2022

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Rallye Erinnerungen

hier gibt es Informationen über die Rallyeaktivitäten von Siegfried

EWRC Rallyresults Siegfried Mayr                      EWRC Rallyresults Renate Mayr

21.12

2022 - ein Saisonrückblick oder „Drachen steigen nur gegen den Wind besonders hoch“


Wenige Wochen vor dem Jahresende ist es Zeit unsere Rallyesaison zu reflektieren - wobei sie ja eigentlich noch gar nicht beendet ist! Zum krönenden Abschluss dürfen wir im Dezember zur Preisverleihung nach Bologna/Italien. Vor der Europameisterschafts-Ehrung spielen wir bei der FIA Gala noch Mäuschen, wenn Max Verstappen, Kalle Rovanperä und Co sowie andere Weltmeister im Motorsport geehrt werden. Ich denke schon, das ist so etwas wirklich ganz besonderes, wie auch unsere Teilnahme als Team Germany bei den Motorsport Games im Oktober gewesen ist.

 


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Wir blicken auf eine rundum gut gelungene Saison in der FIA Europameisterschaft für historische Rallyes zurück. Der erste Start im März, sprich die Rally Costa Brava, begann zwar etwas holperig mit Elektronikproblemen sowie „mit ohne“ Servolenkung und teilweisem Ausfall der Sprechanlage, aber wir sahen die Zielrampe. Im Mai waren wir im tschechischen Böhmerwald bereits besser bei der Musik, auch wenn drei superschnelle Asphaltrundkurse nicht gerade Volvo-Terrain sind! Auch Ungarn, obwohl von mir etwas ungeliebt weil es im Juni immer extrem heiß ist und die schnellen Wertungsprüfungen nach viel PS verlangen, brachten wir gut über die Bühne. Im Juli lief es in der Steiermark trotz des „bösen C“ auf beiden Rallyesitzen dank der pharmazeutischen Industrie noch überraschend gut. Finnland im August war zwar wie immer ein weiter Ausflug mit Urlaubsfeeling auf der Ostsee, dieses Jahr fehlte uns aber irgendwie der Ahaeffekt landestypischer Kuppen und dem Fahrer etwas das Schotterfeeling, trotzdem gelang uns ein Klassen- sowie Kategoriesieg. Auf der toskanischen Insel Elba im September waren wir ja schon fast wie daheim und konnten uns gut in Szene setzen. Bei der Zielankunft war uns noch gar nicht bewusst, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereits frischgebackene Vizemeister der Fahrer und Europameisterin der Beifahrer in der Kategorie 3 geworden waren - witzigerweise las ich das erst am nächsten Morgen in den FIA Nachrichten! Es war nicht immer einfach, gegen PS- und finanzstarke Mitbewerber anzutreten, aber wie hatte ich mal irgendwo gelesen „nobody expected a Volvo“!

vlatava2209Bild anklicken um ein Video der Rally Vlatava zu sehen

Das Highlight des Jahres waren dann die FIA Motorsport Games, die zwar nicht zur Serie zählten aber wirklich den krönenden Abschluss der Rallyesaison darstellten. Mein heimlicher Wunsch war ja schon lange einmal in die Provence zu reisen und dann auch noch als „Team Germany“, das hatte schon was. Und so kamen 7 Rallyes zusammen, nur im Ausland gefahren, davon kein Ausfall und kein Restart. Wir hatten dabei 1016,77 Wertungsprüfungskilometern bewältigt, die dazugehörigen Verbindungsetappen betrugen insgesamt 3386 Kilometer. In den Platzierungen schoben wir uns das Jahr über kontinuierlich vom 30. (und letzten) Platz in Spanien bis zum 7. auf Elba und schlussendlich zum 4. Platz bei den Motorsport Games.

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Ohne den Einsatz meines Ehemannes, Fahrers und Mechanikers vor, während und nach den Rallyes wäre das nie möglich gewesen - vor allem da wir die Hälfte der 6 Veranstaltungen des Championats alleine und ohne Servicemannschaft bewältigt haben. Meinen tiefsten Dank und größte Anerkennung an dieser Stelle oder um es mit einem meiner Sprüche zu garnieren - "niemand, der sein Bestes gegeben hat, hat es später bereut".

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Vielen Dank auch auch an unsere Serviceleute Jürgen (Spanien), Christian (Finnland und Südfrankreich), Joseph (Elba) sowie unseren Sohn Matthias (Südfrankreich). Ebenso danken wir unseren Nothelfern und Reifendealern Knöbel Motorsport, dem DMSB und dem ADAC Südbayern sowie unserem Vorstand Richard Miller vom MSC Schmuttertal - ohne euch hätten wir das alles nicht oder nur sehr schwer gewuppt!

Und wenn du den Eindruck hast, dass das Leben ein Theater ist, dann such‘ dir eine Rolle aus, die dir so richtig Spaß macht“ - sagte schon William Shakespeare - die Planungen für das Bühnenprogram 2023 laufen bereits!

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18.12

Hier ein paar Eindrücke von der FIA Siegerehrung in Bologna.

 

Den krönenden Abschluss unserer erfolgreichen Saison bildete die FIA Preisverleihung für Off Road und Historic in Bologna/Italien am Samstag den 10. Dezember. „Die Region Emilia-Romagna ist eine norditalienische Provinz, die sich von den Apenninen bis zum Fluss Po im Norden erstreckt. Bekannt ist sie in erster Linie für ihre mittelalterlichen Städte, die reichhaltige Gastronomie und die Urlaubsorte an der Küste. Die Hauptstadt Bologna ist eine lebendige Stadt mit einer Universität aus dem 11. Jahrhundert.

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Das Highlight sollte dann allerdings die FIA Gala am Freitagabend sein, wo im Beisein von etwa 900 geladenen Gästen aus aller Welt die Weltmeisterschaftschampions von Formel 1, Rally WRC und weiteren Meisterschaften geehrt wurden. So durften wir als FIA EHRC Champions in erlauchter Runde ein dreigängiges Menü genießen und die Stars, die man sonst nur aus den Medien kennt, etwas näher und live erleben.

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Im Vorfeld gestaltete sich bereits die Suche nach passender Kleidung schwierig - als Dresscode war Smoking für den Herrn und große Abendrobe für die Dame angesagt. Da wir mehr als selten bei solchen Veranstaltungen geladen sind und sonst auch eher underdressed unterwegs sind, keine leichte Aufgabe. Schließlich gab es einen Smoking (black friday sei Dank) für den Vize, die Beifahrerin konnte sich allerdings nicht im Abendkleid vorstellen.... Laut einem Statement des FIA Präsidenten Mohammed Ben Sulayem, soll das aber für kommende Veranstaltungen gelockert werden, seiner Aussage nach wäre seine Kleidungssuche in Bologna wegen sprachlicher Differenzen etwas langwierig gewesen ;-)

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Und so standen wir – typisch deutsch halt - schon eine ganze Zeitlang vor dem offiziellen Beginn bereits in den heiligen Hallen und hatten daher das Glück, beinahe direkt neben dem Eingang einen Parkplatz zu ergattern. Später gab es dann einen Welcome drink mit Ferrara Sekt und mini Vorspeisenhäppchen in der Größe von 50 Centstücken mit einem! Kaviarei oben drauf! Und dann trafen so nacheinander die Stars ein,

Neben der Formel 1 wurden in Bologna auch die Champions aller weiteren offiziellen FIA-Weltmeisterschaften ausgezeichnet. Das sind die Langstrecken-WM WEC, die Rallye- und Rallycross-Meisterschaften, sowie drei offizielle globale Kart-Titelkämpfe. 2022 neu dazugekommen sind die Fahrzeug-Kategorien die Rally Raid Weltmeisterschaft, die dieses Jahr erstmals den WM-Status erlangt hat.

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Nach zwei Ferraras und einigen Häppchen (bei Siggi grinste das Personal schon …) durften wir dann nach strenger Eingangskontrolle unseren Tisch aufsuchen - aber ach, es stand nur ein Tischkärtchen mit Siggis Namen am zugewiesenen Platz, meiner fehlte! Auf Nachfrage hieß es, man könne nun leider nichts mehr ändern und für diesen Fall gäbe es einen „Restetisch“... Witzigerweise hatte auch der Präsident des historischen Motorsports, John Taylor samt Tochter keinen vorgesehenen Platz bekommen und so saßen wir zusammen. Aber egal, dabei sein ist alles auch wenn es nun weiter hinten und außen war. Kleiner Nachteil, der Hauptgang war leider nicht mehr so ganz esswarm...

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Vor während und nach den drei Gängen des Festmenüs liefen dann die verschiedenen Ehrungen und Pokalübergaben ab. Dazu fuhren die verschiedenen Boliden samt ihrer Fahrer teils aus eigener Kraft, teils von Helfern geschoben, auf einem Lauf- bzw Fahrsteg bis zur Bühne vor – manche mit beherzten Gasstößen! Dort stiegen die Champions aus und bekamen von verschiedenen Laudatoren auch ihre Ehrenpreise überreicht. Bei so einer Gala persönlich eingeladen zu sein ist schon eine große Ehre und geschieht zumindest uns wohl eher selten wenn nicht nur einmal im Leben!


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Samstagabend fand dann unsere Preisverleihung im Zentrum von Bologna statt, im Palazzo de Renzo, einem wunderschönen historischen Gebäude und überaus stimmmungsvoller Location für dieses Event. Im Vorraum gab es dann wieder Häppchen ;-) und Schampus, während auf einigen Bildschirmen Fotos der vergangenen Saison Revue passierten – und ihr werdet es erraten haben – viele bunte Autos... aber auch nur ein einziger Schnappschuss eines silbergrauen Volvo - Fehlanzeige :-(

 

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Unser Pressefotograf und Videofilmer Jeff Carter, von mir darauf angesprochen, versprach Wiedergutmachung - mit einem winzigkleinen Augenzwinkern postete er am Tag darauf ein Foto der Pokalübergabe unserer Kategorie 3... Zwischen mir und dem Champion der Fahrer Andrea Zivian „Zippo“ stand der Weltmeister der Copiloten von 2005 Robert Reid, der die Pokale überreichte und in Lebensgröße über uns - der Volvo ! Für mich DAS Foto des Jahres :-)

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Es gab wieder ein drei Gänge Menü (wobei ich sagen muss, nur wegen des Essens nach Bologna zu fahren, der Caterer möge mir verzeihen, wäre nicht unbedingt nötig gewesen...)

Insgesamt aber war es wirklich ein würdiger und sehr angenehmer Abschluss unserer beinahe perfekten Saison !

 

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Ein Video der Deutschen Teilnehmer Text oder Bild anklicken.

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06.11

FIA Motorsport Games 2022 - Vive la Provence oder es war uns ein Fest!

