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Rallye Erinnerungen wie es zum Saab 99 2024 kam Videos auf Youtube Kanal
hier gibt es Informationen über die Rallyeaktivitäten von Siegfried und Renate
EWRC Rallyresults Siegfried Mayr EWRC Rallyresults Renate Mayr
11.09
Acropolis Historic Rallye
- Aller guten Dinge sind drei oder
"συστροφή της μοίρας"
Wer mich kennt, kein Bericht ohne Spruchklassiker -
„Ὁκόσα φάρμακα οὐκ ἰῆται, σίδηρος ἰῆται -
Was Medikamente
nicht heilen, heilt das Eisen.“
(Hippokrates von Kos) -
das
klingt als hätte sich Griechenlands
berühmtester Arzt bereits einige Jahrhunderte v. Chr. mit dem Leiden eines
Rallyeautos befasst!
Doch wie immer von Anfang an... Nachdem der dicke
Schwede den finnischen Schotter relativ unbeschadet und mit voller Punktzahl im
Gepäck gemeistert hatte, lief die letzte Vorbereitungsphase für die Acropolis
Historic Rallye an. Hotelbuchungen, Fährüberfahrten, sowie Flugtickets für unser
Service-Team und das Erstellen eines Recce-Plans standen an. Um unserem Sohn
Matthias sowie dem dankenswerterweise kurzfristig eingesprungenen Helmut
Schindelegger möglichst kurzes Fernbleiben von Arbeit oder Zuhause zu
ermöglichen, starteten wir bereits Samstag Nachmittag mit dem Gespann Richtung
Hafen Bari (zur Erinnerung, das liegt schon im "Absatz" des italienischen
Stiefels). Erst vor dem Scruteneering und Zeremonienstart am Donnerstag sollten
beide per Flieger nachkommen. Spoiler: It's a long way to Bari!
Auf der Startliste war wieder mal vertreten, wer im historischen Rallyesport Rang und Namen hat. An erster Stelle natürlich ein hochmotivierter und entschlossener Jari Matti Latvala, der seine Titelchancen um alles in der Welt wieder auf Kurs bringen wollte, nachdem er bei den letzten drei Läufen technisch bedingte Ausfälle zu verzeichnen hatte. Latvalas letzte Chance auf den Gesamttitel 2025 wäre nach einem Erfolg in Griechenland (2013 hatte er übrigens beim WM Lauf Acropolis gewonnen!) vermutlich die spanische Rallye Asturias und die Rallye Fafe in Portugal, die allerdings zeitgleich zum WRC Lauf in Japan wäre, wo er eigentlich als Teamprinzipal antreten sollte.
Dazu gesellten sich 9 eingeschriebene EHRC Starter, wovon der Franzose Metivier (man erinnere sich, er hatte in Finnland 10 Minuten im Graben verbracht) wegen eines Motorschadens leider kurzfristig seinen Start absagen musste. Ebenso kamen eine ganze Reihe griechischer Teams aus der nationalen Schottermeisterschaft wie auch internationale Wildcard Nennungen zusammen, so dass schlussendlich mehr als 50 Sporting Teams über die Startrampe unterhalb der Acropolis geschickt wurden. Zitat eines Copiloten, James O'Brian zum Bauzustand derselben "43 years since I was here and they still haven’t managed to roof the thing"!
beide Grahams
Aus Belgien reisten Vater und Sohn de Mevius an, Ghislain mit einem Mazda 323 Turbo, der bereits 2024 in Griechenland für Furore gesorgt hatte, indem er die Rallye bis WP 8 mit mehr als 2 Minuten Abstand auf den Titelaspiranten Erdi anführte, bis ein Motorendefekt für den Ausfall sorgte (leider widerfuhr ihm dieses Jahr das gleiche Missgeschick). Sein Vater Gregoire setzte nun 2025 seinen originalen Nissan Sunny GTI- R aus der Rallye WM der 90er mit der relativ hohen Startnummer 46 ein (er kam im Endklassement auf P$4, nuur wegen einer Zeitstrafe verpasste er das Podium). Kleine Parallele - er ist gleiches Baujahr wie mein Fahrer und hat nur ein Jahr vor uns seine Karriere gestartet. 1987/88 wurde er Gruppe N Meister in Belgien, bevor er in der WRC 1991/92 jeweils den Gruppe N Cup mit dem Nissan gewann.
Ein weitere deutscher Starter, Thomas Kübler mit
einem portugiesischen Navigator, meldete mit dem Mercedes 500 SL ein selten
vertretenes Fahrzeug, dessen Automatik Getriebe einen besonderen Fahrstil
erforderte. Für das Team im übrigen eine ganz besondere Jungfernfahrt, sah man
sie bis dahin auf Show Events und nur auf Asphalt! Sie beendeten die Rallye auf
P 29, selbst eine zielankunft als Letzter wäre unter diesen Voraussetzungen
beinahe einem Sieg gleich zusetzen!
Neben Jari Matti hatten außerdem zwei finnische Teams die wirklich weite Anreise von 3.500 Kilometer über Land und 4 Tagen auf sich genommen. Das Team Hapulahti/Nordström mit dem fast baugleichen Volvo 242 erfüllte sich nach der erfolgreichen Zielankunft in Lahti vor drei Wochen einen griechischen Traum. Obwohl Pasi teils deutlich schneller auf finnischem Schotte war als wir, fragte er uns ganz bescheiden, ob es besondere Tricks oder Geheimnisse für die griechischen Wertungsprüfungen gäbe! Spoiler - nein... und Spoiler - sein Volvo ist als Zweitürer doch etwas leichter und nach eigenen Angaben mit 206 Ps deutlich besser motorisiert. Das andere finnische Team kannte "die Acropolis" bereits vom Vorjahr, als sie mit ihrem Datsun Violet die Rallye als 37. beendeten.
Unsere
Reise war doch etwas kürzer, Montag früh Ankunft in Patras und der Zeitplan für
den Tag schon sportlich straff, wollten wir doch die für Montag und Donnerstag
erlaubten Strecken 1 bis 4 abhaken, die großenteils neu waren, um unsere
Serviceleute dann in Ruhe am Donnerstag abzuholen. So hieß es ins Velodrom
Olympiastadion nach Athen fahren um die Unterlagen zu holen und das Rallyeauto
abzuladen. Dann zum Flughafen den Leihwagen holen und Richtung Thiva mit beiden
Autos samt leerem Hänger zu steuern. Es herrschten Temperaturen um 33 Grad und
es sollte bis Mittwoch noch heißer werden, doch ein kleiner Unterschied zu
Anfang November der letzten beiden Jahre! Am späten Abend stellten wir unseren
Hänger im Servicepark am Hafen von Itea ab und checkten in einem sehr netten
Hotel in Delphi ein. Schnell noch leckeres Essen im Restaurant vom Vorjahr
eingenommen und ab ins Bett nach dem langen Tag.
Dienstag standen bekannte und neue Sonderprüfungen
rund um Itea an, so blieben für den Mittwoch nur noch zwei übrig. Diese ältere
Schildkrötendame wäre zwar, fit wie sie war, eigenfüßig über die Straße
gekommen, ich wollte aber sicher gehen und habe ihr geholfen. Beide WP waren
locker bis mittags erledigt, wir stellten den Leihwagen nach gründlicher Wäsche
neben den Hänger und hatten so unseren Serviceplatz sicher. Entspannt ging es
dann nach Vilia, einem kleinen Touristenort im Nordwesten Athens, den ich als
letzten Zwischenstopp vor dem Start geplant hatte. Das Hotel selbst war okay,
der Treffpunkt der Jugend etwas unterhalb vor dem Balkon im zweiten Stock ließ
allerdings erst einen Nachtschlaf weit nach Mitternacht zu :-(
Donnerstag hieß es dann endlich Richtung Athen und Startort aufbrechen. Unser Appartement lag in Sichtweite des Meeres und in der Nähe des Flughafens, wo wir am späten Nachmittag unsere Servicecrew abholten. Abends gab es selber gemachten Tacosalat mit Abendrot über dem Meer.
Freitag
war reserviert für technische Abnahme im Velodrome Olympiastadion und ab 18 Uhr
für den obligatorischen Zeremonienstart unter der Acropolis. Um der Rushhour zu
entgehen, waren wir schon bald nach 15 Uhr vor Ort (Spoiler - es gibt glaube ich
keine Rushhour, die ist 24 Stunden...) und tranken erstmal gemütlich Wasser und
Kaffee. Man braucht ungefähr 45 Minuten für knapp 12 Kilometer, jeweils hin und
zurück, dazu zusätzlich im geforderten Overall bei voller Heizung um den
Schweden vor Überhitzung zu schützen (man erinnere sich, letztes Jahr standen
wir mitten im Verkehrstrubel mit kochendem Kühler)!
Der Fahrer wäre gerne Freitagabend noch wie auf dem
legendären Foto mit dem HB-Audi Team bei der Acropolis 1984 zum „Romatic Dinner“
am Meer essen gegangen (plus natürlich dem ebensolchen Foto), fügte sich aber
schlussendlich dem Wunsch der Servicecrew nach schlichter Pizza ...
Und dann ging es Samstagvormittag endlich los Richtung Thiva und der ersten WP „Asopia“ wo wir es erst einmal wieder zum „einschießen“ ruhiger angehen ließen. Unsere finnischen Mitbewerber, die direkt vor uns starteten, waren bereits auf den ersten drei Sonderprüfungen jeweils schneller - okay in Finnland fahren sie halt nur auf Schotter, egal welche Rallye... Sonderprüfung 2 „Thiva“ hatte ich ja bereits letztes Jahr als „Sandkasten für Rallyeautos“ bezeichnet, mit dem Unterschied dass er dieses Jahr einfach mal in umgekehrter Richtung bespielt wurde. Vor einer extrem steilen L2 hatte ich etwas Respekt, wühlten wir uns doch beim Abfahren ziemlich mühsam den Hang hoch. Bis wir dort im Renntempo ankamen, war das lockere schon beiseite geschaufelt und auf den harten Rillen ging es dann einigermaßen.
Nach WP 4 hatten wir uns auf einem passablen P 19 eingerichtet, etwas mehr als eine halbe Minute hinter dem schnellen Finnen, auch wenn wir diese mit 4 Sekunden Vorsprung für uns sichern konnten. Unseren italienischen Kategoriemitbewerber im Ford Escort hielten wir locker mit mehr als 5 Minuten auf Abstand.
Sonderprüfung 5 „Mavroneri“ wurde mit kleinen Änderungen bereits seit 2023 gefahren und wir mögen sie immer noch nicht (damals ließ sich übrigens ein griechischer Fahrer vom Popen der am Start gelegenen Kirche noch schnell segnen), man erinnere sich auch an die direkt vor uns cruisenden Motocrossfahrer. Dieses Mal war es die Tür... kurz nach dem Start staubte es im Auto „mach deine Tür zu!“ kam vom Fahrersitz, gesagt getan. Es staubte weiter, ich versuchte es nochmal. Wieder Staub, auf der langen schnellen Geraden gab es keine Möglichkeit, also warten bis zum engen L2 Abzweig.
