dienstag geht es für uns weiter südlich zur Rallye Antibes Cote´Azur zwischen Nizza und Cannes teils auf legendären Rallye Monte Carlo Wertungsprüfungen!
Stay tuned auf diesem Kanal!
Demnächst neue Informationen
11.04
Start in die Saison EHRC 2025
„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ (Heraklit von Ephesus, 535-475 v. Chr.)
Unter diesem Motto steht unsere Saison 2025 in der Europameisterschaft für Historische Rallyes. Das Reglement wurde grundlegend bearbeitet, es kam eine modernere Kategorie dazu, P 2000/P 2, die Autos mit HTP (FIA historischer Wagenpass) von 1993 bis 2000 beinhaltet, die allerdings in dieser Saison noch nicht punkteberechtigt sind. Die bisherige Kategorie 4 wurde auf die Jahrgänge bis 1992 ausgeweitet.
Diese Neuerung rief und ruft eine ganze Reihe neuer und gern gesehene jüngere Bewerber auf den Plan und die Rallyestrecken. Somit hat das eine oder andere „Zugpferd“ für Veranstalter und Zuschauer den Weg in die Serie gefunden wie der Finne Jari-Matti Latvala, der über 20 Jahre in der Rallyemeisterschaft mitmischte und eine Reihe von Siegen bei WM-Läufen nach Hause fuhr. Er ist ja Teamchef des Toyota Teams in der WRC und fährt in der erweiterten Kategorie 4 einen Toyota ST 185.
Auch ein französischer Langstreckenpiloten, Romain Dumas, der bereits zweimal die legendären 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, ist mit von der Partie, natürlich mit einem Porsche 911 der Kategorie 2 (1970 -1975) mit dem er auf Anhieb den 2. Platz hinter JML belegte. Aktuell sind es gut 70! eingeschriebene Teilnehmer, so viel wie wohl noch nie seit diese Serie ins Leben gerufen wurde.
Foto:Kevin Decher
Aber alles hat zwei Seiten - irgendwie habe ich das Gefühl, der „große Sport“ mit dementsprechenden Nullen vor dem Komma hält immer mehr Einzug und Exoten wie unser Volvo, von Fans liebevoll „Silberpfeil“ und von mir noch liebevoller „Porschekiller“ genannt, bilden die Komparsentruppe. Oder wie mein Fahrer, Mechaniker und Ehemann in Personalunion trocken kommentiert „mit Kanonen auf Spatzen schießen“.
Wir nehmen also die Herausforderung an und sehen der ersten Veranstaltung des Jahres mit etwas gemischten Gefühlen entgegen! Banges Warten heißt es auch auf den nach 10 Jahren abgelaufenen und neu beantragten HTP. Zweimal wurde er bereits aus verschiedenen Gründen abgelehnt, seien es Schreibfehler, unzureichende Beschreibung oder Fotos. Mit zunehmender Professionalität verlangt diese auch das Ausfüllen des Wagenpasses wie auch die technischen Bedingungen in hoher Präszision wie auch Perfektion. Ebenso wurden einige Voraussetzungen deutlich verschärft, was die Wettbewerbsfähigkeit unseres 1,5 Tonners wieder mal herunterschraubt. Wir mussten den 2021 nachträglich genehmigten Vergasertyp, ein Nachbau da historische Vergaser vom Typ Weber 48 überaus schwer zu beschaffen waren, gegen eben einen solchen austauschen. Kein leichtes Unterfangen und mit einigem finanziellen Aufwand verbunden. Ebenso musste eine periodenspezifische Servopumpe installiert werden, vielen Dank an unseren Rallyefreund Silvio! Dazu dürfen wir nur noch relativ schmale Felgen mit 6 Zoll fahren, die ebenfalls 2021 erlaubten 7 Zoll Felgen konnten wir 2025 für die Periode 1976 bis 1981 nicht nachweisen. Trotz vieler Stunden Recherche fanden wir keinen Fahrer oder Besitzer eines Renn-, Rallye oder Rallyecross Volvo 240 ohne Turbo! aus diesem Zeitraum, der uns detailliert die Nutzung dieser Felgen bestätigen konnte. Für Schotterrallyes ist das alles kein Problem, auf Asphalt haben wir jedoch einen echten Wettbewerbsnachteil, vor allem wenn von 10 Läufen genau 2 auf Schotter stattfinden :-( Übrigens, neuester Konkurrent in unserer Kategorie und Klasse 3 1976-1981 über 2000ccm ist einer der legendären BMW M1 (Traum meiner frühen Erwachsenenjahre...) von dem nur weniger als 500 Stück gebaut wurden. Über die Leistung kann man nur Vermutungen anstellen, dürfte aber in etwa das Doppelte unsere Boliden betragen.