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Wir sind zurück aus Südfrankreich - total geflasht! Es war um vieles schöner, besser und größer als wir uns haben träumen lassen... Einrundum gelungenes Fest des Motorsports mit 475 Sportlern, davon 397 Männer und 78 Frauen aus 72 Nationen, die für 48 verschiedene Medaillensätze in 16 Disziplinen sportlich gekämpft haben! Dazu mehr als 40.000 interessierte und begeisterte Zuschauer, die viele unterschiedliche Motorsportarten am Circuit Paul Ricard nahe Le Castellet kennenlernen und hautnah miterleben konnten, einem Ort der bestens dafür geeignet war (nur Cross Kart spielte sich im zwei Stunden entfernten Gap ab). Auch für unser Team waren die Tage an der Rennstrecke mehr Vergnügen als Arbeit ;-) In den Stunden, die wir auf den Wertungsprüfungen in den Bergen unterwegs waren, konnten sie sich an Motorsportarten „für umme“ sattsehen, die sonst nirgendwo an einem Ort zusammen geboten werden. Ob GT Autos, Tourenwagen, Formel 4 oder Drifter mit qualmenden Reifen, hier war alles auf kurzen Wegen mitzuverfolgen. Unser Ältester Matthias und Christian, inzwischen schon etablierter Servicemann, haben die Tage dort sehr genossen!

 

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Auch wir und der Volvo, „gekleidet“ in den Nationalfarben unseres Landes wollten unser Bestes auf den Runden des Circuit und den Wertungsprüfungen der wirklich atemberaubenden Landschaften des umgebenden Massif de la Saint Baume geben. Mit uns in der Disziplin Historic Rally fand ein weiteres deutsches Team, Satorius Motorsport mit dem Ford Fiesta in der Kategorie Rally 2 den Weg nach Südfrankreich. Insgesamt 28 Teilnehmer in drei Rallye Disziplinen standen schlussendlich am Start, um an zwei Tagen knapp 140 Wertungsprüfungskilometer unter die Räder zu nehmen. In der Historic Klasse waren es leider nur gerade mal 7 Autos, davon 5 aus der Europameisterschaft und zwei Ladas aus der Slowakei und Estland.

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Montagmorgen um 4 zu nachtschlafender Zeit ging es Richtung Provence, knapp 1000 Kilometer Anfahrt waren zu bewältigen. Leider regnete es bis kurz vor Nizza und die eigentlich wunderschöne Blumenriviera zeigte sich wolkenverhangen. Wir hatten nach Ankunft am Circuit genügend Zeit unser Gespann abzustellen und mal kurz zu checken, wie weit die Vorbereitungen gediehen waren. Unser großes Servicezelt stand schon, durfte aber noch nicht bezogen werden. So fuhren wir zu unserem knapp 10 Minuten entfernten Apartment mitten in einem Weinberg und nahmen unser von Christian zubereitetes Abendessen ein.

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fia34Der Dienstag als „Ruhetag“ verlief sehr entspannt, wir holten mittags in Toulon unseren Leihwagen ab, um uns am späten Nachmittag in der Schlange zum Adminatrativcheck anzustellen. Bei so einer großen Veranstaltung läuft halt nicht alles reibungslos und so dauerte es doch ein gute Stunde, bevor wir mit Stapeln von Aufklebern etwas ratlos vor dem Rallyeauto standen ;-) Schlussendlich waren dann doch die meisten davon richtig auf dem Volvo platziert und die Tagesarbeit somit schon getan.

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Da der Zeitplan mit Recce und der Eröffnungsfeier in Marseille ziemlich dicht war, standen wir Mittwochmorgen im Dunklen um 7 Uhr bereits an der ersten Wertungsprüfung. Vormittag schafften wir drei und nachmittags zwei der Strecken je zweimal abzufahren und unseren Aufschrieb anzufertigen. Wie eigentlich bei jeder internationalen Rallye war dies bereits trotz Zeitdruck einfach Sightseeing und Urlaubsfeeling pur! Die Provence zeigt sich hier gebirgig mit großartigen Aussichten auf das Mittelmeer und grandiosen Serpentinen, die sich durch die bewaldeten Berge ziehen.

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Wir sammelten unser Team ein um pünktlich gegen 17 Uhr am Hafen von Marseille zur Eröffnungsfeier vor Ort zu sein. Die Idee an sich war grandios, die Kulisse des Museums direkt am Meer einzigartig. Was soll ich sagen, von der großartigen Show profitierte eigentlich nur unsere Begleitung, während wir im stickigen überfüllten Innenraum mit allen anderen Teilnehmern eine gefühlte Ewigkeit auf unseren Auftritt warteten :-( das hätte sich mit Sicherheit besser lösen lassen! Und nach dem kurzen Aufmarsch über die Bühne eine weitere Stunde auf einen kühlen Schluck warten zu müssen... naja also da ist noch eine ganze Menge Luft nach oben :-( So werden wir dann zuhause am PC die Videos nochmal in Ruhe Revue passieren lassen, die mediale Präsenz ließ in der Hinsicht nichts zu wünschen übrig!

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Donnerstag Vormittag warteten wir eine Weile, um die Wertungsprüfung am Circuit zu besichtigen, die abends als Qualifying Stage undam Freitagabend als WP 7 gefahren wurde. Das ist schon eine logistische Herausforderung, alle Trainingsessions und Qualifyings der Rundstreckenrenner samt den Rallyeautos auf einer Rennstrecke unterzubringen! Die technische Abnahme wurde für uns in der Historic Rally Disziplin praktischerweise direkt am Servicepaddock vorgenommen, so hatten wir keine Reifen durch die Gegend zu schleppen, da ja 10 Stück markiert werden mussten. Und dann war bereits Zeit für das „free practise“ das wir so auch noch nicht kannten - eine Art Shakedown auf dem gut 4 km langen Rundkurs als Test WP. Nach zwei gezeiteten Runden beließen wir es zwecks Reifenschonung dabei. Die folgende Qualifying Stage, die ausschlaggebend für den Startplatz Freitagmorgen war, sah uns dann als fünfte nur gerade mal 2 Sekunden hinter dem Briten mit dem Talbot Sunbeam.


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Freitag kurz vor Mittag ging es dann endlich los in die Berge des Saint Baume Massivs! Wp 1 sowie als 4 in der zweiten Punde gefahren, war zum großen Teil ziemlich eng, mit rauem Asphalt und sehr uneben - eigentlich ein Terrain für den Volvo, trotzdem gingen wir die Sache mit dem nötigen Respekt an! Danach kam eine längere Sonderprüfung im Saint-Baume Massiv und Nummer 3 war eine nur gut 6 Kilometer lange Verbindungsstraße zum Circuit. Nach gut zwei Kilometer, im Aufschrieb hieß es „100 Kuppe gerade, 300 R 4 plus“ - also ein relativ schnelles Stück, tauchte unvermittelt vor uns ein langsam fahrender Minivan mit einem gelben Blinklicht auf dem Dach auf! Ein Veranstalterfahrzeug? Abbremsen und kurze Verwirrung war eins, nach etwa 30 Metern entfernte sich diese „Fata Morgana“ langsam zur linken Straßenseite und verschwand in einer Hofeinfahrt! Nochmal gut gegangen, da wir jedoch keine Onboardkamera besitzen (zumindest bis jetzt nicht!) mussten wir den Beweis schuldig bleiben, meldeten diesen Vorfall jedoch unserem Sportdirektor.


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Im nachfolgenden Regrouping und der Servicepause konnten wir uns von dem Schreck erholen, die zweite Runde in gleicher Reihenfolge hatte Gottseidank keine weiteren derartigen Überraschungen für uns parat. Es folgte ein weiteres Regrouping und eine Servicepause, dann war es dunkel genug für die Prüfung auf der Rennstrecke. Wir kannten den Kurs mittlerweile ein bisschen, so sahen wir als viertschnellstes Team die Ziellinie. In der Tagesabrechnung waren wir ebenfalls vierte, gegen Zippos <400 PS Quattro, Stajfs pfeilschnellen Kadett und Antonio Sainz (er ist übrigens der Bruder des bekannten Rallyefahreres Carlos Sainz und Onkel des Formel 1 Piloten Carlos Sainz junior!) mit dem bärenstarken Porsche 911 konnten wir im Volvo nichts ausrichten.

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fia42Samstag ging es dann am Vormittag in die erste der drei identischen Runden mit je zwei WP in den Bergen von Saint Baume, teilweise in der Gegenrichtung des Freitags. Ziel aller gestarteten Rallyeteams war natürlich, in ihrer jeweiligen Kategorie unter die ersten drei zu kommen. Diese durften dann am Samstagabend die sogenannte „Medal Stage“ fahren, was hieß drei Runden auf dem Circuit in jeweils unterschiedlichen Spuren zu fahren. Auf Platz vier in Lauerstellung liegend war natürlich alles möglich - wenn da nicht ein Geräusch von Seiten des Differentials zu hören gewesen war! Bereits im Laufe des Freitags versuchte ich schon, das lauter werdende Singen zu überhören, am Abend jedoch war in langsamen Linkskurven ein deutliches Klacken zu vernehmen. Besorgte Mienen im Team, wird das Teil durchhalten? Die erste Sonderprüfung des Tages trugen wir das Auto so auf Samthandschuhen, dass Tim Jones im britischen Talbot Sunbeam etwas Morgenluft witterte. Die weiteren fünf Strecken jedoch meisterten wir mit „Augen zu und durch“ und der tapfere Schwede spielte mit! Allerdings hielten auch alle drei vor uns platzierten Teams durch, obwohl der Spanier Antonio Sainz, übrigens im gleichen Alter wie ich ;-) deutliche Ermüdungserscheinungen zeigte. Aber er biss die Zähne zusammen und freute sich dann doch, die spanischen Farben auf der Abschluss-WP zu zeigen und eine Bronzemedaille zu erfahren. Dass sich sein Porsche genau dort noch einen beginnenden Motorschaden zuzog, spielt jedoch in dieser Preisklasse wohl eher eine untergeordnete Rolle...

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fia41Natürlich wäre es unser Wunschziel gewesen, diese letzte „Medal stage“ für das „Team Germany“ über drei Runden Circuit zu fahren - aber die ersten drei Teams, bereits im Vorfeld in der Favoritenrolle, blieben fehlerfrei, waren perfekt vorbereitet und während der Rally bestens gewartet von ihren vermutlich gut bezahlten Teams. Der italienische Quattro hatte sage und schreibe jeweils einen Mechaniker pro Rad, der Spanier Sainz fuhr bestens mit dem angemieteten Porsche 911 und dem Historic Porsche Team aus Italien und der Tscheche Stajf hat eine eigene Rallyewerkstatt mit Profimechanikern .So blieb für uns ein wie auch immer undankbarer vierter Platz, das Spektrum des Leistungsgewichts in dieser Disziplin ist doch immens breit gefächert und fahrerisch einfach nicht auszugleichen. Wir waren jedoch sehr zufrieden mit unserer Leistung, hatten uns keine Fehler erlaubt und der alte Schwede hat alles perfekt abgespult! Vielen Dank an dieser Stelle auch an unser Serviceteam - Spaß an dieser Veranstaltung zu haben war unser erklärtes Ziel gewesen und den hatten wir zusammen! Und wenn es in den Medien dann auch noch honoriert wird, geht das runter wie das sprichwörtliche Öl!