Leider rutschte mir beim Anbremsen und einer Bodenwelle das Bordbuch samt Aufschrieb Teil 2 vom Schoß unter die Fußstütze und konnte nicht mehr hochgeholt werden. So fuhren wir also das letzte Drittel auf Sicht :-( trotzdem blieb immer noch eine 23. Zeit auf der Uhr. Es war dann übrigens die Fahrertür, die nicht richtig geschlossen war... Mit genau dem gleichen Problem blieb ich wohl nicht alleine, jedoch mit weit schlimmeren Folgen! Das australische Team Snooks/Snooks mit dem englischen Ford Escort stand nämlich Sonntagfrüh auf der Restartliste - aus einem etwas ungewöhnlichen Grund - der Beifahrer hatte nach dem Start zu WP 6 wohl versucht, die nicht korrekt geschlossenen Tür nochmals zu schließen, wobei ihm bei dieser Aktion Bordbuch wie auch die Zeitkarte abhanden kam! Ohne dieses wichtige Dokument fiel das Team aus der Wertung und hatte glücklicherweise am zweiten Tag die Chance per Superrallye wieder zu starten.
Und dann ging es zur letzten Sonderprüfung bei Tageslicht, meiner Lieblingsprüfung „Parnassos“ im griechischen Skigebiet mit Start auf etwa 1250 Meter über Meereshöhe. Im Gegensatz zu den beiden letzten Jahren war ich etwas entsetzt über den Zustand dieses eigentlich wunderbaren alten Tannenwaldes, die Trockenheit der letzten beiden Sommer und Winter haben mindestens 10 Prozent der Bäume den Todesstoß versetzt :-(
Bis zur etwas mehr als die Hälfte lief alles perfekt, bis in einer L3 zwei kurze harte Schläge zu hören waren und das Auto begann sich merkwürdig anzufühlen. Wir nahmen Tempo raus um mal kurz zu rekapitulieren, was hätte sein können. Nach kurzer Strecke bergab war klar, hier war etwas mit dem Antrieb der Hinterachse bzw dem Differential. So blieb uns nur mit wachsender Verzweiflung sowie Vorsicht das Auto ins Ziel zu bewegen. Mit einer 25. Zeit auf der Rechnung bemühten wir uns, nach kurzem Check im Remoteservice, ins Regrouping und zum Abendservice vor WP 7, der Nachtprüfung „Amfissa“ zu gelangen.
Mit enttäuschter Miene und dem ziemlich wahrscheinlichen Totalausfall vor Augen warteten wir dort unsere knapp 20 Minuten ab. Wie mein angetrauter Ehemann, Fahrer und Mechaniker immer so schön zu sagen pflegt „Mayrglück muss man haben“ stellte sich heraus, unser finnischer Markenkollege hatte für sein griechisches Abenteuer perfekt vorgesorgt! Neben einem Ersatzmotor, Ersatzgetriebe und anderem hatte er eine Hinterachse dabei! Und was soll ich sagen, er war bereit sie uns zu überlassen! Laut World Happiness Report belegt Finnland den unangefochtenen Platz 1 auf der Liste der glücklichsten Menschen von 147 Nationen. Nicht nur das, sie besitzen auch die Fähigkeit andere Menschen glücklich zu machen, nämlich uns! (Griechenland befindet sich übrigens leider abgeschlagen auf Platz 81)
Aus den nach der Rallye veröffentlichten Onlinenews der Lahti Historic Rally; „Das Hapulahti-Team zeigte auch großartige Zusammenarbeit, als das Heck des Volvo des deutschen Ehepaars Siegfried und Renate Mayr, die seit mehreren Jahren, auch in diesem Sommer, in Lahti Rennen fahren, kaputt ging. „Wir haben ihnen das Heck geliehen, das wir als Ersatzteil hatten. Sie waren wirklich glücklich, als sie das Rennen fortsetzen und weiterhin gute Positionen im Punktekampf behalten konnten“, sagte Hapulahti.“ (aus dem Finnischen übersetzt)
Damit war zwar Tag 1 gelaufen und auch die folgende, von uns favorisierte Nachtsonderprüfung konnte natürlich nicht gefahren werden, aber wir hatten die Möglichkeit, Sonntag wieder ins Geschehen eingreifen zu können. Das Team gab alles, schwitzte, schraubte und fluchte, aber nach mehr als zwei Stunden konnte nach kurzer Probefahrt Vollzug gemeldet werden - morgen früh geht es weiter! Nochmals vielen Dank an dieser Stelle an unser Serviceteam Matthias Mayr und Helmut Schindelegger, ihr habt euch ein Plätzchen im Paradies erarbeitet...
Was war eigentlich passiert? Die Hinterachse samt Diffentialsperre hatten wir erst im Dezember in Schweden neu konfigurieren lassen von „lang“ = 5.38 auf „kurz“ = 4.88 um in kurzen, engen Kurven und Kehren besser beschleunigen zu können. Jetzt hatten wir wohl einfach Pech oder auch die Belastung war für einen Bruchteil einer Sekunde zu hoch, so dass der eine oder andere Zahn der Planetenräder ausbrach. Der Unterschied zur kurzen Achse ist bei der langen, die uns das finnische Team überlassen hatte, dass bei gleicher Geschwindigkeit zwar 500 U/min weniger auf dem Drehzahlmesser standen, aber eben wie gesagt weniger gut für Spitzkehren wie in Griechenland. Aber egal, Hauptsache es ging wieder voran!
Nach relativ kurzer Nachtruhe standen wir schon vor 7.30 mit den anderen Fahrern, die nach Superrallyereglement auch wieder starten durften, am Parc ferme. Dann gabs einen schnellen Kaffee, Start, Nachtanken und auf gings zur Tagessonderprüfung „Amfissa“ die im Gegensatz zur letztjährigen Auflage in umgekehrter Richtung, das heißt fast alles bergauf gefahren wurde. Die von uns nicht absolvierte WP 7 vom Vorabend schlug übrigens mit 10 Minuten Strafzeit plus auf die virtuelle Fahrzeit, die der unseres finnischen Markenkollegen entsprach, zu Buche. Auf WP 8 fuhren wir dann übrigens witzigerweise haargenau die gleiche Zeit, auf P 23 das finnische Team bzw P 24 unser Volvo! Wir spulten ohne weiteren Probleme, auch ohne Reifenschäden! die Sonntagsprüfungen ab, die meiner Meinung nach die teils schöneren und anspruchsvolleren waren. Bei bis zu 32 Grad eine Herausforderung für Fahrer, Servicemannschaften wie auch für die Streckenposten, Sportwarte, Zeitnehmer und Medienbegleiter! Auf der letzten Sonderprüfung, eine für 2025 neue und interessante, fuhren wir sogar die 13. Zeit. (Motto des Fahrers - ich hab alle Kilometer bezahlt, also wird bis zum letzten Gas gegeben!)
Delphi als Zielort mit spirituellem Flair zu wählen war etwas ganz besonderes für diese Rallye! Es gilt als das geistige Zentrum der antiken Welt und Standort des gleichnamigen Orakels (ihr wisst, mein Hang zu Spruchweisheiten ;-) oder was wollte uns das Orakel von Delphi dieses Jahr sagen? „Die Würfel Gottes fallen immer richtig.“) Das europäische Kulturzentrum war dann ein Ziel der besonderen Art - nach der Rampenüberfahrt wartete im Openairtheater “Frynihos”, einem altgriechischen Amphitheater nachempfunden, ein erfrischendes und sättigendes Buffet auf uns. Fahrer, Service und Freunde waren dazu eingeladen, ein tolle Geste der Veranstalter, Hut ab! Danach fand die feierliche Siegerehrung mit Pokalübergabe vor laufenden Kameras statt.
Das war schon eine spezielle Atmosphäre, die wir zum Schluss leider nicht mehr so recht genießen konnten. Das Tageslicht schwand und wir wussten ob der zusätzlichen Arbeit die uns noch bevorstand. Unser großzügiger Mitbewerber aus Finnland wollte zeitig Montag früh wieder Richtung Norden starten und gerne seine Hinterachse mit heim nehmen. Also hieß es nochmal in den Monteuranzug und etwas mehr als eine Stunde später war es geschafft. Danach ab ins Bett, denn unsere fleißigen Serviceleute mussten früh zum Flughafen nach Athen, Leihwagen abgeben und wir uns auf den Weg nach Patras zum Fährhafen machen.
Was war das für ein Wochenende! Zwischen Schweiß, Staub und Tränen, von Verzweiflung zur Hoffnung und Dankbarkeit - aller guten Dinge sind drei, nach 2023 und 2024 haben wir es ein drittes Mal gewagt und Klasse und Kategorie gewonnen, trotz Restart und Strafzeit, weil wir die eigentlich von uns favorisierte Nachtsonderprüfung nicht fahren konnten und auch noch vor dem in der Meisterschaft eingeschriebenen Italiener mit dem Escort. Ohne unser Serviceteam Matthias Mayr und Helmut Schindelegger, das alles gegeben hat und die großzügige Geste des finnischen Teams Hapulahti/Nordström mit der Überlassung ihrer Ersatzhinterachse (die uns den A.... gerettet hat) wäre das alles nicht möglich gewesen!!! P.S. Die griechischen Worte συστροφή της μοίρας im Titel bedeuten übrigens „Wendung des Schicksals“ - passender geht es wohl kaum :-)
Nächster Halt - vermutlich Portugal mit Zentrum in Fafe, stay tuned auf diesem Kanal!
24.08
Lahti Historic Rallye - I see fire oder „Schmeiß das Ding raus!“
Wer kennt ihn nicht nicht ;-) Mike Krügers legendären Song... „Denn da hatte Walter im Flur Rauch entdeckt und sofort erkannt daß nur ein Feuer dahintersteckt. Laut "Feuer Feuer" rufend riss er den Löscher von der Wand - natürlich mit Halter Alle die ihn sah'n meinten nur: MEIN GOTT WALTER!" Unser Volvo wollte uns nämlich 20 Minuten vor dem Start zur Lahti Historic Rallye ein bisschen einheizen - was war passiert? Nach einem Probestarten kurz vorher blieb die Benzinpumpe an und der Luftfilter vor den Weber Doppelvergasern hatte sich mit 100 Oktan Sprit vollgesaugt. Der nächste Startversuch mit einigen Fehlzündungen setzte diesen schnell in Brand, es quoll Rauch aus der Motorhaube! Beherzt zog der Fahrer seine Handschuhe an, riss die Haube auf und sofort loderten die Flammen etwa 30 Zentimeter hoch! Ich schrie nach dem Feuerlöscher, aber er schleuderte das brennende Teil aus dem Auto, wo es sofort von den nebenstehenden schwedischen Serviceleuten gelöscht wurde, vielen Dank nochmals an dieser Stelle für die schnelle Hilfe! Ausser dem Schreck und dem verbrannten Luftfilter war kein Schaden enstanden. Da unser Service bereits auf dem Weg zur weit entfernten Tankzone in Oitti war, wurde schnell mit einem Stück Metallgitter provisorisch die Vergaseröffnungen geschützt. Adrenalin war jetzt genug vorhanden für den Rampenstart und die erste Wertungsprüfung! (O-ton Olaf A, „ich sag jetzt nicht was ich denke...“)
Aber wieder mal von Anfang an - Finnland lässt uns einfach nicht los und so machten wir uns bereits zum fünften Mal in der Europameisterschaft auf den Weg in den hohen Norden. Seit 1990, als uns der Virus dieser wunderbaren Landschaft und den endgeilen Schotterpisten das erste Mal gepackt hat, haben wir bereits an die zwanzig Mal das Land der Mitternachtssonne und der glücklichsten Menschen bereist. Unser Stammgast auf dem imaginären Rücksitz, Olaf A. war wieder mit von der Partie - erfahrener Servicemann, technisch ausgefuchster Profi und mittlerweile nicht mehr wegzudenkendes Familienmitglied. Wenn er das magische Wort „Finnland“ hört, ist er ohne lange zu Überlegen mit dabei! Sonntagvormittag starteten wir Richtung Hermsdorfer Kreuz, sammelten unseren dritten Mann auf und fuhren spätabends in Rostock auf die Fähre nach Trelleborg.