Genug gejammert, wir stehen in den Startlöchern zur Historic Rally Vltava im benachbarten Tschechien. Wenn es mit dem akzeptierten HTP bis dahin nicht klappen sollte, haben wir die Bestätigung auch ohne die Neuausfertigung starten zu dürfen, wir sollten allerdings nicht 15 Minuten schneller sein als die Konkurrenz :-) wir werden unser Bestes tun!
Die diesjährige Ausgabe der Vltava läuft etwas anderes als in den Vorjahren. Unser kleiner Vorteil, in den zwei Nacht-Wertungsprüfungen immer einen Ticken schneller zu sein als die leistungsstärkeren Mitbewerber, fällt leider flach :-( Wir fahren mit der modernen Sumava-Rallye am Samstag und Sonntag nur in der hellen Tageszeit, in der zweiten Runde also wieder mal über den „Dreck“ der Allradfahrzeuge. Aber auch historisch Rallyefahren ist nun mal kein Ponyhof... dafür bietet der tschechische Veranstalter interessante und jedes Jahr unterschiedliche Wertungsprüfungen, was ja auch nicht zu verachten ist. Dazu gibt es immer ein leckeres Bufett am Vorabend in fröhlicher Benzingesprächrunde, einen perfekten Serviceplatz und absolut begeisterte Zuschauer und Fans an der Strecke. Nach einem halben Jahr! Rallyepause, unser letzter Start war Anfang November in Griechenland gewesen, scharren wir natürlich schon ungeduldig mit den Rennreifen!
So ganz nebenbei läuft auch die Überholung unseres „Zweitwagens“ - der Saab hatte ja auf Elba einen Motorschaden erlitten sowie eine ganze Reihe von Kinderkrankheiten entwickelt, die so nach und nach behoben werden müssen. Deadline für einen erneuten Start ist Finnland, vielleicht klappt es aber auch schon vorher, gib die Hoffnung niemals auf... Fest geplant und gebucht ist im Mai eine neue Veranstaltung in der Europameisterschaft, die Rallye Antibes in Südfrankreich auf den legendären Wertungsprüfungen der Monte Carlo Rallye. Das wird mal wieder interessantes Neuland, bleibt gespannt wie wir und stay tuned auf diesem Kanal!
Bitte noch bei 2024 oder Früher nachschauen.
Nachtrag zu den Motorsportgames
FIA Motorsport Games 2024 - Valencia oder Orangen im Kreisverkehr
Vorab, angesichts der Wetterkatastrophe in Valencia
und dem Umland, die soviel Menschenleben gekostet und immense Schäden
angerichtet hat, fällt es mir echt schwer über unsere Teilnahme als im Team
Germany zu berichten.
gleiche Straße nur 3 Tage später
646 Sportler, 82 Nationen sowie 26 unterschiedliche Disziplinen waren für diese Olympiade das Motorsport im angenehm temperierten Spanien angemeldet. Eine bunte Mischung aus von den nationalen Motorsportverbänden ausgewählte Vertreter ihrer Sportart fand sich zu einem sportlichen Messen der Kräfte zusammen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nation. Das Motto lautete
Teilnehmer des ADAC Südbayern
„FIA Motorsport Games brings nations and drivers together every two years for the world’s biggest racing festival of motorsport“.