 

 

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Aus den „FIA Motorsport Games“ News: A fine showing by Team Germany’s Siegfried Mayr / Renate Mayr kept them fourth after beating Team Spain on SS5, the top five rounded out by Team UK’s Tim Jones and Steve Jones in their Chrysler Sunbeam. Bronze medal honours were taken by Team Spain with Antonio Sainz / David de la Puente in their Porsche 911 SC, beating Team Germany’s Siegfried Mayr / Renate Mayr who fought hard on their way to an impressive fourth place in their Volvo 244 GL. Fifth spot was Team UK’s Tim Jones and Steve Jones in their Chrysler Sunbeam, the final classification completed by the Team Slovakia pairing of Jaroslav Petran / Iveta Halčinová in their VAZ 21011.

 

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15.10

Unsere Vorbereitungen für

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vom 26.10 bis 30.10 laufen. Der Volvo wurde nach Vorgabe aufgepeppt und das runde Schwarze wurde auch schon hergerichtet.

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FIA Motorsport Games - „once in a livetime story“


"Die zweite Ausgabe der FIA Motorsport Games findet vom 26.-30. Oktober 2022 in Südfrankreich statt. Die Austragungsorte der Wettbewerbe werden Circuit Paul Ricard, Sainte-Baume (Rallye) und Gap (Autocross) sein. Bei dem im Motorsport einzigartigen Format treten Fahrerinnen und Fahrer als Teil ihres Nationalteams im Kampf um die Gold-, Silber-, und Bronzemedaillen gegeneinander an. Dabei gehen ausschließlich Sportler an den Start, die von ihrem nationalen Spitzenverband in den jeweiligen Kader berufen wurden. Das Programm der FIA Motorsport Games wurde im Vergleich zur Erstauflage 2019 von sechs auf 16 Wettbewerbe erweitert." (von der DMSB Seite)

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Wir mussten ganz kurzfristig entscheiden uns zu bewerben, wenige Tage vor Einsendeschluss bekamen wir nämlich vom ADAC Südbayern eine Email. Obwohl wir ja motorsportlich viel im Netz unterwegs sind, war uns das Event irgendwie entgangen oder vielleicht auch fern jeglicher Realität (Unsere FIA EHRC Deligierten haben ihren Focus allerdings auf die Europameisterschaft und daher keinerlei Werbung für die MSG im Vorfeld betrieben). Sämtliche geforderten Parameter passten jedoch perfekt - Wettbewerbsfahrzeug in der richtigen Kategorie, beide Fahrer mit internationaler Lizenz des DMSB, dazu bereits Erfahrungen im internationalen historischen Rallyesport einschließlich des Vizeeuropameisterschaftstitel 2021 in der Kategorie 3.

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So setzten wir einen motorsportlichen Lebenslauf auf, füllten alles Erforderliche aus und fügten Fotos an, alles kurz bevor Siggi über Ostern mit seinen Busgästen nach Hamburg fuhr. Zwei Wochen später war schon die Zusage da und wir freuten uns wie ein Schnitzel! Vielleicht ist das die einzige Chance im Leben unseres „absolutely low budget teams“ große Motorsportatmosphäre zu genießen! Neben einem Rally 2 Fahrzeug wird nun unser Volvo auf den „Saint Baume“ Prüfungen und am Formel 1 Ring in der Disziplin Historic Rally als „Team Germany“ die deutschen Farben vertreten.

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Unsere Saison wird dieses Jahr also erst spät im Oktober enden - wir sind dabei als frisch gekürte Vizeeuropameister der Fahrer sowie Europameisterin der Beifahrer in der Kategorie 3 der Saison 2022! Da jedoch das Leben im allgemeinen und der Rallyesport im besonderen kein Ponyhof ist ;-) stehen so bekannte Fahrer wie der Europameister 2022 der Kategorie 3 „Zippo“ aus Italien mit dem (über) 400 PS Audi Quattro sowie Vojtech Staif aus Tschechien, der Europameister 2021 der Kategorie 2 mit einem infernalisch gehenden Opel Kadett GTE 16 V mit uns gemeinsam an der Startlinie - viel Feind, viel Ehr - we will do our very best!


Wir sehen uns da auch ein kleines bisschen in der Rolle als Botschafter des internationalen historischen Rallyesports, der in Deutschland nicht besonders bekannt und anerkannt ist, somit eher ein Dasein als Aschenbrödel fristet. Denn auch abseits der bekannten Rennsport-Automobilmarken, des großen Geldes, des Medienrummels und der jungen erfolgreichen Fahrer mit vielköpfigen Teams im Hintergrund, kann man so mit der Erfahrung vieler Jahre im Rallyesport, Willenskraft und Durchhaltevermögen sowie der Gelassenheit des Alters ;-) immer noch viel Freude und auch Erfolg haben. Frei nach Siggis Motto „Work hard in silence, let your success be your noise“... haben wir uns als Underdogs mit einer schweren wie auch schwerfällig wirkenden Familienkutsche der 70er und 80er Jahre mit knapp 200 PS beharrlich an die Spitze der Kategorie 3 in der Europameisterschaft gefahren. Natürlich trennt sich auch im Historic Rallyesport die Spitze von den Normalfahrern durch die eine oder andere Null vor dem Komma - trotzdem steht für jeden Teilnehmer eisern der bekannte Satz des großen Rennfahrers Stirling Moss - „In order to finish first, you first have to finish!


 

 

01.10

Rally Elba Storico die dritte oder einmal um die Pizzatische!

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Irgendwann gewöhnt man sich vermutlich an italienische Verhältnisse, auch wenn es etwas anstrengend ist! So war es auch bei dieser Rally Elba Storico, unser dritter Start auf der Insel übrigens, als kurz vor der Abreise mal fix der bereits vorgesehene Serviceplatz vom etwa 15 Kilometer entfernten Rio nell'Elba nach Capoliveri verlegt wurde. Was zuerst etwas verwirrend erschien, entpuppte sich als hundert Meter vom Parc Fèrmè entfernt. Es gab weder zusätzlichen Remote-Service noch entfernt liegende Tankstopps, ein gelungener Beitrag zur Kosten- und Energieersparnis! Zwar befürchteten wir, es gäbe für die insgesamt mehr als 180 Teams in verschiedenen Klassen nicht genügend Platz ,aber es funktionierte... italienisch halt. Am Donnerstag schnell noch einen Markt darauf abgehalten, konnte am frühen Nachmittag eine ausreichend große und günstig gelegene Stelle bezogen werden - alles paletti!

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Das Scruteneering war ebenfalls sehr zentrumsnah in einer Seitenstraße vom Kreisverkehr beheimatet. Was jedoch irgendwie übersehen wurde, die WP 6 und 8, die am Samstag gefahren werden sollte, hatte ihren Start genau in dieser abgesperrten Zone und fehlten uns (und auch einigen anderen) somit im Aufschrieb. Die Stadtprüfung am Donnerstagabend lief übrigens nach zwei Jahren in umgekehrter Richtung.Aber einmal nachts durch die engen Sträßchen der Fußgängerzone, direkt an den Pizzatischen vorbei fahren mit voller Beleuchtung hat einfach was! Ob mans mag oder nicht....

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elba2217Dienstag morgen 3.30 starteten wir von zuhause, nachdem wir unseren Servicemann Josef, einen ehemaligen Kollegen von Siggi abgeholt hatten, ging es es rund mehr als 12 Stunden durch Österreich, Schweiz und Italien. Nach einer einstündigen Fährüberfahrt mit einem herrlichen Ausblick über die vorbei ziehende Insel landeten wir in Portoferreio. In Sichtweite auf den Dreh- und Angelpunkt Capoliveri bezogen wir unser Apartment mit Pool, für den wir dann leider irgendwie keine Zeit fanden, obwohl die Temperaturen dafür ausreichend gewesen wären - wobei ich mich erinnere, dass es letztes Jahr mit dem herrlichen Badestrand ähnlich lief... Mittwochmorgen holten wir minutengenau! und somit ziemlich unitalienisch unsere Unterlagen und unseren Leihwagen in Marina de Campo ab, ziemlich italienisch - über eine halbe Stunde einfach niemand da... Noch ein kleiner Kaffee am Meer in der warmen Spätsommersonne und dann ging es schon los auf die Freitagsetappe zum Recce.

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Die südliche Küstenstraße als WP wurde im Gegensatz zu den vorherigen Jahren umgekehrt gefahren und machte somit meinem Empfinden nach schon einen ziemlich anspruchsvollen Eindruck. Colle Palombaia und Due mari waren ähnlich und wir wir konnten teils die vorjährigen Aufschriebe nutzen. Trotzdem ist es immer etwas tricky, die verschiedenen Starts und Ziel so aufzuschreiben ohne unnötig lange Anfahrten zu vermeiden. Vor der „Pizzatisch“-WP, die wir gerne natürlich unter nächtlichen Bedingungen anschauen wollten, kontrollierten wir erst einmal im Nordosten der Insel die klassischen WP der Samstagsetappe, das ist schon etwas Besonderes - wo kann man denn noch eine Wertungsprüfung mit fast 27 Kilometern Länge fahren!


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Donnerstagmorgen war Scruteneering angesagt, wieder minutengenau - alles paletti und dann fix nochmal WP 2/4 kontrolliert und Leihwagen zurückgegeben. Marina de Campo ist schon ein stilvolles Küstenörtchen mit einem schönen Sandstrand, dort ließen wir uns ein Mittagessen schmecken. Am frühen Abend fuhren wir dann zum Ceremonienstart (wo ich kurz mal den Fahrer falsch geschickt habe) mit Fahrervorstellung und Deutschlandhymne! Um 21.20 bei vollständiger Dunkelheit ging es dann los, mit voller Beleuchtung durch die engen Gässchen der Fußgängerzone Capoliveris und den steilen Anstieg zur Innamorata. Dem schmalen Bergsträßchen zollten wir dementsprechend auch den nötigen Respekt, kannten wir doch die Strecke in umgekehrter Richtung als nächtliche Anfahrt der letzten Jahre. Nach kurzem Check stellten wir den Volvo im Parc Férmé ab und begaben uns zur Nachtruhe.