In der Historic Klasse hatten 40 Starter gemeldet, davon jedoch nur 8 eingeschriebene Teilnehmer der Europameisterschaft :-( Der Vorteil für uns bestand darin mit der Nummer 110 starten zu dürfen, also beste Bedingungen für den dicken Schweden ;-) Schade allerdings für die Organisatoren, die sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt hatten, um den Teilnehmern beste Bedingungen rund um die Veranstaltung zu bieten! Der Stargast, wie schon bei den letzten vier EHRC Läufen, war Jari Matti Latvala, bestens vorbereitet durch den zwei Wochen zuvor absolvierten Start bei der WRC Secto Rallye Finnland, wo er mit dem zweiten Platz der WRC2 Kategorie abschloss. Leider war ihm in der Meisterschaft dieses Glück bisher nicht immer hold, bei vier Starts holte er zweimal den Gesamtsieg, fiel allerdings technisch bedingt auch zweimal aus.
Dienstag spätabends landeten wir in Lahti in einem perfekten Ferienhaus, das beste eigentlich was wir bisher je hatten. Genügend Abstellplatz für das gesamte Gespann mit Rallyeauto und zwei Schlafzimmern, Sauna und großer Küche mit allem Zubehör. Nach dem Frühstück hieß es Unterlagen holen und WP besichtigen - bis auf eine die identisch mit dem Vorjahr war, mussten wir die anderen fünf neu schreiben. Bereits die „Freitagsrunde“ ließ uns einschließlich unserem Dauerrücksitzgast begeistert mit der Zunge schnalzen! Das waren echte Finnlandprüfungen, schnell, perfekter feiner Schotter, weite schwingende Kurven mit den bekannten Kuppen dazwischen! Auch die Samstagsrunde ließ keine Wünsche offen, da hatten die Veranstalter echt tolle Strecken ausgesucht!
Unsere finnischen FIA Delegierten Paavo und Petteri hatten uns einen Termin in einer Werkstatt vermittelt, dessen Besitzer selber bei der Rallye startete, einen Leistungsprüfstand besaß und vergasertechnisch gut drauf sei. Und hier kommt O-ton Olaf A. „schmeiß das Ding raus“ (womit er meinte, die ursprünglich verbaute K-Jetronic sei seiner Meinung nach die bessere Wahl...) Der Fahrer kam danach etwas getrübter Stimmung zurück, die Motorleistung mit belegten 161 PS waren doch deutlich unter dem angenommenen Wert! (Spoiler: kurz vor dem Rallyestart relativierte Petteri das Ergebnis, die „Rolle“ sei rallyespezifisch sehr straff eingestellt, der Besitzer fährt nämlich einen 240er Volvo mit einem M3 Motor! Und so könne er getrost 15 Prozent draufrechnen was einen etwas beruhigenderen Wert von ca 185 PS ergibt...)
Das Wetter war am Freitagvormittag leicht bewölkt mit angenehmen +/- 20 Grad, Olaf war mit dem Servicemobil bereits zum Tankstopp vorgefahren. 20 Minuten vor der Startzeit sollte sich das Auto in den Startbereich begeben, aber irgendwie schien der Volvo Selbstmordabsichten zu hegen - siehe oben (merke: drohe nie einem Rallyeauto mit dem Feuerzeug wie zwei Wochen zuvor passiert, das könnte sich rächen)! Die erste Runde von drei verschiedenen Wertungsprüfungen begannen wir noch etwas vorsichtig.
Das Schotterfeeling stellte sich dann im zweiten Durchgang nach 9 Monaten Asphaltrallyes wieder ein, auf WP 4 und 5 fuhren wir jeweils 20 Sekunden schneller als beim ersten Mal. Auf WP 6 ließ der Fahrer beinahe einen Hauch zu lange stehen - "nach Kuppe sofort R2" - die Zuschauer hatten schon das Seil griffbereit mit dem finnischen Urschrei "Oioioioihh" - aber gut gerettet!
von JPELTSI 2025
Im Abendservice vor dem Overnighthalt, hielten wir P19 zwischen den beiden Australiern mit den britischen Escorts und vor zwei finnischen Volvos, der dritte 70 kg leichtere Volvo samt Fahrer war dann eine andere Hausnummer auf P 17. JML hatte leider bei seinem 5. EHRC Start wiederum schlechte Karten, nach WP6, der letzten des Tages, machte sein Motor schlapp - er führte bis dahin die Gesamtwertung mit mehr als 3 Minuten Abstand an! Auch der zweitschnellste in der Meisterschaft, der Schwede Johansson mit dem Audi Quattro, musste bereits zum Mittagsservice wegen Motorproblemen die Segel streichen.
Der Samstagmorgen startete nach einem nächtlichen Regen wolkenverhangen mit Aussicht auf weitere Niederschläge. Zwei nagelneue Schotterreifen hatten wir uns für die zweite Runde der drei verschiedenen Sonderprüfungen als Joker aufgehoben. Diese kamen dann im Mittagsservice bei drohenden dunklen Wolken auf die Hinterachse, wir lagen zu der Zeit auf einem stabilen P5 in der Meisterschaft. Der Franzose Metivier mit dem pfeilschnellen Escort, der zum ersten Mal auf finnischem Schotter unterwegs war, hatte leider in WP 3 am Vortag schon Bekanntschaft mit einem Graben gemacht und dabei mehr als 10 Minuten eingebüßt und somit auf P6. Dank eilends herbeigerufener Zuschauer konnte das Team diesen jedoch noch innerhalb der Karenzzeit verlassen und ohne weitere Zeitstrafe die nächste Runde in Angriff nehmen!
Die finale Runde begann mit
teils heftigem Regen, auf WP 11 fiel dann zusätzlich noch mitten auf der Prüfung
und im wolkenbruchartigen Niederschlag der Scheibenwischer aus. Im Blindflug und
nur nach Ansage ging es Richtung Ziel, trotzdem fuhren wir noch die 16. Zeit vor
den beiden Australiern. Auch die letzte Sonderprüfung, die teils sehr „slippery“
war, konnten wir noch mit einer 15. Zeit absolvieren, die Mitbewerber ließen es
da meist schon sehr verhalten angehen um ins Ziel zu kommen.
Dieses Mal wurden die mittlerweile gerade mehr als eine Handvoll Meisterschaftsteilnehmer als erste über die Zielrampe geführt, die wir mit dem Pokal des Kategorie- und Klassensieger wieder verließen. Lange hatten wir nicht Zeit zu feiern, direkt im Anschluss bekamen wir eine Einladung zum „final scruteneering“, zum zweiten Mal in Finnland. Drei Fahrzeuge werden zur technischen Schlussabnahme ausgewählt und auf Wettbewerbsvorteile bzw Reglementskonformität geprüft - (Bremsscheibendicke?) alles paletti und die Pokale dürfen mit heimreisen!
Mit meinen beiden besten - Fahrer, Ehemann und Mechaniker Nr. 1 sowie Dauerrücksitzplattdrücker und Mechaniker Nr. 2 Olaf A. ohne den das hier in Finnland nicht möglich gewesen wäre, feierten wir später bei einem Burgerteller in einem Lokal, dessen Besitzer uns nach drei Jahren direkt wiedererkannte. P 20 im Gesamt Lahti Historic Rally - P 5 Gesamt EHRC und Sieger Klasse 3C und Kategorie 3 mit dem dicken Schweden und der hatte immer die eine oder andere Überraschung parat.
Sonntag sehr früh gings dann schon wieder Richtung Naantali und somit nach Schweden. Einen kleinen Shoppinghalt machten wir Montag auf dem Weg nach Telleborg bei "Alvesta bildemontering" - leider gab's nichts was wir hätten brauchen können, aber "nur gucken" war auch okay. Nächster Halt Historic Acropolis Rally, wir freuen uns schon sehr und vielen lieben Dank nochmal an dieser Stelle für die Unterstützung an Team Johnsen und Tractive AB! (Spoiler, auf der Fähre nach Kappelskär/Schweden bekamen wir kurz vor der Ausschiffung diese in Form von einigen Scheinchen in die Hand gedrückt. Man kann sich unsere verdutzten Gesichter vorstellen...)
Wir sehen uns in Athen, stay tuned auf diesem Kanal!
29.07
Rallye Weiz Historic – das “deutsche Eck” oder keine besonderen Vorkommnisse ;-)
Bereits zum fünften Mal hatten wir zur Rallye Weiz Historic genannt und zum vierten Mal den unteren Serviceplatz “Ausfahrt Servicepark” bekommen. Der geneigte Leser erinnert sich vielleicht an die unglaubliche Gewitterstory vom letzten Jahr, als der obere große Serviceplatz in Chaos und Zerstörung durch eine Superzelle aufging und eine tapferes deutsches 60 qm Plätzchen, genannt “gallisches Dorf” als einziges standhielt! So gesellte sich dort neben uns das Team Ronay, wie auch die beiden tschechischen Vater/Sohn Teams und Vater/Sohn Schindelegger. Uns gegenüber standen Schöglers mit dem Volvo 142, das Manta 400 Team von Jürgen Geist sowie Georg mit Lana und dem Ford Sierra Cosworth. Das Wetter gestaltete sich bei dieser Auflage deutlich gnädiger, beide Rallyetage fuhren wir auf einem Satz Pirelli D3 ohne Wechsel. Es wurde am Samstag zwar deutlich wärmer und sonniger als Freitag, aber alles im grünen Bereich. Die von unseren irisch/englischen Freunden mitgebrachten gebrauchten Regenreifen kamen nicht zum Einsatz, trotzdem hatten wir vorsichtshalber noch einen Satz vor Ort montieren lassen. Vielen Dank nochmal an dieser Stelle an Greg und James!
Fotos © Harald
Illmer / IR7.at
Der Veranstalter hatte das Konzept ziemlich gestrafft, es gab 5 Wertungprüfungen zu besichtigen, dafür standen etwa eineinhalb Tage zur Verfügung. Sämtliche Strecken waren uns wohlbekannt, auch das Freitagabend”schmankerl” mit 26 Kilometern setzte sich aus zwei Prüfungen der Vorjahre zusammen. So waren wir Freitag mittag schon fix und fertig mit allem, die technische Abnahme war unüblicherweise bereits am Donnerstagnachmittag vonstatten gegangen. Das erste Auto sollte um 18.30 starten, viele Fahrer und Mechaniker saßen davor stundenlang herum und langweilten sich. Aber halt, da gibt´s ja noch das berühmte “Gallische Dorf” :-) namens Team Mayr/Mayr und der Volvo... Teilweise standen 4 bis 5 Leute um die geöffnete Motorhaube und es wurde fleißig geschraubt - sind ja noch zwei Stunden bis zum Start und man findet doch noch so das eine oder andere wie besipielsweise einen abgebrochenen Vergaserbolzen! Außerdem wurde mit Hilfe von Schöglers Bruder die Vergaserabstimmung verbessert, vielen Dank auch an dieser Stelle!