Im Vorfeld konnte man in den Benachrichtigungen des
DMSB lesen - Das erfahrene Rallye-Ehepaar
Siegfried und Renate Mayr vertritt Deutschland erneut in der Kategorie Historic
Rally. Siegfried Mayr blickt auf eine beeindruckende Karriere mit über 200
Rallyes zurück, darunter mehrfache Starts und Platzierungen bei WRC-Läufen sowie
eine mehrjährige Teilnahme am Peugeot 205 GTI Cup. Zu seinen größten Erfolgen
zählen der Titel als Champion des Nordic Westeuro Cups 2010 und kürzlich der
Vize-Europameistertitel in der FIA Historic Rallye Kategorie 3. Gemeinsam mit
seiner Frau Renate bildet er ein eingespieltes Team, das bereits 2022 bei den
FIA Motorsport Games in Marseille und Le Castellet für Aufsehen sorgte. In ihrem
kultigen Volvo 244 GL erkämpften sie sich damals einen beeindruckenden vierten
Platz, wobei sie sogar das Team aus Spanien auf einer Wertungsprüfung schlagen
konnten. Diese Leistung unterstreicht ihre Konkurrenzfähigkeit auf
internationalem Niveau. Siegfried und Renate blicken mit Vorfreude auf die
erneute Teilnahme:„Es ist uns eine große Ehre, wieder als Teil des Team Germany
die deutschen Farben zu vertreten. Unser Ziel ist es, unser Bestes zu geben und
Spaß an dieser Veranstaltung zu haben - genau wie 2022, als wir alle zusammen
eine tolle Zeit hatten!"
Das "Ziegelstein/Porscheschreck-Team" war also wieder on tour - wir wünschten uns, ein bisschen aus dem Mauerblümchendasein des internationalen Historic Rallyesports in Deutschland herauszudriften! Trotz einem ziemlichen "powergap" zu den anderen Historic-Teams vertrauten wir auf unseren robusten und zuverlässigen "rollenden Ziegelstein" in Insiderkreisen auch als "Porscheschreck" bekannt. Mit unserem Budget, das bei anderen Teams wohl eher unter Portokasse läuft, wollten wir unser Bestes geben. „Traurig, beim DMSB ist nicht bekannt, dass Renate Beifahrer-Europameister in ihrer Kategorie war“ (O-ton eines Facebook-Kommentares). Ja, das war ein bissel schade, es war bekannt und wir haben auch ein Gratulationsschreiben dazu bekommen. Ich hatte auch passende Fotos im Rennoverall geschickt, die leider nicht verwendet wurden. Historic Rallye auf internationalem Niveau fristet im Gegensatz zu anderen Nationen in Deutschland wohl leider ein Schattendasein. Wenn ich mir die mediale Darstellung der anderen Motorsport Disziplinen so ansehe, muss ich leider feststellen, dass vermutlich unsere die mit Abstand kürzeste Vorstellung auf Instagramm und Facebook zu verzeichnen hatte, schon etwas bitter. Sagen wir mal so, wir könnten nur versuchen mit unseren persönlichen Bestleistungen zu punkten. Unser Volvo (haha, kultig ist mal ein netter Ausdruck für Opas Auto! Im englischen wird das wesentlich eindrucksvollere Wort „iconic“ verwendet) würde seinen Teil dazu beitragen, wenn auch seine Motorleistung nicht so ganz mit den Konkurrenten mithalten kann. Andererseits, was kann man aus der Fabel vom Hasen und Igel lernen?
1700 Kilometer durch die Schweiz, Frankreich und an
der Mittelmeerküste Spaniens entlang mussten auf der Achse bewältigt werden. Das
Team Germany bestand aus 28 Einzel- bzw Teamsportlern, die vom DMSB betreut und
zum Unterschied zu 2022 in einem gemeinsamen Hotel untergebracht wurden. Der
langen Anfahrt schloss sich nach der administrativen Abnahme am Circuit und dem
Bezug unseres Serviceplatzes ein Teamabend mit allen bis dahin eingetroffen
Teilnehmern an. Die jüngste Fahrerin des „Team Germany“ war 8 Jahre alt, ich
durfte somit den Alterschnitt erheblich steigern ;-) Auch der finanzielle
Hintergrund der deutschen Motorsportler war breit gefächert - von den
E-Sportlern, die außer Renn-Handschuhen nichts mitbringen mussten über die
Kartfahrer mit Leihfahrzeugen bis hin zum Rennstallbesitzer in der GT-Kategorie
war alles vertreten.