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Freitag vormittag (sehr angenehm, kein frühes Aufstehen nötig ;-) bei sonnigem Spätsommerwetter hatten wir ausgiebige 45 Minuten Zeit nochmals den „schwedischen Sportwagen“ durchzuschauen, bevor es auf „Monumento“ die über 12 Kilometer lange Küstenstraße ging. Vor allem eine große Herausforderung an die Bremsbeläge, die diese Kraftanstrengung mit einem kleinen Feuerchen beantworteten! Die Anfahrt zu WP 3 wurde zur Kühlung genutzt, vermutlich hatten sich Farbe und Staub entzündet. Aber auch der Fahrer wurde langsam warm und nach dem Mittagsservice in Capoliveri war er auf „Monumento“ gleich mal 13 Sekunden schneller als im ersten Durchgang. Die fünfte und somit letzte Wertungsprüfung des Tages „Due mari“ mit mehr als 22 Kilometer Länge war für mich persönlich die anspruchsvollste, steile Bergaufstücke mit Spitzkehren bis zum Gipfel, schmal schlängelnd an der Hangseite entlang oder breite und schnelle Bergabpassagen im Kastanienwald wechselten sich ab. Eine Herausforderung für Körper und Geist, die Anstrengung wurde dann auch mit einer guten Fahrzeit belohnt. Wer jetzt meint „ihr sitzt doch nur im Auto“ kann sich ja mal so eine Passage von innen auf youtube ansehen... Zufrieden ging es in den Abendservice und danach zum Abendessen.

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Als Teilnehmer des FIA Historic Feldes konnte bereits am Morgen der Norweger Jensen nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Parc Férmé starten, der italienische Porsche von Pasutti blieb in WP 5 mit Einspritzproblemen liegen und unsere österreichischen Klassenmitbewerber Wagner/Zauner scheiterten im Servicepark mit der Reparatur am Getriebe ihres gelben Porsche. Ihre Landsleute Putz/Putz mit dem weissen Porsche dagegen schafften einen kompletten Getriebewechsel, wobei sie das Glück auf ihrer Seite hatten - ein Markenkollege stellte ein mitgeführtes Getriebe samt seinen erfahrenen Mechanikern zur Verfügung und so war ein Restart am Samstag in trockenen Tüchern!

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Samstag morgen kam dann der erwartete wie auch vorausgesagte Wetterumschwung - kühl und dicht bewölkt, doch der Regen sollte erst gegen Mittag einsetzen, Reifenpoker war angesagt. Jeder scrollte wie wild durch Wetterapps und Regenradarseiten oder blickte etwas ratlos in den den wolkenverhangenen Himmel. Wir starteten noch mit Trockenreifen auf P 6 in die Stadt WP „Innamorata 1“ vom Donnerstagabend, allerdings etwas verkürzt vom Start her - ohne Pizzatische :-) Mit nur 1,3 Sekunden Vorsprung der Führende unserer Kategorie 3 Reitsperger/Sutlovic mit dem VW Golf GTI vor uns. Sollte ihr Auto nach 8! Ausfällen in Folge wirklich einmal durchhalten? Nach kurzem Tankstopp ohne Serviceerlaubnis ging es in den Nordosten der Insel zur knapp 27 Kilometer langen Königsprüfung „Volterraio-Cavo“, viele Teams mit weiterhin sorgenvollen Blicken gen Himmel... Was soll ich sagen oder besser mein Fahrer mit seinem Lieblingsausdruck „Mayrglück“ - nur zwei Minuten nach unserer Zieldurchfahrt öffnete der Himmel die Schleusen und so manches Team nach uns verlor viel Zeit dank der unangepassten Bereifung. Leider erwischte es in dieser Prüfung den in seiner Kategorie führenden Ville Silvasti, er blieb mit Getriebeproblemen am Lancia 037 liegen - unglücklicherweise hätte er bei Zielankunft den Europameistertitel bereits in der Tasche gehabt, sehr schade!

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Im Regrouping am Hafen von Rio Marina gab es wieder leckere italienische Kleinigkeiten zu futtern, vielen Dank an den Veranstalter! Danach ging es zum Mittagsservice, bei dem praktisch jedes Team Regenreifen montierte, da diese Entscheidung bis ins Ziel Bestand haben musste und der Regen ab Nachmittag zu 100 Prozent angesagt war. Zuvor hatten wir noch eine Schrecksekunde - nach dem Tankstopp unterhalb des Serviceparks schien die Batterie versagt zu haben. Hektisch ließen wir uns anschieben, den Berg runter rollen und der Motor sprang wieder an! Vermutlich hatte der Lichtmaschinenregler den ständig hohen Motorraumtemperaturen nicht standgehalten. Flugs noch eine neue Batterie samt Regler montiert und alles war wieder in bester Ordnung!

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Be careful, it is very slippery!“ meinte dann auch unser FIA Beauftragter Petteri in seinem typisch rollenden Englisch. Mit der nötigen Vorsicht aber auch mit dem Wunsch, wieder ein paar Sekunden vom davoneilenden österreichischen Golf aufzuholen, rodelten und drifteten wir durch den Stadtkurs. Eine Zuschauerin meinte übrigens später im Ziel „ihr wart der Publikumsliebling der Innamorata 2“ - vielen Dank fürs Kompliment!

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Das „slippery“ wurde leider unserem deutschen Mitbewerber mit dem Manta 400 zum Verhängnis, er touchierte einen Randstein und beschädigte sich dabei ein Rad. Bis dahin war er wirklich gut im Rennen unter den ersten zehn gegen die vielen Porsche gelegen, leider mit der Betonung auf war. Um die letzten beiden Prüfungen mit etwa 25 Kilometern zu bewältigen, nahm er das Risiko einer Reparatur mit fremder Hilfe auf sich und wurde dabei beobachtet, was einen Wertungsausschluss nach sich zog.

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Wir tankten noch ein letztes Mal nach und bewältigten die WP 9 und 10 rund um Rio Nell'Elba teils im strömenden Regen. Schlussendlich fehlten uns etwa 50 Sekunden bei einer Fahrzeit von 1 Stunde 52 Minuten auf das Team Reitsperger/Sutlovic - zwar hätten wir gerne die volle Punktzahl mit nach Hause genommen, aber nach dem Ausfallreigen der letzten beiden Jahre gönnen wir ihnen den Sieg in der Kategorie aus tiefstem Sportlerherzen!

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elba2220Fazit der dritten Rally Elba Storico - „Warum nicht gleich so?“ - nach der anfänglichen Verwirrung bezüglich eines neuen Serviceplatzes (das sollte sich auf der Straße innerhalb Rio Nell'Elba im Nordosten der Insel abspielen) und meiner Skepsis dem gegenüber, entschloss sich der Veranstalter kurzfristig, was heißt wenige Tage vor Rallyebeginn! den Serviceplatz direkt in Capaoliveri zu stationieren. Zwar konnten wir unsere Zelte erst Donnerstag Nachmittag aufschlagen, was eigentlich völlig unüblich ist, aber es funktionierte wirklich und wir hatten einen mehr als perfekten Ort mit einer wunderbaren Aussicht über die Bucht von Porto Azzurro obendrein! Dazu ersparten wir uns viele Kilometer auf den stark befahrenen Küstenstraßen sowie doch einige Liter Kraftstoff.


Vom Fahrer liebevoll „schwedischer Sportwagen“ genannt und von mir spaßeshalber „Porschekiller“ hat unser Volvo 244 die ganze Saison genau das getan was von ihm erwartet wurde - unauffällig, ausdauernd und ebenso verlässlich seinen Dienst zu verrichten und uns ganz nebenbei auf P 7 bei den FIA EHRC Teilnehmern und P 2 in der Kategorie sowie P 24 im allgemeinen Historic Feld der Rally Elba Storico chauffiert. Ich kann das zwar immer noch nicht ganz glauben, aber ich habe wohl vorzeitig den Titel als Europameisterin der Copiloten in der Kategorie 3 errungen und das erst Sonntagfrüh in meinen Emails gelesen... Der Fahrer steht momentan auf Position 2, in der Serie werden nämlich beide Fahrer getrennt gewertet.

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Für uns ist zwar die Saison in der FIA EHRC noch vor dem letzten Lauf in Sanremo beendet, was aber noch nicht das Ende ist! Wir werden bei einem neuen Format der FIA, den Motorsport Games, als Team Deutschland in der Disziplin Historic Rally in Südfrankreich am von der Formel 1 bekannten „Circuit Paul Ricard“ und dem benachbarten Bergmassiv „Saint Baume“ antreten. Also, bleibt dran, es gibt bald Neues!

 

19.09

Morgen früh geht es wieder los, uns ruft eine Insel mit "zwei Bergen" Elba.

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 Mittlerweile treten wir dort das dritte Mal an. Es ist eine neue Prüfung und Eine die in umgekehrter Weise gefahren wird dabei. Außerdem ist bei einer der Start etwas länger. Ansonsten sind wir guter Dinge.

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19.08

Lahti Historic Rally 2022 - Gefühlssache oder „Päällyste päättyy“

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Wenn Finnland ruft, spitzen Mayrs ja immer die Ohren und auch dieses Jahr blieb der Ruf der Lahti Historic Rally nicht ungehört! lahti2221Ebenso unser Begleiter, Tankprofi und Koch Christian konnte dem nicht widerstehen und so machte sich unser Tross Sonntag vor dem Start bereits auf den Weg mit Finnlines via Travemünde-Helsinki. Unterwegs sammelten wir auf der A7 einen Servicemann für den Finnen Silvasti samt seiner Werkzeugkisten ein, ohne Gunnar wäre eine solch lange Fahrt sicher weniger unterhaltsam ;-) gewesen! Nach einer Minikreuzfahrt ähnlichen 30-stündigen Reise über die Ostsee fuhren wir Richtung Lahti, luden den Volvo am Rallyezentrum unterhalb der berühmten Skisprungschanzen ab und bezogen unser Appartement mit einem wunderbaren Blick über das grüne Lahti. Wer jemals in Finnland Auto gefahren ist, kennt vielleicht das Verkehrschild mit der Aufschrift Päällyste päättyy was übersetzt bedeutet „hier endet die befestigte Straße“ oder wie der Rallyefahrer so schön sagt „da fängt der Spaß erst richtig an“! Und diesen Spaß wollten sich 48 weitere Historic Teams nicht entgehen lassen!

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Mittwochmorgen holten wir unsere Unterlagen und den obligatorischen GPS Rallyetracker ab und machten uns auf den Weg zur Freitagsetappe mit drei unterschiedlichen Wertungsprüfungen.

Anscheinend gibt es auch bereits im hohen Norden diverse Probleme Strecken genehmigt zu bekommen, wie uns später ein finnischer Mitbewerber berichtete. Jedenfalls waren wir von WP1/4 sowie 3/6 ziemlich enttäuscht, 2/5 konnte zumindest einigermaßen als typisch finnische Rallyestrecke bezeichnet werden.