Und dann gab es noch die berühmte “Seite 16” ein running gag seit seit 2019, was bedeutet die Copilotin hat wieder mal die Auschreibung oder die Bulletins nicht komplett durchgearbeitet ;-) Hier hatte ich in der Nennbestätigung eine österreischische Spezialität überlesen - der “Catwalk” oder die Fahrerpräsentation. Was die letzten Jahre am Donnerstagabend vor der Rallye stattfand, zwar mit dem Rallyeauto aber noch nicht im Rennmodus, sollte dieses Mal am späten Freitagabend direkt nach der langen WP 1 mit 26 Kilometern und dem Abendservice über die besagte Bühne gehen. Falls das Fahrzeug aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage sein sollte, müssen die Fahrer im Overall zu Fuß über die Rampe laufen um zum Restart am nächsten Tag zugelassen zu werden! Diese Vorschrift war zwar theoretisch eine gute Idee, falls ein Team aber irgendwo auf der langen Sonderprüfung ausfallen sollte, würde sich der Weg zur Weizer Innenstadt schwierig gestalten. Auf Nachfrage meiner perfekten Copilotenfreundin Lucie habe ich das dann gelesen, eher für witzig befunden, abgehakt ;-) als alpenländische Besonderheit.
Bei
der Ausgabe 2024 war ja der bei Zuschauern enorm beliebte Rundkurs Anger
aufgrund des Unwetter kurzfristig abgesagt worden,dieses Mal waren wieder alle
Plätze in und um Anger restlos besetzt! Es galt knapp dreimal den Ort mit einer
kurzen Schotterstrecke am Ortsrand zu umrunden, um dann auf die Strecke Richtung
Thannhausen abzubiegen. Alles lief wie am Schnürchen, wir konnten auf P 20
hinter den meist PS-stärkeren und wesentlich leichteren Konkurrenten über die
Ziellinie fahren. Kurzer Check im Service, der
Dicke hat immer wieder Überraschungen parat - Pluskabel vom Generator zur
Batterie einfach mal abgebrochen, Schaden schnell gefunden und repariert!
Auf in die Innenstadt, die schon mit Rallyefans und Partyvölkchen auf uns wartete. Kurze Verwirrung unsererseits, ein Mitbewerber vor uns checkte zu früh ein, was eine Strafzeit von 4 Minuten bedeutet hätte! Es stellte sich dann als Schreibfehler des Zeitnahmeteams dar und wurde gestrichen... kommt halt drauf an wie überzeugend man es darstellt.
Der Samstagmorgen erwartete uns mit strahlend blauem Himmel und Temperaturen bis an die 30 Grad Marke. Auf dem Weg zum Parc Ferme hatte der Fahrer übrigens seinen Lieblingsgeldschein gefunden, in Österreich liegt das Geld wohl auf der Straße ;-) Die erste Runde führte uns über Koglhof und Thannhausen, die nach Regrouping und Service ein zweites Mal zu absolvieren waren. Nachdem bereits am Freitagabend unsere österreichischen Freunde Team Schindelegger mit Getriebeschaden die Segel streichen mussten, erwischte es Team Ronay in WP 5 mit Motorschaden - sehr schade, nach etlichen Ausfällen in letzter Zeit hätten sie gerne die Zielrampe gesehen! Uns blieben größere Probleme Gottseidank erspart, nur nach WP 3 kochte mal wieder die Bremse und fiel beim Abbiegen auf die Verbindungsetappe durch.
Fotos
© Harald
Illmer / IR7.at
Nach dem Regrouping und dem Mittagsservice lagen wir auf P 17, sehr solide und beständig, dann ging es auf den Rundkurs Naas, der wie immer mit Festhallenbetrieb und Streckensprecher gefeiert wurde. Ein echtes Highlight für die Zuschauer, sieht man doch teils sehr spannende Überholmanöver, da es die Strecke dreimal zu umrunden gilt. Danach war der Gollersattel dran, eine sehr abwechslungsreiche und anspruchsvolle Strecke mit anfangs unberechenbar glatten Asphaltabschnitten. Wieder kurzer Service, einmal noch Energietanken für Runde zwei - Naas und Gollersattel. Im Rundkurs hatten wir in der zweiten Runde, wie letztes Jahr übrigens auch, den nach uns gestarteten Volvo 142 des Teams Schögler vor uns, der uns an passender Stelle wieder anstandsloss passieren ließ, vielen Dank! Noch einmal Gollersattel mit der nötigen Vorsicht an den entsprechenden Stellen und schon war die Rallye Weiz Historic wieder Geschichte. Wir rollten mit zwei Pokalen über die Zielrampe und begaben uns direkt an die dahinter liegenden Gasttische der Firma Strobl zum Abendessen mit unseren Freunden Lucie und Richard (das Kerzchen für eure nächste Zielankunft stecke ich die Tage noch auf!).
Wie gesagt, keine besonderen Vorkomnisse, zweiter Platz in Klasse und Kategorie hinter dem bärenstarken gelben Porsche, der Gesamtsieger in der Punktekategorie EHRC wurde. Zippo, unser italienischer Klassenkonkurrent seit Beginn unserer “Karriere” in der Europameisterschaft, gewann im Gesamt die Rallye Weiz Historic mit seinem nagelneuen Peugeot 306 Maxi, als neue Kategorie aber in 2025 noch nicht punkteberechtigt.
Auch wenn wir diese
Veranstaltung scherzhaft als Rundstrecke bezeichnen, weil wir doch schon viele
Male über die Sonderprüfungen gefahren sind, ist es immer wie ein
Nachhausekommen bei Freunden. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Steirer,
im Besonderen die Schloßtaverne Thanhausen,
die nahezu perfekte Organisation und die immer wieder herausfordernden
Bergstrecken nötigen zumindest uns persönlich das Prädikat "Rallye des Jahres"
ab! Super Bedingungen, begeisterte Zuschauer an und vor allem auch zwischen den
WP machten richtig Laune und der alte Schwede lief zu Höchstform auf. Vielen
Dank auch an die Fotografen für die tollen Aufnahmen!
Der schnittige Kleinwagen hat uns übrigens an diesem Wochenende in der Steiermark bei der Rallye Weiz Historic auf Platz 2 der aktuellen Rangliste in der Kategorie 3 (1976 - 1981) und Platz 1 in der Klasse 3 C (über 2000 ccm) historische Rallyeeuropameisterschaft katapultiert :-) Nächster Halt Lahti Historic Rally in Finnland, stay tuned auf diesem Kanal!
21.05
Rallye Antibes Cote d`Azur – Filmfestspiele, „very french“ oder „lies schneller!“
Sagen wir mal so, klassische Monte Carlo Prüfungen (die „Mutter aller Rallyes“ wie man öfter liest und hört) tragen schon eine Art Heiligenschein über ihren landschaftlich beeindruckenden Gipfeln, genauso „iconic“ wie unser schwedischer Rallyebolide mit dem dem echt skandinavischen Leistungsgewicht. Unzähligen Kurven bergab und bergauf, an eine Achterbahn erinnernde Linienführung, brachten unsere von Fans liebevoll als Silberpfeil bezeichnete Familienkutsche der 70er und 80er Jahre allerdings an sowie teilweise über die Grenze der technischen Leidensfähigkeit. Viele enge und steile Bergaufkehren zerrten an der Schwerkraft, schnelle Bergabpassagen brachten die Bremsbeläge zum Glühen und die dazu gehörige Flüssigkeit zum Kochen.
Auch wenn Namen wie Col de Bleine oder Col de Turini alle Rallyeherzen höher schlagen lassen, bin ich der Meinung, das hier etwas überbewertet wird... Finnische Schotterpisten wie Ouninpohja
oder harte Portugal WPs in den Bergen um Arganil lassen mindestens ebenso die Fans genießerisch mit der Zunge schnalzen.
Weil man als Rallyeteam naturgemäß solche Umstände als Challenge ansieht, machten wir uns Mitte Mai auf den Weg an die Cote d`Azur zur Spielwiese der Reichen und Schönen. Als wir 2022 bei den Motorsport Games im etwas westlicher gelegenen Le Castellet das Saint Baume Massiv und seine unvergleichlichen Rallyestrecken befahren durfen, stand für uns fest, da wollen wir wieder hin! Im benachbarten Cannes feierten sich übrigens zeitgleich im Rahmen der gleichnamigen Filmfestspiele die Stars und Sternchen, bei der Rallye Antibes feierte sich der Star der Europameisterschaft JML, davon noch später.
Dienstag früh ging es los Richtung Süden und unser erfahrener Servicemann Jürgen wurde auf dem Weg aufgesammelt. Kurzer Kaffeestop bei unserem Rallyefreund Richard am Bodensee und dann waren wir schon am San Bernardino. Am späten Nachmittag, wir näherten uns dem Ziel Villeneuve Loubet im Nordwesten von Nizza, schwächelte unser tapferes Zugfahrzeug etwas und um Siggis Stirn kräuselten sich die Sorgenfalten. Nachdem wir unser großzügiges Appartement bezogen und unser Gespann etwas umständlich an der Wohnstraße geparkt hatten, holten wir den Leihwagen und fuhren Richtung Antibes für unsere Recceunterlagen. Später am Abend gab es eine kräftige Portion meines bereits vorgekochten Chili con Carne, das übrigens im Texmex Restaurant an der Küste sage und schreibe 22 Euro pro Portion gekostet hätte!
Mittwoch nach dem Frühstück, durch die hier übliche Rushhour, ging es direkt los auf die erste Runde der 5 unterschiedlichen Wertungsprüfungen. Uns erwartete grandiose Landschaft, relativ einsame Sträßchen im Hinterland der Cote d´Azur, malerische kleine Orte mit teilweise winzig schmalen Ortsdurchfahrten (man kann sich kaum vorstellen, dass ein Porsche GT3 durch diese ultraenge Häuserschlucht von Le Broc durchpasst!) und wunderbares Spätfrühlingswetter. Übrigens, während unten am Meer Postkartenwetter herrschte, standen wir in den Bergen an WP 5/8 in einem heftigen Hagelgewitter, das uns wegen der Lautstärke zu einer Zwangspause „verdonnerte“. Nach einem langen Tag erkennt man manchmal kaum mehr den Unterschied zwischen Anfahrt und Abfahrt sowie die eigentlichen Wertungsprüfungen, weil alles ähnlich kurvig, steil und schmal ist. Da ist ein guter Magen sehr von Vorteil habe ich mir sagen lassen :-)
Am Donnerstag erledigten wir den zweiten Durchgang und verbrachten viel Zeit den sogenannten „Service B und C“ zu suchen. Irgendwie hatte ich ein Brett vor dem Kopf, aber wer kommt auf die Idee, diesen auf eine Route von knapp 9 Kilometern zu verteilen, wovon real nur etwa ein Kilometer nutzbar war? Bei anderen Veranstaltungen würde so etwas höchstens als „Remote“ Service durchgehen, an einen Abendservice wäre da nicht dran zu denken. Meine Befürchtungen, für die knapp 50 Historic Fahrzeuge der ersten Etappe würde der Platz nicht ausreichen, sollte sich leider bewahrheiten.