drei Tage nach der veranstaltung
Der Serviceplatz am Circuit Ticardo Tormo im Westen
Valencias übertraf allerdings unsere Erwartungen, in einem von vielen großen
Zelten war für uns ein 50 qm Platz vorgesehen, mit Strom, Wasser und Licht, dazu
dahinter Raum für das Serviceauto. Unserem Wunsch neben Team UK zu stehen wurde
ebenso entsprochen. Als Crew konnten wir unseren Ältesten Matthias gewinnen, der
uns bereits 2022 nach Le Castellet begleitet hatte sowie unseren "Hinterbänkler"
Olaf. Dieser war uns vorausgeflogen und begrüßte uns am Circuit mit dem
Leihwagen zum Abfahren der Wertungsprüfungen. Unser Serviceteam hatten wir
übrigens mit dem Worten „ihr braucht fast nix
tun außer bissel tanken und dann zuschauen und genießen...“
geködert - haha, bald glaubt uns keiner mehr! Im Endeffekt legten sie fast die
gleichen Strecken zurück wie wir, da sie auch an den Remote-Tannkstellen
anwesend sein sollten mit dem 100 Oktansprit für den durstigen Volvo. Dieser war
natürlich wieder den Regeln entsprechend im Deutschlandlook "eingekleidet"
ebenso wie wir wirklich schöne Teamkleidung bekommen hatten.
41 Teams in den Disziplinen Rally 2 (allradgetrieben), Rally 4 (zweiradgetrieben) und Historic Rally (Kategorie 2 und 3 d.h. von 1972 bis 1981) stellten sich zwei Tagen Wertungsprüfungen mit jeweils knapp 100 Kilometern auf Schotter und/oder Asphalt. Für die ersten drei Ränge in den Fahrzeugklassen, die an beiden Tagen starteten, gab es am Sonntag eine „Medalstage“ mit drei unterschiedlichen Runden auf dem Circuit. Nach dem undankbaren vierten Platz 2022 waren wir natürlich dementsprechend motiviert, es diesmal weiter nach vorne zu schaffen!
Wie in der Auflage 2022 hatten wir zum Recce alle Hände voll zu tun, standen doch zwei Schotter- sowie drei Asphaltprüfungen und der Circuit in drei Versionen zum Abfahren auf dem straffen Zeitplan. Dazu lagen diese teilweise knapp 70 Kilometer von unserem Quartier entfernt, so dass wir Mittwochmorgen nach einem Schnellfrühstück bereits kurz nach 7 Uhr im Dunkeln unterwegs waren. Gut dass wir bereits Griechenland erprobt waren, die beiden je knapp 15 km langen Wertungsprüfungen waren sehr hart, eng und anspruchsvoll durch ihre ständig wechselnden Bedingungen. Sie führten durch wenig besiedeltes Agrarland, das hauptsächlich von Weinbau geprägt ist und auf meist rotem Lehmboden, der ziemlich ausgetrocknet schien. Bis wir beide Strecken zweimal abgefahren hatten, war es fast Mittag. Wir gönnten uns gerade einmal 10 Minuten für Tanken und einen Kaffee, hatten wir doch noch drei Asphaltprüfungen mit derselben Länge zu absolvieren! Diese entpuppten sich als äußerst anspruchsvoll wie auch sehr abwechslungsreich und führten durch Zitrusfrucht-Plantagen, deren Bäume sich teilweise unter der Last der reifen Früchte bogen!
Dazu hatten wir geplant, spätestens gegen 16 Uhr unser Team aufzusammeln um zur Eröffnungsfeier pünktlich in Valencia zu erscheinen. Das Ciudad de las Artes y las Ciencias ist ein architektonisch umwerfender Museums- und Ausstellungskomplex im Zentrum der Stadt. Wir hatten nach Einzelshootings des DMSB ein großes Nationenposting auf der Treppe vor dem Museum und durften später wieder auf den Laufsteg im Scheinwerferlicht unser Team Germany repräsentieren.