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Die beiden anderen waren jedoch (böse Zungen behaupteten „JM Latvala auf den Leib geschrieben“...) schnell mit langen Geraden und eher flachen Hochgeschwindigkeitskurven. Also eher etwas für die leichtere und PS starke Konkurrenz wie die Audis, den Porsche oder die Ford Escort sowie natürlich die Toyota Celica. Schlussendlich ist das auch mit der wesentlich höheren Durchschnittsgeschwindigkeit gegenüber letztem Jahr belegbar – unsere 103,2 km/h gegenüber letztes Jahr 95,6 km/h - beim Sieger 121,7 km/h in der diesjährigen Auflage zu 108,1 km/ in 2021 und das bei Fahrzeugen aus dem letzten Jahrtausend ;-)

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Am Nachmittag fertigten wir noch den Aufschrieb für die Samstagsrunde an, das Kontrollieren konnten wir beruhigt auf den nächsten Morgen verschieben.Und genau das waren die Strecken, sowohl Wertungsprüfung wie auch Verbindungsetappen wie man sie sich in Finnland vorstellt! Vorbei an idyllisch gelegenen Landhäusern am See, über sanft geschwungene Kuppen und Kurven, da könnte man schon fast ans Auswandern denken... Also hieß es Freitag durchhalten um Samstag genießen zu können! Das Abendessen stand auch schon für uns bereit, so kann ein Reccetag enden :-) danke an Christian!

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Donnerstag früh noch schnell die Endkontrolle der Samstagsschleife erledigt, typisch finnischen Tankstellenkaffee mit Süßstücklahti2224 genossen sowie den Service- und Tankplan aufgestellt. Gegen Mittag wurde das Rallyeauto beklebt und dann war es schon Zeit für die technische Abnahme. Dieses Mal schienen die Kommissare es besonders genau zu nehmen, kleine Lücken im Abdeckblech zum Kofferraum wurden bemängelt, das war aber mit Aluband leicht zu beheben. Dass einer unserer Helme wegen eines angeblichen Risses, der eigentlich eher nur ein Kratzer war, eingezogen wurde ,stellte uns vor größere Probleme! Alternativ zu einem vorschnellen wie auch teuren Kauf wurde herumtelefoniert und schlussendlich bekam Siggi den Ersatz Stilo Helm von Ville Silvasti ausgeliehen, danke an Team Knöbel für die Vermittlung! Im Gegenzug verliehen wir ein Paar Ersatzfahrerschuhe an den tschechischen Skodafahrer, der schlicht vergessen hatte die Schuhe im Fluggepäck mitzunehmen. Das vorgeschriebene Oil Skill Kit gegen Ölunfälle, welches ich im Vorfeld bestellt hatte, wurde leider nicht rechtzeitig geliefert und so half uns der finnische Skodafahrer vom letzten Jahr aus - danke an Jukka oder wie Siggi immer so schön sagt, man muss muss schon vorher was fürs Karma tun :-)

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Übrigens wurden wir Freitagmorgen von dem in Wintersportkreisen mehr als berühmten Skispringer Janne Ahonen, der aus Lahti stammt, per finnischer Flagge über die Startrampe geschickt. Hätte ich das nicht durch Zufall in den sozialen Netzwerken gelesen, wir wüssten es wohl bis heute nicht... Eigentlich hatte ich mir insgeheim etwas Regen gewünscht, aber Finnland zeigte sich von seiner weißblauen Seite mit Sonnenschein und warmen Temperaturen sowie einer gehörigen Staubwolke hinter den Rallyeautos.

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Mein Wunsch beruhte auf der letztjährigen Erfahrung, wo sich gezeigt hatte, dass wir und der Volvo damit anscheinend das eine oder andere Quäntchen besser klar kommen und Mitbewerber etwas sorgenvoll auf die Zeitenliste schauen ließ ;-) So aber standen wir bei gut 27 Grad am Start der ersten WP und hatten so unsere Schwierigkeiten, mit den schnellen breiten Strecken und den langen Geraden klar zu kommen. Dazu gab es einige Traktionsprobleme durch viel rolligen Kies und das Feeling für Schotter ließ nach einem Jahr auf Asphalt doch einiges zu wünschen übrig :-( Wer kennt nicht Loriots legendären Ausspruch „irgendetwas stimmt nicht mit deinem Gefühl“, auch wenn es nur um ein gekochtes Ei ging!

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Übrigens wurde es auch mit Siggis heimlichem Wunsch nichts, einmal auf einer Schotter-WP minimal schneller zu sein als unsere deutlich PS-stärkeren Klassenkonkurrenten. Zum einen aus oben genannten Grund mit extrem schnellen Geläuf und zum anderen, weil das österreichische Porscheteam leider im Abendservice wegen unlösbarer Getriebeproblemen aufladen mussten.

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So strickten wir uns mehr oder weniger durch die erste Runde mit drei WP, nach dem zweiten Durchgang wurde Siggi dann doch langsam etwas entspannter und vertrauter mit dem losen Untergrund - O-ton des Fahrers (nachdem ich später einen kritischen Moment in einer weiten Rechtskurve auf einem Video gesehen hatte) „weißt du doch, da haben wir beinahe abgelegt“...! Das Betonrohr im rechten Straßengraben, an dem er an anderer Stelle zweimal mehr als knapp vorbei gerauscht war, hatte er natürlich nicht gesehen!

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Am Ende der letzten WP des Freitag konnte Siggi aber schon wieder locker ein Kurzinterview fürs finnische Fernsehen geben und die Moderatorin meinte „I see you smiling now!“ Im Abendservice gab es eigentlich wenig zu tun, die kurzfristigen Irritationen mit zu magerem Gemisch des Vergasers bei Vollast waren nach kurzer Zeit wieder verschwunden und so konnte das Düsenkästchen im Regal bleiben. Noch kurz beim freundlichen Türken um die Ecke eine Pizza verspeist und ab ins Nachtquartier.

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Samstag morgen ging es für uns auf Startplatz 15 ins eigentliche Schotter Schlaraffenland :-) sanfte und schwingende, leicht überhöhte Kurven wechselten sich mit einer Kuppe nach der anderen ab, da bekam man wirklich kaum das Grinsen vom Gesicht. Ich meinerseits hätte gerne auf Nummer Sicher die quasi auf dem Silbertablett servierte volle Punktzahl für Klasse und Kategorie mitgenommen, der Chauffeur wollte aber eigentlich nur eines - Spaß!

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Leider erwischte es in WP9 unsere österreichischen Mitbewerber Lindner/Schütte, nach einer Dreifachrolle in einer schnellen weiten Kurve ist von dem Ford Escort leider nicht mehr viel zu gebrauchem, aber das Team ist okay! Wir konnten dagegen beide oben genannten Wünsche doch recht geschickt miteinander verbinden wie das Ergebnis im Ziel am Hafen vom Lahti zeigte: Gesamtplatz 15, 3. in der Klasse von 49, in der Europameisterschaftswertung 7. im Gesamt und Klassensieger von 15 Startern. Aktueller Stand in der Tabelle der Division 3 zeigt Siggi auf P2, während ich durch einen Beifahrerwechsel eines Mitbewerbers die Kategorie anführe.

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Das ist aber nur eine Momentaufnahme, es folgen noch drei weitere Läufe, von denen wir voraussichtlich nur noch einen absolvieren werden. Überraschend wurden wir für das final scruteneering ausgewählt - das erste Mal in unserer 37-jährigen Rallyelaufbahn wurden wir zusammen mit zwei anderen Klassensiegern zur Nachuntersuchung eskortiert! Danke auch hier an das das Team Knöbel, das uns dabei flott assistierte. Im Endergebnis war alles okay oder wie man so schön sagt "ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen" :-)

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Seine ganz eigene Rallye fuhr hingegen, wenn auch mit dem einen oder anderen Problemchen das souverän von seinem professionellen Serviceteam gelöst werden konnte, Jari Matti Latvala mit dem Toyota Celica! Während wir am Kämpfen waren, fuhr er wie mal eben zur Oma zum Kaffeetrinken ;-) und hatte anscheinend wieder Blut geleckt... So hat er im Plan eine gesamte EHRC Saison zu fahren wie auch bei der WRC Rallye Finnland noch innerhalb der nächsten drei Jahre starten zu können. Sein Vater Jari mit dem gleichen Modell musste jedoch bereits am Freitag seinen Ausfall melden. Zweiter wurde Kari Kivenne mit dem Audi Quattro und dritter der junge Sami Pajari, JWRC Sieger 2021 mit einem infernalisch gehenden Ford Escort RS 1800 MK II.

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Wir kommen wieder, sicher

Unser nächster Halt - Rallye Elba Storico Ende September!


 

25.07

Rallye Weiz Historic 2022 - Steiermark die dritte oder Showeinlagen inklusive

Nachdem in der Vorwoche eine Hitzewelle mit bis 35 Grad für Weiz und Umgebung vorhergesagt wurde, hatte der Fahrer weisungsgemäß hauptsächlich harte Trockenreifen montiert. Eine gute Wahl würde man sagen, wenn sich nicht kurz vor Abreise der Wetterbericht eher in Richtung kühler mit möglichem Regen geändert hätte! Aber wie er nun mal so ist „montiert ist montiert und damit musst jetzt leben“, konnte das für die eine oder andere Überraschung sorgen.


Bilder von iR7.at, myrally.ch  Peter Hartmann, OERallye, Christian Koller, Mats Myrsell und selbst  sollte ich jemanden vergessen haben bitte ich um Entschuldigung

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Mittwochmorgen ging es relativ zeitig los Richtung Österreich, hatten wir doch 13.15 bereits unseren Administrativen Termin im Rallyebüro. Für das Recce konnten wir ab 15 Uhr los, es gab eine komplett neue Sonderprüfung sowie an zwei bekannten kleine Änderungen. Die übrigen Strecken mussten wir nur einmal kontrollieren, da sie aus dem Vorjahr so übernommen werden konnten. Es war sonnig und heiß, aber ein gewisses entspanntes Urlaubsfeeling ließ sich angesichts der wunderschönen Landschaft nicht ausblenden :-)

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weiz30Donnerstag hatten wir relativ wenig zu tun, da wir am Tag vorher bereits fleißig gewesen waren und so konnte in aller Ruhe das Auto beklebt werden für den Zeremonienstart. Wir hatten großes Glück und ich wohl auch die nötige Überzeugungskraft ;-) so dass wir den besten Serviceplatz ever unter einer großen Weide nahe der ZK-Ausfahrt beziehen konnten. Unser tschechischer Mitstreiter im Skoda Favorit freute sich ebenso über diesen ruhigen und wesentlich kühleren Ort als auf dem großen Asphaltareal - allerdings nur bis Samstagmorgen! Da hatte sich über Nacht ein riesiger Ast vom Hauptbaum verabschiedet und sein Faltzelt mittig getroffen, so dass sicher eine größere Ersatzteilbestellung fällig wird und der Veranstalter-Notservice mit der Kettensäge anrücken musste! Aber vorher war noch der in Weiz groß zelebrierte Showstart fällig mit den wohl allseits beliebten leichtbekleideten Damen... wobei mir zugesichert wurde ;-) dass nächstes Jahr zwei ebensolche Herren für die Copilotinnen aufgeboten werden!