Während
ich den Volvo zum Bekleben der Startnummern und Werbung vorbereitete, hing der
Fahrer zwei Stunden lang bis über die Ellenbogen im Motorraum des Sprinter, bis
endlich die Wurzel des Übels gefunden wurde - die Unterdruckschläuche der
Ladeluftregelung waren nach mehr als 250.000 km Laufleistung durch
eingetrocknete Kühlflüssigkeit verstopft! Auch das Scruteneering verläuft in
Frankreich wohl etwas anders (memo
an mich, besser schon vor der Rallye genauer auf die Zeitkarte gucken), nämlich
mit einem nochmaligen administrativen Check... Bei der technischen Abnahme
hatten wir dank unserem FIA TK die Möglichkeit, unseren neuen HTP verifizieren
zu lassen, vielen Dank an dieser Stelle an Pat!
Freitag am frühen Nachmittag sollte es endlich losgehen, es war mild, die Sonne schien, aber in den Bergen braute sich etwas zusammen. Auf dem Weg zum Service vor der ersten Wertungsprüfung runzelte der Fahrer erneut die Stirn und murmelte einige Flüche, das merkwürdige Klappern vorne links konnte dort aber gleich beseitigt werden. Die meisten Teams waren sich bei der Reifenwahl einig, die verschiedenen Wetterradarapps ebenso, Wetrace war angesagt und ein Reifenwechsel schnell erledigt. Die Prophezeiungen erfüllten sich zu 100 Prozent und bereits auf halbem Weg zur Sonderprüfung begann es mit dicken Tropfen zu regnen. Für einige Teams einschließlich uns war die Etappenzeit gerade mal so ausreichend, andere hatten schon vor der eigentlichen Rallye Strafsekunden auf dem Konto, etwas unnötiger Stress in der Freitagnachmittagsrushhour!
EWRC schreibt „Heavy rain for the first cars on the road“ aber auch wir hatten das Vergnügen, obwohl wir uns recht gut mit einer 24. Zeit etablierten. Weshalb der Schnellste dieser WP noch hinter uns als Nummer 128 starten musste, erschließt sich mir allerdings nicht ganz - nach über 10 Kilometer WP-Länge fuhr er genau eine Sekunde hinter uns über die Ziellinie! Die nächste Sonderprüfung war nochmals 3 Kilometer länger, vermutlich hatte ihm der Starter aber eine Minute plus gewährt, er erschien nämlich diesmal nicht in unserem Rückspiegel. Wie allerdings der Veranstalter auf die Idee kam, diesen pfeilschnellen und leichten Renault Alpine A 310 hinter uns einzusortieren erschließt sich mir nicht ganz!
Für den „Service A“ waren 30 Minuten eingeplant, im Prinzip eine angenehme Zeitspanne, wenn nicht... Ja, wenn nicht zwischen Service-IN und Service-Out knapp 9 Kilometer liegen würden und davon 8 auf einer kurvigen Bergstraße durch Ortschaften mit Ampel! Auf dem restlichen Kilometer hatte man die Wahl zwischen einem kleinen Schotterparkplatz an einem Imbiss (voll), einer Nebenstraße (voll) und der Hauptverkehrsstraße mit zwei Kreisverkehren. Was soll ich sagen, der einzige freie Platz, der ein Mindestmaß an Sicherheit bieten konnte, war direkt nach einem Kreisverkehr. Wie uns Jürgen berichtete, war diese Stelle trotzdem ziemlich unsicher, weil einige Rallyeteilnehmer mehr quer durch diesen drifteten als fuhren! Lieber Veranstalter, das geht deutlich besser! Und eine „Tankzone“ wie vorgeschrieben suchten wir übrigens vergeblich...
Aber Augen zu und durch, morgen wird der bessere Tag, also noch einmal auf WP2 als Nummer 3 gefahren. Diesmal bekamen wir am Start eine für uns unverständliche Ansage in französisch. Erst als wir die Schlieren auf dem Asphalt im Regen erkannten, es rutschig wurde, nach Öl und Benzin roch sowie ein Porsche gestrandet am Rand stand, wurde uns klar was man uns hätte sagen wollen! Ganz ehrlich, es gibt Google Translate für uns internationale Starter, das dürfte so nicht passieren.
Unser Service hatte in der Zwischenzeit verzweifelt versucht, einen besseren Standplatz für den „Service C“ als Abendservice zu suchen. Leider ohne Erfolg, wir standen wieder an der Hauptverkehrsstraße!
Und nun wären wir beim Thema Filmfestspiele... Neben besagter Hauptstraße verläuft nämlich parallel ein breiter Feldweg, der optimal dafür geeignet gewesen wäre, wenn nicht die gesamte Crew des Finnen Jari Matti Latvala samt Funk und Fernsehen den kompletten Zufahrtbereich zu eben diesem Weg versperrt hätte und niemanden durchließ! Ein Abendservice ist für uns eine Notwendigkeit um morgens wieder problemlos weiterfahren zu können, bei anderen scheint das ein Medienereignis wie eben die bereits erwähnten Filmfestspiele zu sein :-( Lieber JML, das geht definitiv rücksichtsvoller!
Aber neuer Tag neues Glück, kurz nach 10 Uhr ging es auf die erste Runde der richtig langen Wertungsprüfungen wie z.B über den Col de Bleine. (bekannt aus vielen Monte Carlo Rallye Videos!) Eine kurze WP mit knapp 5 km zum Aufwärmen, dann standen wir am Start zur knapp 26 Kilometer langen Sonderprüfung mit den Tunneln und der Devise „Lies schneller!“ Was für ein Spaß war dieser Tanz auf dem schmalen Asphaltband bis, ja bis bei etwa Kilometer 17 mein Fahrer leicht nervös wurde, mit dem Pedal zu pumpen begann und die Handbremse nutzte! Irgendwo hat auch die Physik ihre Grenzen und wenn 1,5 t dauernd abgebremst werden müssen, kocht jede Bremsflüssigkeit über! Ohne Bremse die letzten 8 Kilometer unbeschadet, deutlich langsamer und mit viel Schalten abzuwickeln lautete die Ansage! Da an diesem Tag der englische „Beetle“ hinter uns gestartet war, der mit Sicherheit die gleichen Probleme hatte, fuhren wir ohne jemanden zu blockieren sicher über die Ziellinie.
Bis zum Start der nächsten Sonderprüfung hatte sich die Bremsanlage wieder abgekühlt und der Fahrer eine etwas andere Fahrtaktik im Plan. Das funktionierte auch perfekt und wir konnten sogar den vor uns gestarteten italienischen Porsche überholen.
Dann ging es in den „Mittagservice“ im Hippodrom von Nizza, der eigentlich eher ein Nachmittagsservice war. Hier hatten wir einen wunderbaren Platz zwischen den anderen Mitbewerbern, warum ging das am Freitag nicht so? In Frankreich ist es wohl entgegen unserer Gewohnheit üblich, dass die modernen Fahrzeuge vor den historischen starten und wir erst gegen 17 Uhr auf die zweite Runde geschickt wurden. Waren wir am Vormittag mit mittleren Semislicks gestartet, ging durch den ganzen Servicepark am Spätnachmittag die Frage, wet oder dry? Man guckte auf die führenden Porsche und BMW, alle hatten sich auf ihre Wetterapp verlassen und Regenreifen montiert. Wir taten das Gleiche, auch wenn wir im Nachhinein mit den D5 ebenso gut durchgekommen wären, aber sicher ist sicher.
Die
zweite Auflage der beiden langen Prüfungen lief wesentlich besser, der Fahrer
konnte die Bremsleistung besser einteilen, zudem
hatte es wirklich teilweise geregnet. Hier spielte jedoch die Technik bei den beiden führenden JML und dem Le Mans Sieger Dumas nicht mehr mit und sie mussten ihre Fahrzeuge auf den WP abstellen. Wir fuhren mit einem kleinen Umweg über das Hippodrom nach Antibes und warteten im Hafen bis nach 22 Uhr auf die Zielrampe. Dort bekamen wir einen kleinen Pokal, der zwar nicht unbedingt nach Klassensieger aussah, aber man ist ja auch mit Kleinigkeiten zufrieden...
Übrigens wurden wir doch tatsächlich in News der FIA Historic vor dem Start zur Rallye erwähnt :-) „Series regulars Siegfried and Renate Mayr bring their rare Volvo 240 to the event, celebrating Siegfried’s birthday this week. The Volvo may not have the outright speed of its rivals, but the Mayrs’ enthusiastic driving can help them pick up strong points with a good finish.“ Ja wie gesagt, wir freuen uns auch über Kleinigkeiten!
Résumé nach einer langen Reise - Cote dÁzur ist diese zwar wert, für uns aber zu viel von allem, Menschen Straßen, Autos... Der Veranstalter hatte einen sehr kreativen Zeitplan für uns, lieber wäre uns allerdings die Samstag/Sonntag Version der modernen Autos gewesen (und meiner unmaßgeblichen Meinung nach wesentlich einfacher!). Auch die eine oder andere Zeitkontrolle bot Überraschungen, weniger überraschend die beinahe ausschließliche Rallyesprache französisch.
Ich erinnere mich an unseren früheren EHRC Chef Arnaud - auf meine Frage ob wir nicht in der Serie mal eine Rallye in Frankreich fahren könnten, antwortete er sehr ausweichend, dass es etwas schwierig mit seinen Landsleuten und der Sprache werden könnte. Trotzdem vielen Dank an die zahlreichen Helfer und Stewards, die ihr möglichstes getan haben auch wenn manches nicht so funktioniert hat. Wenn ich diese Kleinigkeiten und die schrecklichen Rushhours vergessen habe, können wir gerne mal über eine Wiederholung nachdenken. Immerhin sind wir nach dem Ausfall in Tschechien nur mit den Startpunkten doch flugs auf den momentanen Platz des Führenden in der Kategorie 3/Klasse 3 C geklettert! Nächster Halt - Österreich/Steiermark/Weiz im Juli! Stay tunded auf diesem Kanal :-)
08.05
Historic Vltava Rally - Wilde Mischung oder Einmannshow Part 2
Nach über einem halben Jahr Rallyepause, wir hatten aus verschiedenen Gründen den ersten Lauf EHRC an der Costa Brava ausgelassen, ging es endlich wieder auf die Piste! Tschechien und der Böhmerwald standen auf dem Programm, altbekannt und trotzdem immer wieder neu und interessant aufbereitet vom Veranstalter. Neu war dieses Jahr der Zeitplan, wir hatten diesmal Samstag und Sonntag als Rallyetage zusammen mit der gleichzeitig stattfinden modernen Rallye. Die historischen Fahrzeuge durften jeweils vor den modernen starten, allerdings in der zweiten Runde war der Vorteil etwas dahin. Die Wertungsprüfungen waren für uns subjektiv gesehen daher auch diesem Zeitplan und dem Starterfeld angepasst, das heißt sehr schnelle Passagen auf etwas breiteren Straßen wechselten mit engeren Wirtschaftswegen ab, anspruchsvolle Mischung!