Vermutlich versteht man als Sportler erst bei der zweiten Teilnahme den Sinn dieser Großveranstaltung - ein Fest des Motorsports ungeachtet von Alter, Geschlecht und Sportart. Ob nur wenige Minuten auf der Kartbahn oder zwei Tage auf den Rallysonderprüfungen, alle hatten die gleichen Chancen auf Medaillen, naja fast alle ;-)
Bereits auf der Anfahrt, wir befanden uns mitten in
Frankreich kurz vor Mitternacht erreichte uns ein Hilferuf unseres schwedischem
Rallyefreundes Ted Malm, der ein Ersatz Zugfahrzeug für ein befreundetes
Rallyeteam suchte. Ihnen war auf der Anfahrt Höhe Kassel der Motor geplatzt und
sie hatten keinen Erfolg bei ihrer Suche nach einem Leihfahrzeug. Wir konnten
leider nicht helfen, das Team hat es aber trotzdem bis Valencia geschafft! Auch
unser Team Germany Kollege aus der Drifting Abteilung war vom Pech verfolgt.
Sein Gespann blieb ebenfalls wegen eines Motorschaden liegen, mitten in
Frankreich. Sie konnten dann zwar ebenfalls den Circuit erreichen, jedoch endete
die Pechsträhne mit einem Getriebeschaden des Rennautos im Qualifying!
Donnerstag war dann Tag der technischen Abnahme, des freien Trainings auf dem Circuit sowie der qualifying stage, einer Runde auf dem Circuit, welche die Startposition des Freitag bestimmte. Wobei „Runde“ relativ einfach klingt, in der Realität war das ein Gemenge aus Mittelteil auf dem Rundkurs sowie einige Abzweigungen, teilweise in den engen Strecken zwischen Tribüne und eigentlichem Circuit, gewürzt mit Betonpollern und Reifenstapeln. Die Zeit war für unseren „Dicken“ echt sehenswert, dritte in der Historic nach Zippos Quattro und dem unglaublich schnellen englischen Toyota, 35 Sekunden schneller als Antonio Sainz im Porsche!
Freitagmorgen ging es dann endlich richtig los! Die Verbindungsetappe bis zur ersten Wertungsprüfung auf Schotter ging schon mal knapp 60 Kilometer, davon über 50 auf der Autobahn. Der linke Vorderreifen quittierte bereits nach 25 Kilometer den Dienst und ließ uns auf den Außenseiten der Karkasse ohne Lauffläche in die rettende Tankstelle rollen - ging ja schon mal gut los :-( wobei insgesamt mehr als 200 Kilometer Verbindungsetappe allein nur auf der Autobahn und mit Schotterreifen und kurzer Achse echt grenzwertig waren!
Aber damit nicht genug - nach knapp 6 Kilometer auf WP 1 in einem Abzweig blieb das Auto plötzlich stehen - der Anlasser drehte verzweifelt aber der Motor startete nicht! Fehlersuche und Fehlerbehebung dauerte dann ziemlich genau 10 Minuten 30 Sekunden laut Inboardkamera. „Ihr dürft hier nicht stehen bleiben“ war der mehrmalige Kommentar eines Streckenposten, das konnte uns aber auch nicht weiterhelfen - ich hätte mir das freiwillig auch nicht als Parkplatz ausgesucht!
Wir waren kurz zuvor über ein tiefes Loch gefahren, das vermutlich für den Bruch des ",Notaus" verantwortlich war. Was heißt, die Zündspule war lahmgelegt und der Motor bekam keinen Zündfunken. Bis auf die eine oder andere Kleinigkeit lief es bis dann bis zur letzten WP 7, dem Circuit auf Schotterreifen. Diese Show wollte sich nicht mal unser Historic Sports Manager entgehen lassen. In der Endabrechnung haben wir aber trotzdem die A....Karte gezogen und standen trotz guter Zeiten auf den anderen sechs Wertungsprüfungen auf P 6.