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Der Freitag hatte witterungsmäßig ein Einsehen, es kühlte auf etwa 25 Grad ab, der Himmel gab sich bedeckt bis wolkig und gelegentlich gab es einen kleinen Regenschauer, der uns aber nicht in der Reifenwahl beeinflusste siehe oben ;-) Zum Aufwärmen ging es auf den kurzen Anger-Sprint, dann Koglhof I sowie nochmal Anger. Siggis Reifenwahl erntete so manches Erstaunen, hatte er doch auf die harten Trockenreifen gesetzt „ ich hab nicht viel anderes dabei, meine Copilotin hat gesagt es wird heiß... ja ne is klar.“ Nach vorsichtigem Start sortierten wir uns ins Mittelfeld hinter den ungarischen Subaru Legacy und vor Alois Ford Sierra Cosworth. Leider fielen unsere österreichischen Freunde Lucie und Richard Ronay mit dem infernalisch gehenden Ford Escort mit Problemen an der Einspritzung aus. Einige Zeit später hatten die beiden noch eine Schrecksekunde der besonderen Art! Um die Wartezeit auf den Service zu überbrücken, stand Richard etwas oberhalb der Kurve, in der sie ihr Fahrzeug abgestellt hatten und Lucie hatte sich außerhalb ins Gras gesetzt. Ein Team der modernen Rallye, die nach den historischen gestartet war, hatte ein technisches Problem an der Bremsanlage, kam bereits quer in der Kurve davor an, überschlug sich und landete direkt neben Lucie auf dem Dach! Dank einer ganzen Flugschar von Schutzengeln blieben alle Beteiligten unverletzt!

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Nach einem halbstündigen Service stand Kogelhof II und der beim Publikum äußerst beliebte Anger Rundkurs als abendlicher Abschluss auf dem Programm. Mittlerweile hatten wir wenigsten auf Vorderachse die zwei einzigen Reifen mit mittlerer Härte montiert, die harten auf der Hinterachse machten den Volvo agiler als gewohnt...Videoausschnitt Schrift anklicken Diese Sonderprüfung führt dreimal um den Ort, auf der Straßenseite über einem längeren Schotterabschnitt. Die langgezogene L5 R5 Kombination geht eigentlich voll mit der Betonung auf eigentlich... jedenfalls brach das Heck aus, beim Gegenschwung gerieten wir auf die schräge Grasböschung und ich sah uns schon übers Dach rollen! Fix noch einem Telefonkasten um einen halben Meter ausgewichen (wobei ich in der Sekunde das Gefühl hatte, er wäre mal kurz zur Seite gesprungen...) und schon ging es zurück auf den Weg weiter über eine schmale Brücke und zur Linkskehre zurück auf den Asphalt. Den Zuschauern sowie dem Videofilmer schien unsere Showeinlage allerdings gefallen zu haben :-) Die gefahrene Zeit sortierte sich ebenso wie vorher zwischen Subaru und Cosworth ein, also alles gut gegangen! Die großzügig bemessenen 45 Minuten Servicezeit nutzten wir gar nicht voll aus und begaben uns direkt zur Nachtruhe.

 

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Der Samstag begann nach einer kurzen Tasse Kaffee in unserem gewohnt gemütlichen und überaus gastfreundlichen Hotel bereits um 7.13 mit einem kurzen Morgencheck am Serviceplazu, bevor es Richtung Thannhausen zur ersten Sonderprüfung des Tages ging. Es versprach sonnig aber nicht allzu heiss zu werden, ich dachte kurz an die 43 Grad der gleichzeitig stattfindenden Rallye Casentino und freute mich in der Steiermark fahren zu können ;-) Für unseren EHRC Mitbewerber aus Schweden Mats Myrsell wurde es allerdings leider sehr heiß - sein Ford Sierra Cosworth rutschte in dieser Sonderprüfung an einer R 3 in kleines Stück von der Straße, traf einen Baumstumpf und dreht sich. Daraufhin brach im Heck ein Feuer aus, das auch nicht von der aktivierten Löschanlage eingedämmt werden konnte. Er und sein Beifahrer konnten zwar unverletzt aussteigen, mussten aber zusehen wie ihr Auto ein Opfer der Flammen wurde :-( Wir waren das letzte Fahrzeug, das in die Sonderprüfung gestartet wurde, einigen Fahrzeugen vor uns wurde auf dem ONI-Display eine rote Flagge angezeigt die WP-Abbruch bedeutete, uns und anderen dagegen nicht. Die hinter uns Startenden wurden daraufhin ungeleitet und schließlich wurde uns allen nach dem Unfallfahrzeug eine gemeinsame Zeit zugeteilt.

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 Samstag Mittag gab es ein längeres Regrouping und eine halbe Stunde Servicezeit mit kurzem Check - alles in Ordnung und weiter zum zweiten Teil des Tages. Auf dem Programm standen der allseits beliebte Rundkurs Naas, mit einer etwas anderen Start-Ziel Konstellation und die neue Prüfung Passail, beides jeweils zweimal zu befahren. Am Rundkurs lief Party pur mit Streckensprecher und bewirtschafteter Vereinshalle, in Österreich wird halt gerne gefeiert! Und gefeiert haben wir mit dem Volvo natürlich zur Freude der Zuschauer auch :-) das Experiment mit den harten Trockenreifen auf der Hinterachse und den mittelharten vorne zauberte so manchen Drift auf den Asphalt und das eine oder andere Grinsen auf die Gesichter!

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Die neue WP Passail war ein anspruchsvolles Bergauf und Bergab, teil auf schmalen teils auf etwas breiteren Waldstraßen. Unsere tschechischen Mitbewerber mit dem Skoda hatten ja schon prophezeit, bergab wäre ihre Stärke... und bewiesen das im zweiten Durchgang eindrucksvoll mit über 18 Sekunden Vorsprung! Hut ab, den im letzten Anlauf verdienten Gesamtplatz vor uns gönnen wir ihnen, das hätten wir nirgendwo reinholen können. So fuhren wir als 3. in der Klasse und 9. im Gesamt der Europameisteschaft über die Zielrampe und kurze Zeit später saßen wir an einem Wiener Schnitzel :-) Dass unser Pokal erst später im Parc Férmé auf dem Autodach stand, war dank der Begeisterung und Gastfreundschaft der steierischen Bevölkerung sowie der unermüdlichen Hilfsbereitschaft der Crew leicht zu verschmerzen...

 

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Das aktuelle Standing in der FIA EHRC sieht uns in der Kategorie 3 aktuell auf dem dritten Platz hinter Wagner/Zauner mit dem gelben Porsche und Zippo/Piceno mit dem Audi quattro. Es zählen halt gerade beim möglicherweise für den einen oder anderen Fotografen unattraktiven äusseren Erscheinungsbild die inneren Werte - ja, auch der beiden Passagiere ;-)

Nächster Halt - Rally Lahti Historic auf geheiligtem finnischen Schotter! Wer es lieber Italienisch mag, für die Rally Elba Storico suchen wir noch einen Service!


 

 11.07

Nach der Rallye ist vor der Rallye. Morgen geht es schon wieder los, ab nach Österreich zur Rallye Weiz. Dort erwarten uns 147 WP Kilometer, bei denen auf die schnellste Zeit gefahren wir, auf 12 Wertungsprüfungen verteilt. Auch dieses mal sind wir wieder ohne Service unterwegs.

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Bild anklicken um zu den Resultaten zu kommem

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55. Mecsek Rally Historic - „the slowdown is the enemy...“

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Wie oft ich vor dieser Rallye in Ungarn auf die Wetter-App geschaut habe, kann ich gar nicht mehr sagen, aber es half nichts, es wurde trotzdem heiß. So kam das Thermometer an beiden Rallyetagen gut an und auch knapp über 30 Grad. Alle Wertungsprüfungen lagen bei dieser Auflage im dicht bewaldeten Mecsekgebirge nördlich der Stadt Pécs, so dass etwas Schatten gewährleistet war. Somit waren die Strecken zwar relativ kompakt, aber die jeweilige Anfahrt doch immer ein gutes Stück mit an die 50 Kilometer. Und sie waren schnell - die Höchstgeschwindigkeit von GPS gemessenen 173 km/h lassen zwar die Fahrer der Porsche, Audi und Ford Cosworth milde lächeln, für uns doch etwas gewöhnungsbedürftig. Dazu kamen eine Reihen von Reifenschikanen, um noch höhere Geschwindigkeiten etwas abzubremsen, dazu jedoch später.

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Unser Hotel lag direkt am Parc Ferme, hatte sich das doch letztes Jahr, als wir auch ohne Service unterwegs waren, als äußerst praktisch erwiesen, da der Serviceplatz im Industriegebiet außerhalb der Stadt beheimatet ist. Nach über 12-stündiger Anreise am Dienstag holten wir Mittwoch den gebuchten Leihwagen ab (Europcar im Stadtgebiet leider nicht so zu empfehlen - übersetzter O-ton der rein ungarisch sprechenden Mitarbeiterin „das habe ich noch nie gemacht...“), überholten geschickt die reichlich lange Schlange an der Bordbuchausgabe und so waren bis 15.30 alle WP geschrieben und kontrolliert. Morgens hatten wir noch das Glück einen wirklich großen und bis zum frühen Nachmittag im Schatten gelegenen Serviceplatz zu beziehen. So konnten wir entspannt Kaffee im Schatten trinken, uns frisch machen und auf das Welcomedinner des Veranstalters mit ungarischem Buffet warten, ihr wisst schon, der Schwabe und so ;-)

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Donnerstag wurde in aller Ruhe und fast ohne Falten das Auto beklebt und in kurzer Zeit durch die Technische Abnahme geschoben, der Rest des Tages, ihr ahnt es schon - Uuuurlaub! Auch der Freitag Vormittag gestaltete sich sehr geruhsam bis es kurz nach 14 Uhr auf die erste Runde mit zwei WP ging. Mittlerweile stiegen die Temperaturen an die 30 Grad mit nur leichter Bewölkung und wir waren mehr als froh über unser neues Faltzelt!