Mittwoch früh ging es los, bis 10 Uhr konnten die Unterlagen abgeholt werden, alles problemlos, das ist die für uns am nächsten gelegene Veranstaltung der Europameisterschaft. Bei angenehmem Frühlingswetter spulten wir die erste Runde der teils bekannten Prüfungen wie auch neuen Strecken ab. Abends trafen sich die deutschsprachigen Teams, Ronay, Geist, Keller und wir im Country House zu einem gemütlichen Abendessen und Austausch.
Durch den neuen Zeitplan hatten wir für alles reichlich Muße und so fuhren wir am Donnerstag nach Runde zwei Richtung deutsche Grenze, wo alle Mitwettbewerber bei Olda und seiner Familie in seinem kleinen aber feinen Museum zu Plausch und leckerem Imbiss eingeladen waren. Vielen Dank wiederum an dieser Stelle an unsere großzügigen Gastgeber!
Der Freitag zog sich etwas in die Länge, nach einer zeitlich gut abgestimmten technischen Abnahme hatten wir bei sehr kühlem und regnerischen Wetter noch viel Zeit bis zum abendlichen Einladungsbufett des Veranstalter, Tschechien ist einfach ein sehr gastfreundliches Land!
Dafür mussten wir Samstag doch etwas zeitiger aus den Federn unseres diesmal sehr gut ausgewählten Appartments in der Nähe des Serviceplatzes. Im Gegensatz zum letzten Jahr war alles bestens und überaus ruhig gelegen. Schon vor 7 Uhr trafen wir am Serviceplatz ein, bereiteten uns auf die Fahrt zur Startrampe in Klatovy vor, um gegen 7.45 Richtung WP1 loszurollen.
Wir begannen etwas verhalten, waren doch die Strecken noch nass und rutschig durch den Regen der Vortage. Was auch garantiert die richtige Entscheidung war... der Überraschungs- und Gesamtsieger der Historic Acropolis Rally 2024, der Engländer Richard Jordan mit dem Ford Escort RS 1800 MK II kam nach eigener Aussage genau 25 Sekunden weit, bevor er seinen Boliden ins Aus feuerte, was dieser mit etlichen Schäden quittierte, Team okay! Das Fahrzeug war übrigens nach der harten Griechenlandtour perfekt vorbereitet gewesen und stand vor der Rallye wie ladenneu im Servicepark...
Unseren Schweizer Kollegen mit dem wunderschönen Mitsubishi erwischte es dann in den letzten beiden Zielkurven. Das Auto hebelte sich in der links aus um dann in der rechts nach dem Ziel in der Böschung zu landen. Gottseidank war alles reparabel, das Fahrzeug schnell geborgen und für den Restart am Sonntag penibel hergerichtet.
Auch uns erwischte es in dieser Auftaktprüfung, allerdings nichts schlimmes. Nach einer Bodenwelle war wohl ein Zündkabel abgesprungen und wir mussten den Rest der Strecke auf dreieinhalb Zylindern bewältigen. Die drei anderen WP der ersten Runde liefen ohne weitere Probleme, das Wetter begann sich zu besser mit Sonnenschein und abtrocknenden Strecken.
Im Mittagsservice wechselten wir von Regenreifen auf weiche Rennreifen, ausser Check und Tanken sowie einer kleine Kalorienzufuhr stand nichts an. Gegenüber unserem Standplatz hatte sich das Team von Toyota mit dem Finnen Jari Matti Latvala positioniert. Sobald er seinen Toyota Celica Turbo 4 WD (ST185) im Service abstellte, war er unmittelbar darauf von einer großen Menschentraube umringt! Sein Name als Fahrer in der Rallyeweltmeisterschaft über viele Jahre sowie im späteren Berufsleben als Teamchef des Werksteams für Toyota bringt natürlich den Flair der großen Rallyes und ihren Stars in die historische Europameisterschaft. Dass er mit seiner über 20jährigen Erfahrung bei allen Rallyes der Welt sowie den immer perfekt vorbereiteten und gewarteteten Fahrzeugen eine deutliche Vorrangstellung hat ist unschwer anzuerkennen. Die Einmannshow des ersten Laufes in Spanien als Gesamtsieger sollte sich übrigens ebenso in Tschechien fortsetzen.
Für uns ging es dann auf die zweite Runde der Vormittagsprüfungen, leider sollte die Bodenwelle die den Stecker löste, für weitere Probleme sorgen. Kurz vor einem scharfen Linksabzweig legte genau diese die Stromzufuhr lahm und wir konnten mit dem Anlasser gerade noch aus der Gefahrenzone an eine Stelle hoppeln, wo wir den Fehlergrund sicher versuchen konnten zu beheben. Das Ganze kostete uns gut 8 Minuten, bis das (leider vermeintlich nicht funktionierende) Relais als Quelle kurzgeschlossen werden konnte und wir die Fahrt weiter fortsetzen konnten. Da die darauffolgende Wertungsprüfung nur durch eine kurze Verbindungsetappe entfernt war, hatten wir bereits eine Minute Verspätung zusätzlich zu unserer WP-Standzeit auf der Uhr.
Mein
Lieblingsspruch, wer kennt ihn mittlerweile noch nicht -
und
aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte
schlimmer kommen!" Und ich lachte und war froh - denn es kam schlimmer.
bewahrheitete sich wieder einmal. Etwa auf der Hälfte dieser kurzen
Sprintprüfung, direkt nach einer Strohballenschikane, war der Volvo schon wieder
stromlos. Alle Bemühungen seitens des Mechanikers und Fahrers in Personalunion
zum Trotz ließ er sich diesmal nicht mehr zum Leben erwecken. Nachdem der erste
Pulk der historischen durch war und bevor die modernen Autos auf die Strecke
gingen, wurden wir von einem Rettungsfahrzeug zur Streckensicherung rückwärts in
den Seitenweg beim Strohballen gezogen. Wir machten uns auf den undankbaren
Fußweg Richtung Ziel, wo wir vom Team Ronay in Empfang genommen wurden. Lucie
und Richard waren bereits zwei Prüfungen vorher mit Brems- und Getriebeproblemen
ausgefallen und ich hatte sie mangels eigenem Service um Hilfe gebeten. Sie
entließen uns in Janovice angekommen mit allen guten Wünschen, um sich selber
auf die Heimfahrt zu begeben. Vielen Dank auch nochmal hier an dieser Stelle für
die schnelle Hilfe!
Schnell bot sich ein Freund unseres tschechischen Mitbewerbers Olda an unser Rallyeauto mit seinem Gepann aus der Prüfung zu bergen, der obendrauf auch noch über perfekte deutsche Sprachkenntnissse verfügte! So konnten wir den Mercedes, an dem unser Zelt befestigt war, an Ort und Stelle lassen. Wiederum unser Dank an Ludomir für den professionellen Transport!
Der Fehler (wieder mal vermeintlich) war schnell gefunden, ein Ersatzteil ebenso im Transporter zu finden und der Volvo schnurrte wieder wie ein Kätzchen. Ab ins Parc ferme für den Restart am Sonntagmorgen und dann gab es noch ein kleines Barbeque mit unseren tschechischen Freunden, Essen gesichert!
Am Sonntagmorgen war frühes Aufstehen angesagt, das Apparment musste geräumt werden und wir hatten (zumindestens theoretisch) kurz vor 6 Uhr zur Nachabnahme am Parc ferme zu sein. Aber der Volvo hatte schon das Okay-Zettelchen hinter dem Scheibenwischer und so blieb uns nur die Zeit abzuwarten, um wieder starten zu können. Was soll ich sagen... 10 Minuten lief er wie ein Uhrwerk um direkt vor der ZK Parc ferme Ausfahrt endgültig den Dienst zu quittieren. Uns blieb nur noch übrig, wieder mit dem Anlasser rauszuhoppeln, stehen zu bleiben und das Gespann für die Heimfahrt zu holen.
Oder wie meine Mutter immer zu sagen pflegte „immer wenn es einen Primeltopf zu gewinnen gäbe, kommt was dazwischen“. So konnten wir nur mit den zusätzlichen 10 Startpunkten und einem 13. Platz in der Kategorie unter ferner liefen nach Hause fahren. Bei einer enormen Ausfallquote von 13 Startern bei 26 ursprünglich, einer noch nie dagewesen Anzahl von 50 Prozent, hätte es sich gut für uns angehen lassen, wenn nicht usw. Was bleibt ist die wirklich herzerwärmende Erinnerung an die viele Hilfe die uns zuteil wurde von der ganzen internationalen Gemeinschaft der historischen Europameisterschaft, einem gastfreundlichen Land und die unerschütterliche Zuversicht, es kann nur noch besser werden! Ach ja, und an begeisterte Fans wie die Familie Rank, die auch bei schlechtem Wetter an der Strecke stehen und uns mit einem DIY Weinglas überraschten, hier nochmal unser Dankeschön!
Zuhause angekommen war natürlich der Ausfallgrund Thema Nummer 1, es hat allerdings einige Stunden bis zum nächsten Tag gedauert, bis die eigentlich Ursache gefunden war – der Zündverteiler in der induktiven Transistorspulenzündung war gebrochen. Dieses "µ" dicke Drähtchen - griechisches "My" steht für Mikrometer (µm) und bezeichnet den millionsten Teil eines Meters - hatte 46 Jahre seinen Dienst versehen um sich genau in Tschechien nach der gefühlt 157.000sten Bodenwelle ins Nirwana zu verabschieden - sprichwörtlich um Haaresbreite vom Erfolg entfernt.
Am kommenden Dienstag geht es für uns weiter südlich zur Rallye Antibes Cote´Azur zwischen Nizza und Cannes teils auf legendären Rallye Monte Carlo Wertungsprüfungen!
Stay tuned auf diesem Kanal!
Demnächst neue Informationen
11.04
Start in die Saison EHRC 2025
„Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ (Heraklit von Ephesus, 535-475 v. Chr.)
Unter diesem Motto steht unsere Saison 2025 in der Europameisterschaft für Historische Rallyes. Das Reglement wurde grundlegend bearbeitet, es kam eine modernere Kategorie dazu, P 2000/P 2, die Autos mit HTP (FIA historischer Wagenpass) von 1993 bis 2000 beinhaltet, die allerdings in dieser Saison noch nicht punkteberechtigt sind. Die bisherige Kategorie 4 wurde auf die Jahrgänge bis 1992 ausgeweitet.
Diese Neuerung rief und ruft eine ganze Reihe neuer und gern gesehene jüngere Bewerber auf den Plan und die Rallyestrecken. Somit hat das eine oder andere „Zugpferd“ für Veranstalter und Zuschauer den Weg in die Serie gefunden wie der Finne Jari-Matti Latvala, der über 20 Jahre in der Rallyemeisterschaft mitmischte und eine Reihe von Siegen bei WM-Läufen nach Hause fuhr. Er ist ja Teamchef des Toyota Teams in der WRC und fährt in der erweiterten Kategorie 4 einen Toyota ST 185.
Auch ein französischer Langstreckenpiloten, Romain Dumas, der bereits zweimal die legendären 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, ist mit von der Partie, natürlich mit einem Porsche 911 der Kategorie 2 (1970 -1975) mit dem er auf Anhieb den 2. Platz hinter JML belegte. Aktuell sind es gut 70! eingeschriebene Teilnehmer, so viel wie wohl noch nie seit diese Serie ins Leben gerufen wurde.