Aber Samstag war ein neuer Tag - es ging nach dem teils sehr groben Schotter rund um Utiel auf äußerst anspruchsvolle und abwechslungsreiche Asphaltprüfungen im landschaftlich reizvollen Hinterland Valencias mit großen Orangenplantagen auf sehr fruchtbarem Boden. Kann sich noch jemand an Zeiten erinnern als es noch nicht rund ums Jahr Zitrusfrüchte zu kaufen gab? "Valencia Late" war der Name der heiß begehrten Früchte nach Weihnachten, wenn nur noch Äpfel und Bananen in der Obstschale lagen. Witzigerweise stand auch so eine kleine Orangenplantage inmitten des Circuit Ricardo Tormo.
Die letzte Sonderprüfung im Nordwesten von Valencia wurde nach einem Unfall abgebrochen und wir zurück zum Circuit geschickt. Auf dem Weg hatten wir noch eine interessante Begegnung mit der allgegenwärtigen Polizei. Vor einem Kreisverkehr stauten sich sich einige Rallyefahrzeuge, umgeben von einem Dutzend Polizisten. Zuerst konnte sich niemand einen Reim drauf machen, wir blieben jedoch entspannt da wir genügend Fahrzeit zur Verfügung hatten. Es stellte sich heraus, dass die Beamten der Meinung gewesen waren, wir führen mit nicht zugelassenen Rundstreckenautos und dürften gar nicht einfach so unterwegs sein. „You are not allowed to drive outside the Circuit“ - da lag wohl ein kleines Missverständnis vor...
Am späten Samstagnachmttag waren wir im Ziel, nicht am Ziel - unser Traum wäre die Medalstage auf dem Circuit am Sonntag Nachmittag gewesen. Leider hatte uns ja bereits in der ersten Wertungsprüfung des Freitags die Technik einen Streich gespielt, in der Endabrechnung fehlten uns 9 Minuten 15 Sekunden auf den Drittplatzierten Antonio Sainz was heißt, rein rechnerisch wären wir vor ihm platziert gewesen. Wer kennt es nicht „hätte wenn und aber, alles nur Gelaber“.
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Auf der letzen Sonderprüfung des Samstags, eine Runde auf dem Circuit, konnte unser Volvo nochmals 18 Sekunden auf den Porsche gut machen, trotz eines spektakulären Ausfluges ins Kiesbett und ich hatte eine kurze Schrecksekunde, ob wir mit den Rennreifen steckenbleiben könnten. Am Anfang der Zielgeraden mussten wir noch einen kleinen Zweikampf mit einem Reifenstapel ausfechten, von dem ich schwören könnte, dass er am Vortag ein ganzes Stück weiter außen gestanden wäre... Das Publikum hatte aber sicher seinen Spaß bei der Show. Wir haben alles gegeben, der undankbare 4. Platz ist also nun die Ausbeute von anstrengenden 4 Tagen, was soll frau da noch sagen... außer vielen Dank an meinen Fahrer, Mechaniker und Ehemann, unseren Sohn Matthias und unserem unerschütterlichen Mechaniker, Berater und Freund Olaf!
In der Endabrechnung fuhren die vier für Team Germany gestarteten Rallyeteams einmal Gold und einmal Silber ein, ein vierter platz für unseren Volvo und ein technischer Ausfall. Ob es für uns in zwei Jahren einen dritten Versuch geben wird, steht noch in den Sternen. Bis jetzt ist noch nicht einmal ein zukünftiger Austragungsort bekannt, gemunkelt wird von ausserhalb Europas.
Goodbye Valencia - gerne wären wir in der Startaufstellung für die Medalstage dabei gewesen - das Fehlerteufelchen auf WP 1 hat einfach eine Minute zu lange grinsend in der Elektrik gehockt bis eine Weiterfahrt möglich war! Von den gefahrenen Zeiten her hatten wir am ersten Tag den drittplatzierten Porsche mehr als deutlich im Griff! So blieb wieder einmal der undankbare 4. Platz für uns und wir damit auf der Zuschauertribüne am Finaltag.Wir hatten trotzdem unseren Spaß auf den höchst anspruchsvollen und sehr unterschiedlichen Wertungsprüfungen in einer unvergleichlichen Landschaft und mit begeisterten Zuschauern an Strecke!
Deutsche Medaliengewinner