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Die Runde mit zwei Wertungsprüfungen, eine kürzere über knapp 13 Kilometer und eine längere von 18,5 Kilometer führte uns in das im Nordosten des Startortes Pécs gelegene dicht bewaldete Mecsekgebirge. Der erste Abschnitt von WP 1 führte über eine breite, extrem schnelle Bundesstraße, bevor es nach einem kleinen Abzweig in den Naturpark ging. Bereits auf diesem Teil hatten wir einige Schrecksekunden, die neuen Bremsbeläge samt neuer Bremsscheiben versagten beinahe nach einigen Versuchen den Dienst, was für uns hieß, das Ganze mit der nötigen Vorsicht anzugehen! Oder wie es der schwedische Ford Sierra Cosworth Pilot Mats Myrsell so schön beschrieb - „das ist Formel 1 Fahren für einen alten Mann“ :-) er ist übrigens 66 Jahre alt, fährt seit 1978 und hat weit über 100 Rallyes auf dem Buckel...

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Nach dem offiziellen Start über die Rampe in Pécs ging es zum 30 Minuten Service und dann nochmals in die Runde der beiden Sonderprüfungen. Mittlerweile hatte auch die Bremse Einsicht bewiesen und tat was sie sollte! Und sie musste wirklich arbeiten, die Strecken in Ungarn sind entweder schmal, hart und wellig oder ultraschnell, was mit etlichen Schikanen versucht wurde einzubremsen (oder wie es auf der Facebookseite des Veranstalters zu lesen war - the slowdown is the enemy. So meinte Siggi am Ziel einer WP zu den Fragen des Kommentators „so schnell bin ich noch nie bei einer Rallye gefahren!“

 

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Das Historic Starterfeld hatte sich schon zu Beginn der ersten Runde etwas gelichtet, nur wenige Meter weit kam der amtierende Europameister Staijf Voitech mit seinem neuen Toyota Celica GT-4 (ST165) bevor der Antriebsstrang versagte. Auch der zweite Toyota Celica mit dem Spanier Antonio Dezcallar kam nur bis WP 1, bevor das Fahrzeug bei einem heftigen Abflug ziemlich zerstört wurde - dem Team geht es übrigens den Umständen entsprechend gut! Am Abend des ersten Tages hatten wir uns auf Platz 13 etabliert, vor uns außer den PS-starken Fahrzeugen der EHRC nur zwei teuflisch gut gehende ungarische Boliden, ein Kadett GT/E und ein Lada VAZ.

Samstag Morgen ging es mit Startplatz 11 bereits kurz nach 7 Uhr auf die erste Runde, wovon jeweils WP 5 und 8 in umgekehrter Richtung wie WP 1 und 3 des Vortages liefen, was wiederum hieß jede Menge Schikanen zur Tempodrosselung. Übrigens wurde der erste Schikanenfehler mit 10 Sekunden bestraft, jeder weitere mit 20 Sekunden. Dies wurde dem späteren Zweitplatzierten Ville Silvasti zum Verhängnis - er hätte mit einem 30 Sekunden Vorsprung die Rallye gewonnen - ohne diese Strafe. So fehlten ihm genau 0,9 Sekunden zum Sieg! Was er jedoch mit einem Lächeln sportlich nahm, da er mit seiner eigentlichen Fahrleistung sehr zufrieden war.
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Die Ungarn an sich sind dem Rallyesport äußerst zugetan, was sich an mit Sonnenschirmen bewaffneten und überaus vielköpfigen Zuschauermengen ausdrückt. Nach den etwas negativen Eindrücken vom letzten Jahr wurden wir von überaus freundlichen Menschen begrüßt und begleitet!

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Apropos Fahrleistung, auch wir waren überaus zufrieden, bis auf die kleinen Bremsprobleme in der allerersten Sonderprüfung lief alles wie am Schnürchen! Es ist halt in dieser Kategorie und Klasse etwas undankbar, hinter einem gut 400 PS starken Audi Quattro und zwei nicht minder potenten Porsche 911 SC ins Ziel zu kommen. Aber wie bereits öfter erwähnt, für uns zählt der Spaß an der Sache! Zudem entschieden wir uns wieder ohne Service zu fahren, ist halt ein kleines bisschen anstrengender, allerdings nicht unbedingt „unverantwortlich“ wie ein EHRC Kollege es bezeichnet (wenn halt Geld so überhaupt keine Rolle spielt und die Auswahl an Mechanikern groß genug ist!)

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Wie es ein Team allerdings fertigbringt, sein Auto weit nach Zieldurchfahrt kurz vor dem Stop derartig in die Botanik zu pfeffern wie auf WP 8, wird uns für immer ein Rätsel bleiben. Sehr schade auch der Ausfall des wunderschönen Alfa Romeo Alfetta GTV6, dem direkt vor uns am Start der letzten Prüfung das Getriebe zerbarst. Letztendlich positionierten wir uns im Ziel auf Gesamtplatz 13 von 54 Startern, nur unwesentlich EINE Zehntelsekunde hinter einem ungarischen Gruppe B Lada! sowie Platz 10 im Gesamt der FIA EHRC von 21 Startern. Wie unser schwedischer Mitbewerber Myrsell auf den Punkt bringt, sind einige jüngere Fahrer dabei, die teilweise auch mit modernen Rallyeautos bei anderen Veranstaltungen starten. Das Niveau ist gefühlt gerade steil im Aufwärtstrend, was sich aber sicher positiv für diese Disziplin auswirken wird und genau das macht die Vielfalt aus. Wie heißt es so schön - um aufs Podest zu fahren musst du erst mal am Ziel ankommen - in diesem Sinne bis Mitte Juli in der schönen Steiermark!

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Bilder Christian Koller, Danis Zabo und Renate

19.06

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Nach vielen Busfahrten und verschiedenen Reparaturen an Bussen, Autos und dem Volvo geht es übermorgen wieder auf Tour. A

ls nächstes steht für uns die Rally Mecsek in Ungarn bei Pecs an. Eigentlich haben wir das ganze wieder ohne Service geplannt, aber vielleicht nimmt Jan Knöbel seinen Sohnemann Niklas mit, der schon voriges Jahr in Finnland Christian unterstütz hat.

Jeff Carter hat uns in einer Vorankündigung genommen.

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10.05

Historic Rally Vltava 2022 oder der „silver Porschekiller“

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foto FIA Jeff Carter

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Die zweite Runde zur EHRC 2022 sah uns in Tschechien nahe der deutschen Grenze rund um Klatovy. Letztes Jahr kamen wir leider nur bis zum Ende der WP 2 bevor ein Motorschaden durch einen gebrochenen Kolben alle Träume von ein paar PS mehr zunichte machte. Die Anspannung war dem Teamchef, Fahrer, Mechaniker und Ehemann in Personalunion bereits Tage vor der Abfahrt ins anzusehen - würde es denn diesmal endlich ohne Probleme laufen? Auch während der Anfahrt und des etwas erweiterten Recce, normalerweise hätte ein Tag weniger gereicht, aber so war das ganze ohne zusätzlichen Stress zu bewältigen, legte sich das kaum. Erst als die ersten Prüfungen erfolgreich abgespult waren, wirklich alles funktionierte und das Vertrauen ins Auto wieder hergestellt war, begann er zu lächeln und die Rallye zu genießen :-) Von WP zu WP wirkte er erleichterter und zufriedener, die negative Anspannung ließ nach. Der Druck nach unserem Ausfall bei der letztjährigen Vltavarallye und den leider nicht abreißenden Problemchen die ganze Saison durch war wohl dementsprechend hoch.

vla2202Auch interessant zu erfahren, wie man „weiter vorne“ im Dunstkreis der etwas elitären Mitkonkurrenten unter den Top Ten mehr oder eher weniger wahrgenommen wird - underdogs sind halt nicht so gefragt, auch wenn sie mal eben Vizeeuropameister 2021geworden sind. Aus dem Mittelfeld kommt allerdings von Herzen kommende Anerkennung und die tut wirklich gut - an dieser Stelle vielen Dank dafür! „Klasse, wie ihr dieses Schiff durch die WP bewegt“ oder „super wie ihr mit kleinstem Aufwand Erfolg habt“! Der Vorteil hinterher zufahren ist übrigens, dass man weiß wer vor einem ist ;-) Aus wenig viel machen, so könnte unsere Devise lauten ;-) wenig an Personal beispielsweise oder auch wenig an Kohle... Die Tatsache, dass Servicepark und Parc Férmé auf dem gleichen Gelände in Janovice beheimatet sind, machte das Ganze natürlich leichter, ebenso die direkt angeschlossene Tankzone (aus der ich in jeder Servicepause die leeren Benzinkanister zu Fuß abholte). Vermutlich sind wir aber die einzigen Verrückten, die mit dem Transporter die Wertungsprüfungen abfahren sowie Team und Service in einem darstellen...

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Nach intensiver Suche fand sich dann auch einen Tag vor unserer Abreise endlich die ersehnte Starterliste, mit einer unschuldigen #27 sollten wir mit 15 Mitbewerbern in der Kategorie 3 und 8 in der Klasse D4 (> 2000 ccm) starten, darunter 6 (in Worten „sechs“!) Porsche 911 starten. Dass wir mittlerweile die Rolle des „Underdog“ ganz gut beherrschen, ließ uns berechtigte Hoffnung hegen, wenigsten den einen oder anderen „Zuffenhausener“ im Griff zu haben ;-)

Dienstag Nachmittag gleich nach unserer Ankunft holten wir die Unterlagen und erledigten auch die Papierabnahme. Dann bezogen wir unsere gewohnte gastfreundliche Pension und ließen uns ein Abendessen schmecken. Mittwoch schrieben wir einige neue WP auf und kontrollierten die beiden Rundkurse „Okruh“ jeweils in verschiedenen Richtungen, die uns bereits aus dem vergangenen Jahr bekannt waren. Donnerstag folgten zwei weitere neue Strecken und dann bereiteten wir das Auto auf die technische Abnahme vor. Der Servicepark in Janovice ist sehr großzügig in den Abmaßen, wobei die modernen Fahrzeuge der Rally Sumava mit ihrem Fuhrpark wirklich jeden Zentimeter ausnutzten. Direkt danach folgten wir der Einladung des Veranstalters zu einem Welcome Diner (ja, der Schwabe in uns weiß Gratisessen zu schätzen!) in einem wunderschönen Kloster in Klatovy.

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 foto Honza Vejmelka

Freitagvormittag fuhren wir nochmals die Wertungsprüfungen des ersten Rallyetages ab, eigentlich ungewohnt für uns Trainingsökonome, aber wir hatten einfach viel Zeit (ich mecker ja sonst immer „niiieee haben wir Urlaub...“). 15.55 war unsere Startzeit am Marktplatz in Klatovy, danach ging es gleich auf den Rundkurs im Nordosten der Stadt, wo schon großes Publikum auf uns (und natürlich auf die modernen Rallyeboliden am Abend) warteten. 2,7 Runden, alles lief gut bis auf ein etwas zu frühes Anbremsen der Spitzkehre. Der Ausfallreigen der Spitzenleute begann aber schon auf dieser Wertungsprüfung - dem schnellen Iren McCormack, der die Topzeit im Shakedown gefahren hatte, platzte der Motor des Escort bereits in der Schikane, was eine kurze Reinigungspause nach sich zog. Ähnlich erging es dem tschechischen Lokalmatadoren Stajf, der Turbolader an seinem neu aufgebauten Toyota Celica hatte zuviel Druck und ging hoch. Etwas dezimiert ging es weiter auf der ersten Runde zu WP 2 und 3, die uns immer mehr Selbstvertrauen mitgaben.