Foto:Kevin Decher
Aber alles hat zwei Seiten - irgendwie habe ich das Gefühl, der „große Sport“ mit dementsprechenden Nullen vor dem Komma hält immer mehr Einzug und Exoten wie unser Volvo, von Fans liebevoll „Silberpfeil“ und von mir noch liebevoller „Porschekiller“ genannt, bilden die Komparsentruppe. Oder wie mein Fahrer, Mechaniker und Ehemann in Personalunion trocken kommentiert „mit Kanonen auf Spatzen schießen“.
Wir nehmen also die Herausforderung an und sehen der ersten Veranstaltung des Jahres mit etwas gemischten Gefühlen entgegen! Banges Warten heißt es auch auf den nach 10 Jahren abgelaufenen und neu beantragten HTP. Zweimal wurde er bereits aus verschiedenen Gründen abgelehnt, seien es Schreibfehler, unzureichende Beschreibung oder Fotos. Mit zunehmender Professionalität verlangt diese auch das Ausfüllen des Wagenpasses wie auch die technischen Bedingungen in hoher Präszision wie auch Perfektion. Ebenso wurden einige Voraussetzungen deutlich verschärft, was die Wettbewerbsfähigkeit unseres 1,5 Tonners wieder mal herunterschraubt. Wir mussten den 2021 nachträglich genehmigten Vergasertyp, ein Nachbau da historische Vergaser vom Typ Weber 48 überaus schwer zu beschaffen waren, gegen eben einen solchen austauschen. Kein leichtes Unterfangen und mit einigem finanziellen Aufwand verbunden. Ebenso musste eine periodenspezifische Servopumpe installiert werden, vielen Dank an unseren Rallyefreund Silvio! Dazu dürfen wir nur noch relativ schmale Felgen mit 6 Zoll fahren, die ebenfalls 2021 erlaubten 7 Zoll Felgen konnten wir 2025 für die Periode 1976 bis 1981 nicht nachweisen. Trotz vieler Stunden Recherche fanden wir keinen Fahrer oder Besitzer eines Renn-, Rallye oder Rallyecross Volvo 240 ohne Turbo! aus diesem Zeitraum, der uns detailliert die Nutzung dieser Felgen bestätigen konnte. Für Schotterrallyes ist das alles kein Problem, auf Asphalt haben wir jedoch einen echten Wettbewerbsnachteil, vor allem wenn von 10 Läufen genau 2 auf Schotter stattfinden :-( Übrigens, neuester Konkurrent in unserer Kategorie und Klasse 3 1976-1981 über 2000ccm ist einer der legendären BMW M1 (Traum meiner frühen Erwachsenenjahre...) von dem nur weniger als 500 Stück gebaut wurden. Über die Leistung kann man nur Vermutungen anstellen, dürfte aber in etwa das Doppelte unsere Boliden betragen.
Genug gejammert, wir stehen in den Startlöchern zur Historic Rally Vltava im benachbarten Tschechien. Wenn es mit dem akzeptierten HTP bis dahin nicht klappen sollte, haben wir die Bestätigung auch ohne die Neuausfertigung starten zu dürfen, wir sollten allerdings nicht 15 Minuten schneller sein als die Konkurrenz :-) wir werden unser Bestes tun!
Die diesjährige Ausgabe der Vltava läuft etwas anderes als in den Vorjahren. Unser kleiner Vorteil, in den zwei Nacht-Wertungsprüfungen immer einen Ticken schneller zu sein als die leistungsstärkeren Mitbewerber, fällt leider flach :-( Wir fahren mit der modernen Sumava-Rallye am Samstag und Sonntag nur in der hellen Tageszeit, in der zweiten Runde also wieder mal über den „Dreck“ der Allradfahrzeuge. Aber auch historisch Rallyefahren ist nun mal kein Ponyhof... dafür bietet der tschechische Veranstalter interessante und jedes Jahr unterschiedliche Wertungsprüfungen, was ja auch nicht zu verachten ist. Dazu gibt es immer ein leckeres Bufett am Vorabend in fröhlicher Benzingesprächrunde, einen perfekten Serviceplatz und absolut begeisterte Zuschauer und Fans an der Strecke. Nach einem halben Jahr! Rallyepause, unser letzter Start war Anfang November in Griechenland gewesen, scharren wir natürlich schon ungeduldig mit den Rennreifen!
So ganz nebenbei läuft auch die Überholung unseres „Zweitwagens“ - der Saab hatte ja auf Elba einen Motorschaden erlitten sowie eine ganze Reihe von Kinderkrankheiten entwickelt, die so nach und nach behoben werden müssen. Deadline für einen erneuten Start ist Finnland, vielleicht klappt es aber auch schon vorher, gib die Hoffnung niemals auf... Fest geplant und gebucht ist im Mai eine neue Veranstaltung in der Europameisterschaft, die Rallye Antibes in Südfrankreich auf den legendären Wertungsprüfungen der Monte Carlo Rallye. Das wird mal wieder interessantes Neuland, bleibt gespannt wie wir und stay tuned auf diesem Kanal!
Bitte noch bei 2024 oder Früher nachschauen.
Nachtrag zu den Motorsportgames
FIA Motorsport Games 2024 - Valencia oder Orangen im Kreisverkehr
Vorab, angesichts der Wetterkatastrophe in Valencia
und dem Umland, die soviel Menschenleben gekostet und immense Schäden
angerichtet hat, fällt es mir echt schwer über unsere Teilnahme als im Team
Germany zu berichten.
gleiche Straße nur 3 Tage später
646 Sportler, 82 Nationen sowie 26 unterschiedliche Disziplinen waren für diese Olympiade das Motorsport im angenehm temperierten Spanien angemeldet. Eine bunte Mischung aus von den nationalen Motorsportverbänden ausgewählte Vertreter ihrer Sportart fand sich zu einem sportlichen Messen der Kräfte zusammen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Nation. Das Motto lautete
Teilnehmer des ADAC Südbayern
„FIA Motorsport Games brings nations and drivers together every two years for the world’s biggest racing festival of motorsport“.
Im Vorfeld konnte man in den Benachrichtigungen des
DMSB lesen - Das erfahrene Rallye-Ehepaar
Siegfried und Renate Mayr vertritt Deutschland erneut in der Kategorie Historic
Rally. Siegfried Mayr blickt auf eine beeindruckende Karriere mit über 200
Rallyes zurück, darunter mehrfache Starts und Platzierungen bei WRC-Läufen sowie
eine mehrjährige Teilnahme am Peugeot 205 GTI Cup. Zu seinen größten Erfolgen
zählen der Titel als Champion des Nordic Westeuro Cups 2010 und kürzlich der
Vize-Europameistertitel in der FIA Historic Rallye Kategorie 3. Gemeinsam mit
seiner Frau Renate bildet er ein eingespieltes Team, das bereits 2022 bei den
FIA Motorsport Games in Marseille und Le Castellet für Aufsehen sorgte. In ihrem
kultigen Volvo 244 GL erkämpften sie sich damals einen beeindruckenden vierten
Platz, wobei sie sogar das Team aus Spanien auf einer Wertungsprüfung schlagen
konnten. Diese Leistung unterstreicht ihre Konkurrenzfähigkeit auf
internationalem Niveau. Siegfried und Renate blicken mit Vorfreude auf die
erneute Teilnahme:„Es ist uns eine große Ehre, wieder als Teil des Team Germany
die deutschen Farben zu vertreten. Unser Ziel ist es, unser Bestes zu geben und
Spaß an dieser Veranstaltung zu haben - genau wie 2022, als wir alle zusammen
eine tolle Zeit hatten!"
Das "Ziegelstein/Porscheschreck-Team" war also wieder on tour - wir wünschten uns, ein bisschen aus dem Mauerblümchendasein des internationalen Historic Rallyesports in Deutschland herauszudriften! Trotz einem ziemlichen "powergap" zu den anderen Historic-Teams vertrauten wir auf unseren robusten und zuverlässigen "rollenden Ziegelstein" in Insiderkreisen auch als "Porscheschreck" bekannt. Mit unserem Budget, das bei anderen Teams wohl eher unter Portokasse läuft, wollten wir unser Bestes geben. „Traurig, beim DMSB ist nicht bekannt, dass Renate Beifahrer-Europameister in ihrer Kategorie war“ (O-ton eines Facebook-Kommentares). Ja, das war ein bissel schade, es war bekannt und wir haben auch ein Gratulationsschreiben dazu bekommen. Ich hatte auch passende Fotos im Rennoverall geschickt, die leider nicht verwendet wurden. Historic Rallye auf internationalem Niveau fristet im Gegensatz zu anderen Nationen in Deutschland wohl leider ein Schattendasein. Wenn ich mir die mediale Darstellung der anderen Motorsport Disziplinen so ansehe, muss ich leider feststellen, dass vermutlich unsere die mit Abstand kürzeste Vorstellung auf Instagramm und Facebook zu verzeichnen hatte, schon etwas bitter. Sagen wir mal so, wir könnten nur versuchen mit unseren persönlichen Bestleistungen zu punkten. Unser Volvo (haha, kultig ist mal ein netter Ausdruck für Opas Auto! Im englischen wird das wesentlich eindrucksvollere Wort „iconic“ verwendet) würde seinen Teil dazu beitragen, wenn auch seine Motorleistung nicht so ganz mit den Konkurrenten mithalten kann. Andererseits, was kann man aus der Fabel vom Hasen und Igel lernen?
1700 Kilometer durch die Schweiz, Frankreich und an
der Mittelmeerküste Spaniens entlang mussten auf der Achse bewältigt werden. Das
Team Germany bestand aus 28 Einzel- bzw Teamsportlern, die vom DMSB betreut und
zum Unterschied zu 2022 in einem gemeinsamen Hotel untergebracht wurden. Der
langen Anfahrt schloss sich nach der administrativen Abnahme am Circuit und dem
Bezug unseres Serviceplatzes ein Teamabend mit allen bis dahin eingetroffen
Teilnehmern an. Die jüngste Fahrerin des „Team Germany“ war 8 Jahre alt, ich
durfte somit den Alterschnitt erheblich steigern ;-) Auch der finanzielle
Hintergrund der deutschen Motorsportler war breit gefächert - von den
E-Sportlern, die außer Renn-Handschuhen nichts mitbringen mussten über die
Kartfahrer mit Leihfahrzeugen bis hin zum Rennstallbesitzer in der GT-Kategorie
war alles vertreten.
drei Tage nach der veranstaltung
Der Serviceplatz am Circuit Ticardo Tormo im Westen
Valencias übertraf allerdings unsere Erwartungen, in einem von vielen großen
Zelten war für uns ein 50 qm Platz vorgesehen, mit Strom, Wasser und Licht, dazu
dahinter Raum für das Serviceauto. Unserem Wunsch neben Team UK zu stehen wurde
ebenso entsprochen. Als Crew konnten wir unseren Ältesten Matthias gewinnen, der
uns bereits 2022 nach Le Castellet begleitet hatte sowie unseren "Hinterbänkler"
Olaf. Dieser war uns vorausgeflogen und begrüßte uns am Circuit mit dem
Leihwagen zum Abfahren der Wertungsprüfungen. Unser Serviceteam hatten wir
übrigens mit dem Worten „ihr braucht fast nix
tun außer bissel tanken und dann zuschauen und genießen...“
geködert - haha, bald glaubt uns keiner mehr! Im Endeffekt legten sie fast die
gleichen Strecken zurück wie wir, da sie auch an den Remote-Tannkstellen
anwesend sein sollten mit dem 100 Oktansprit für den durstigen Volvo. Dieser war
natürlich wieder den Regeln entsprechend im Deutschlandlook "eingekleidet"
ebenso wie wir wirklich schöne Teamkleidung bekommen hatten.
41 Teams in den Disziplinen Rally 2 (allradgetrieben), Rally 4 (zweiradgetrieben) und Historic Rally (Kategorie 2 und 3 d.h. von 1972 bis 1981) stellten sich zwei Tagen Wertungsprüfungen mit jeweils knapp 100 Kilometern auf Schotter und/oder Asphalt. Für die ersten drei Ränge in den Fahrzeugklassen, die an beiden Tagen starteten, gab es am Sonntag eine „Medalstage“ mit drei unterschiedlichen Runden auf dem Circuit. Nach dem undankbaren vierten Platz 2022 waren wir natürlich dementsprechend motiviert, es diesmal weiter nach vorne zu schaffen!
Wie in der Auflage 2022 hatten wir zum Recce alle Hände voll zu tun, standen doch zwei Schotter- sowie drei Asphaltprüfungen und der Circuit in drei Versionen zum Abfahren auf dem straffen Zeitplan. Dazu lagen diese teilweise knapp 70 Kilometer von unserem Quartier entfernt, so dass wir Mittwochmorgen nach einem Schnellfrühstück bereits kurz nach 7 Uhr im Dunkeln unterwegs waren. Gut dass wir bereits Griechenland erprobt waren, die beiden je knapp 15 km langen Wertungsprüfungen waren sehr hart, eng und anspruchsvoll durch ihre ständig wechselnden Bedingungen. Sie führten durch wenig besiedeltes Agrarland, das hauptsächlich von Weinbau geprägt ist und auf meist rotem Lehmboden, der ziemlich ausgetrocknet schien. Bis wir beide Strecken zweimal abgefahren hatten, war es fast Mittag. Wir gönnten uns gerade einmal 10 Minuten für Tanken und einen Kaffee, hatten wir doch noch drei Asphaltprüfungen mit derselben Länge zu absolvieren! Diese entpuppten sich als äußerst anspruchsvoll wie auch sehr abwechslungsreich und führten durch Zitrusfrucht-Plantagen, deren Bäume sich teilweise unter der Last der reifen Früchte bogen!
Dazu hatten wir geplant, spätestens gegen 16 Uhr unser Team aufzusammeln um zur Eröffnungsfeier pünktlich in Valencia zu erscheinen. Das Ciudad de las Artes y las Ciencias ist ein architektonisch umwerfender Museums- und Ausstellungskomplex im Zentrum der Stadt. Wir hatten nach Einzelshootings des DMSB ein großes Nationenposting auf der Treppe vor dem Museum und durften später wieder auf den Laufsteg im Scheinwerferlicht unser Team Germany repräsentieren.
Vermutlich versteht man als Sportler erst bei der zweiten Teilnahme den Sinn dieser Großveranstaltung - ein Fest des Motorsports ungeachtet von Alter, Geschlecht und Sportart. Ob nur wenige Minuten auf der Kartbahn oder zwei Tage auf den Rallysonderprüfungen, alle hatten die gleichen Chancen auf Medaillen, naja fast alle ;-)
Bereits auf der Anfahrt, wir befanden uns mitten in
Frankreich kurz vor Mitternacht erreichte uns ein Hilferuf unseres schwedischem
Rallyefreundes Ted Malm, der ein Ersatz Zugfahrzeug für ein befreundetes
Rallyeteam suchte. Ihnen war auf der Anfahrt Höhe Kassel der Motor geplatzt und
sie hatten keinen Erfolg bei ihrer Suche nach einem Leihfahrzeug. Wir konnten
leider nicht helfen, das Team hat es aber trotzdem bis Valencia geschafft! Auch
unser Team Germany Kollege aus der Drifting Abteilung war vom Pech verfolgt.
Sein Gespann blieb ebenfalls wegen eines Motorschaden liegen, mitten in
Frankreich. Sie konnten dann zwar ebenfalls den Circuit erreichen, jedoch endete
die Pechsträhne mit einem Getriebeschaden des Rennautos im Qualifying!
Donnerstag war dann Tag der technischen Abnahme, des freien Trainings auf dem Circuit sowie der qualifying stage, einer Runde auf dem Circuit, welche die Startposition des Freitag bestimmte. Wobei „Runde“ relativ einfach klingt, in der Realität war das ein Gemenge aus Mittelteil auf dem Rundkurs sowie einige Abzweigungen, teilweise in den engen Strecken zwischen Tribüne und eigentlichem Circuit, gewürzt mit Betonpollern und Reifenstapeln. Die Zeit war für unseren „Dicken“ echt sehenswert, dritte in der Historic nach Zippos Quattro und dem unglaublich schnellen englischen Toyota, 35 Sekunden schneller als Antonio Sainz im Porsche!
Freitagmorgen ging es dann endlich richtig los! Die Verbindungsetappe bis zur ersten Wertungsprüfung auf Schotter ging schon mal knapp 60 Kilometer, davon über 50 auf der Autobahn. Der linke Vorderreifen quittierte bereits nach 25 Kilometer den Dienst und ließ uns auf den Außenseiten der Karkasse ohne Lauffläche in die rettende Tankstelle rollen - ging ja schon mal gut los :-( wobei insgesamt mehr als 200 Kilometer Verbindungsetappe allein nur auf der Autobahn und mit Schotterreifen und kurzer Achse echt grenzwertig waren!
Aber damit nicht genug - nach knapp 6 Kilometer auf WP 1 in einem Abzweig blieb das Auto plötzlich stehen - der Anlasser drehte verzweifelt aber der Motor startete nicht! Fehlersuche und Fehlerbehebung dauerte dann ziemlich genau 10 Minuten 30 Sekunden laut Inboardkamera. „Ihr dürft hier nicht stehen bleiben“ war der mehrmalige Kommentar eines Streckenposten, das konnte uns aber auch nicht weiterhelfen - ich hätte mir das freiwillig auch nicht als Parkplatz ausgesucht!
Wir waren kurz zuvor über ein tiefes Loch gefahren, das vermutlich für den Bruch des ",Notaus" verantwortlich war. Was heißt, die Zündspule war lahmgelegt und der Motor bekam keinen Zündfunken. Bis auf die eine oder andere Kleinigkeit lief es bis dann bis zur letzten WP 7, dem Circuit auf Schotterreifen. Diese Show wollte sich nicht mal unser Historic Sports Manager entgehen lassen. In der Endabrechnung haben wir aber trotzdem die A....Karte gezogen und standen trotz guter Zeiten auf den anderen sechs Wertungsprüfungen auf P 6.
Aber Samstag war ein neuer Tag - es ging nach dem teils sehr groben Schotter rund um Utiel auf äußerst anspruchsvolle und abwechslungsreiche Asphaltprüfungen im landschaftlich reizvollen Hinterland Valencias mit großen Orangenplantagen auf sehr fruchtbarem Boden. Kann sich noch jemand an Zeiten erinnern als es noch nicht rund ums Jahr Zitrusfrüchte zu kaufen gab? "Valencia Late" war der Name der heiß begehrten Früchte nach Weihnachten, wenn nur noch Äpfel und Bananen in der Obstschale lagen. Witzigerweise stand auch so eine kleine Orangenplantage inmitten des Circuit Ricardo Tormo.
Die letzte Sonderprüfung im Nordwesten von Valencia wurde nach einem Unfall abgebrochen und wir zurück zum Circuit geschickt. Auf dem Weg hatten wir noch eine interessante Begegnung mit der allgegenwärtigen Polizei. Vor einem Kreisverkehr stauten sich sich einige Rallyefahrzeuge, umgeben von einem Dutzend Polizisten. Zuerst konnte sich niemand einen Reim drauf machen, wir blieben jedoch entspannt da wir genügend Fahrzeit zur Verfügung hatten. Es stellte sich heraus, dass die Beamten der Meinung gewesen waren, wir führen mit nicht zugelassenen Rundstreckenautos und dürften gar nicht einfach so unterwegs sein. „You are not allowed to drive outside the Circuit“ - da lag wohl ein kleines Missverständnis vor...
Am späten Samstagnachmttag waren wir im Ziel, nicht am Ziel - unser Traum wäre die Medalstage auf dem Circuit am Sonntag Nachmittag gewesen. Leider hatte uns ja bereits in der ersten Wertungsprüfung des Freitags die Technik einen Streich gespielt, in der Endabrechnung fehlten uns 9 Minuten 15 Sekunden auf den Drittplatzierten Antonio Sainz was heißt, rein rechnerisch wären wir vor ihm platziert gewesen. Wer kennt es nicht „hätte wenn und aber, alles nur Gelaber“.
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Auf der letzen Sonderprüfung des Samstags, eine Runde auf dem Circuit, konnte unser Volvo nochmals 18 Sekunden auf den Porsche gut machen, trotz eines spektakulären Ausfluges ins Kiesbett und ich hatte eine kurze Schrecksekunde, ob wir mit den Rennreifen steckenbleiben könnten. Am Anfang der Zielgeraden mussten wir noch einen kleinen Zweikampf mit einem Reifenstapel ausfechten, von dem ich schwören könnte, dass er am Vortag ein ganzes Stück weiter außen gestanden wäre... Das Publikum hatte aber sicher seinen Spaß bei der Show. Wir haben alles gegeben, der undankbare 4. Platz ist also nun die Ausbeute von anstrengenden 4 Tagen, was soll frau da noch sagen... außer vielen Dank an meinen Fahrer, Mechaniker und Ehemann, unseren Sohn Matthias und unserem unerschütterlichen Mechaniker, Berater und Freund Olaf!
In der Endabrechnung fuhren die vier für Team Germany gestarteten Rallyeteams einmal Gold und einmal Silber ein, ein vierter platz für unseren Volvo und ein technischer Ausfall. Ob es für uns in zwei Jahren einen dritten Versuch geben wird, steht noch in den Sternen. Bis jetzt ist noch nicht einmal ein zukünftiger Austragungsort bekannt, gemunkelt wird von ausserhalb Europas.
Goodbye Valencia - gerne wären wir in der Startaufstellung für die Medalstage dabei gewesen - das Fehlerteufelchen auf WP 1 hat einfach eine Minute zu lange grinsend in der Elektrik gehockt bis eine Weiterfahrt möglich war! Von den gefahrenen Zeiten her hatten wir am ersten Tag den drittplatzierten Porsche mehr als deutlich im Griff! So blieb wieder einmal der undankbare 4. Platz für uns und wir damit auf der Zuschauertribüne am Finaltag.Wir hatten trotzdem unseren Spaß auf den höchst anspruchsvollen und sehr unterschiedlichen Wertungsprüfungen in einer unvergleichlichen Landschaft und mit begeisterten Zuschauern an Strecke!
Deutsche Medaliengewinner