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Dann folgte die 30 Minuten Servicepause, wo die etwas „frischluftmodifizierten“ Zusatzscheinwerfer für die Nachtrunde angebaut wurden. Die zweite Runde mit WP 4, 5 und 6 riefen längst vergessen geglaubtes Rallyefeeling der 80er und frühen 90er Jahre in Erinnerung! Durch den Remoteservice für die FIA EHRC fühlte man sich in die Zeit beispielsweise der 3 Städte Rallyes in der Dunkelheit mit Service am Straßenrand, oder die legendären Finnland und Portugal Wertungsprüfungen in der Nacht zurück versetzt... Da scheidet sich schon eine bisschen die Spreu vom Weizen und unsere Stunde schlug - naja zumindest für kurze Zeit ;-) Dabei spielt das Vertrauen in sich selbst und in die Ansagen des Copiloten eine größere Rolle als viele PS. Gerne mehr davon, zumindest nach unserem Geschmack! Eher weniger nach dem Geschmack unserer Klassenmitbewerber aus Österreich, das Team Putz rutschte mit dem Heck ihres wunderschönen Porsche in der so ziemlich letzten Kurve vor dem Ziel die Böschung hinunter und mussten aufgeben. Nach einem Rundum Check stellten wir den Volvo ins Parc Férmé, um vor Mitternacht etwas hungrig ins Bett zu gehen - es gab schlichtweg nichts mehr zu essen :-( *Memo an mich – etwas bessere Vorratshaltung!

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Der Samstagmorgen ließ uns nach einem kurzen Frühstück (vielen Dank nochmal an dieser Stelle an den Wirt, der uns hurtig um 6.30 etwas zusammenstellte!) an Platz 17 am Rundkurs Okruh auf den Start warten (zum dritten Mal, nun aber in anderer Richtung). Kleiner Schreck am Ziel, plötzlich stand ein Porsche, der nach uns gestartet war, vor uns am Stop! Kurze Verwirrung, erschrockener Blick nochmal auf den Trip - 12,8 Kilometer - alles richtig gemacht ...wir jedenfalls ;-) mit etwas mehr als drei Runden. Der Mitkonkurrent hatte sich wohl leider um eine Runde zu wenig verzählt :-( was zwar kurzfristig für ihn Bestzeit hieß, später jedoch mit 8 Minuten Strafzeit geahndet wurde. Apropos Rundkurse - für unseren Volvo waren es einfach ein paar Rundkurs-Kilometer zu viel, was wir auf diesen Vollgas-Power-Strecken alleine durch unser Gewicht einbüßen, lässt sich auf den anspruchsvolleren Sprints kaum mehr rausholen - das hat uns sicher in der Endabrechnung zwei bis drei Plätze gekostet. Da spielt das Gewicht mit etlichen hundert Kilo weniger auf solchen Hochgeschwindigkeitskursen eine enorme Rolle. Aber Rallyefahren ist halt nun mal kein Wunschkonzert ;-) Allerdings hat es echt was hergemacht, Samstagmorgen in einem doch recht potenten Starterfeld zusammen mit Porsches, Ford Sierra Cosworth und BMW M3 über die Strecke zu heizen. Der „silver Porschekiller“ war zwar dort nicht ganz in seinem Element, aber Show ist hier ALLES!

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Das eine oder andere Team hatte für die folgende Runde mit WP 8, 9 und 10 seine Wetterspione ausgesandt - es war nicht so ganz vorhersehbar, wo es regnete oder geregnet hatte und wo nicht. Da wir aber auf dem Rundkurs mit mittelharten Trockenreifen unterwegs waren und keinen Service mit Reifenwechsel mangels Service geplant hatten, mussten wir es nehmen wie es kam. Vielen Dank aber an dieser Stelle an Familie Knöbel, die uns neben ihren beiden Teams ein wenig mitbetreuten (was wir aber nicht überstrapazieren wollten...) Viele Teams hatten auf Regenreifen umgerüstet, was die wesentlich bessere Wahl war! und wir so nur auf Vorsicht setzen konnten. WP 8 war noch relativ gut zu meistern, WP 9 ging viel durch den Wald und es war nass und schmierig, so büßten wir doch einiges an Zeit ein. Nach WP 10 ging es zurück in ein längeres Regrouping und der folgenden 30 Minuten Servicepause.

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foto Honza Vejmelka

 

Wenn der Großteil der Konkurrenz in der letzten Runde zu WP 11, 12 und 13 bereits einen Gang zurückschaltet, drehen wir den Schwedenmotor über 7000 rpm, was sich selbst durch Helm und Intercom manchmal schon schmerzlich anhört... Ich hatte zwar versucht den Chauffeur zu überzeugen, die Trockenreifen auf dem Volvo zu belassen, da das Wetter sich zu stabilisieren schien und nach uns etwa 60 moderne Boliden die Strecke „trocken“ gefahren hätten. Trotzdem zählt der Wunsch des Fahrers und so wurden die Regenreifen montiert. Wie fast schon zu ahnen, wieder mal „verwachst“ und die Semislicks wären die bessere Wahl gewesen...

Unsere Spitzengeschwindigkeit war übrigens etwa 165 km/h - ich weiß, Porschefahrern lockt das nur ein müdes Lächeln auf die Lippen, gemessen allerdings auf schmalen, teils holperigen Agrarwegen (auf gut schwäbisch „Stücklepflaschter“)

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foto ARIrallyART

Resümee Vltava Historic Rallye - zwei kleine Pokale für ein großes und großartiges Auto, es hat uns bis auf die etwas schwierige und hie und da daneben gelegene Reifenwahl (wofür der Volvo wiederum nichts kann) perfekt über anspruchsvolle WP getragen. Es hat brav alles mitgemacht ohne Probleme, der Durst hielt sich wirklich in Grenzen, so dass wir problemlos nach jedem Service in der Tankzone tanken konnten ohne dauernd auf die Anzeige zu schielen.Allerdings ist in Tschechien in größeren Ortschaften an Tankstellen auch Super plus mit 100 Oktan zu bekommen. An der einen oder anderen Ecke gab es noch etwas „Verschlucken“ durch kurzzeitige Überfettung - daran arbeiten wir noch. Die Veranstaltung war rundum gelungen, vor allem die drei Nachtprüfungen Freitag, davon bitte mehr! Dazu die Gastfreundschaft der Tschechen, die begeisterten Zuschauer und Anwohner mit ihrer positiven Haltung dem Motorsport gegenüber wie auch die vielen winkenden Kinder haben uns geflasht (wir hatten beinahe einen Muskelkater vom vielen zurück Winken)! Das war echt Rallyefahren ohne Stress auf einem perfekt vorbereiteten Auto mit einer interessanten kleinen Flugeinlage auf WP 12, wo sicher wieder niemand fotografiert hat :-(

 

vla2201Ach ja, wie war das jetzt mit den Porsches - hier das silberne Porschekiller-Porscheergebnis - drei vor uns auf P7, 8 und 9, die anderen hinter uns. Im Gesamtergebnis waren wir 13. in der FIA EHRC von 36 eingeschriebenen Startern, 3. in der Klasse D4 und P4 in der Kategorie 3, knappe 40 Sekunden hinter dem Tschechen Wirtmann/Escort, dem drittplazierten in der Kategorie 3, dem die drei Rundkurse einfach zum Vorteil gereichten. Bei den Sprintstrecken hatten wir nämlich meist die Volvonase vorne! Mal sehen wie´die nächstjährige Version ausschaut, dieser Rundkurs fällt nach Jahrzehnten einer größeren Straßenbaumaßnahme zum Opfer.

Die Sprintprüfungen in Tschechien führen oft durch kleine Ortschaften in engen Abzweigen oder um Strohballen. Die Strecken sind meist schmal mit leicht betagtem Asphalt, die sich aber auch mit mit schnellen, breiten Abschnitten über Ortsverbindungsstraßen abwechseln. Zu den Rundkursen - okay, ich gebs zu, schon seit Beginn meiner „Rallyekarriere“ sind sie eher nicht meins, auch wenn die Zuschauer dieses Spektakel lieben... Immer sitzt die Angst im Nacken sich zu verzählen oder in Zweikämpfe zu geraten.

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Nachdem wir letztes Jahr bereits nach WP 2 mit Motorschaden zwangsweise aufhören mussten, war es einfach eine Freude, am Samstagnachmittag in Klatovy auf die Zielrampe zu fahren - wir kommen sicher nächstes Jahr wieder! Ich schrieb einmal „und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“ - es war eigentlich alles gut, aber das Ende ist es trotzdem noch nicht :-) nächste Haltestelle Ende Juni ist die Mecsek Rallye in Pecs/Ungarn! Das Wichtigste jedoch neben dem einen oder anderen Punkt für die Europameisterschaft ist für uns, diese positiven „Vibes“ dorthin mitzunehmen!

Fotos von Selbst und Winfried Gerstner ansonsten angegeben

 

21.04

So langsam kommt die nächste Rallye näher. Genanntist und der Volvo ist schon größtenteils wieder repariert. Dieses Mal geht es nach Tschechien zur 30.Historic Vltava Rallye vom 5-8 Mai. Dort hatte uns voriges Jahr leider der neue Motor im Stich gelassen, aber mittlerweile sollte er soweit in Ordnung sein, dass er uns ins Ziel bringt. In die Vergaser habe ich mich eingearbeitet und das ansprechverhalten des Motors ist zufrieden stellend.

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Banner anklicken dann geht es zur Webseite nach Tschechien.

21.03

Rally Costa Brava 2022 - das Wurmloch oder die Teufel stecken in vielen Details


"Fahre Rallye in Spanien - haben sie gesagt. Dort ist es schön - haben sie gesagt. Äääähhhhmmm... wo genau ist das Spanien wo es schön ist? Wir haben uns wohl verfahren!" So beschrieb Melanie, eine weitere deutsche Copilotin die 70. Rally Costa Brava, den ersten Lauf zur FIA EHRC 2022, die uns bei dieser Ausgabe mit Wolken, Regen, kühlen Temperaturen und einem noch kühleren Wind empfing - kurz gesagt - auch ich habe drei Tage gefroren....

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rcb06Das gebuchte Appartement für unser Team und Servicemann Jürgen schien eine gute Wahl zu sein - großzügig und in der Nähe des Parc Fermè gelegen, aber trotzdem ruhig genug für erholsamen Schlaf - und das bei einem perfekten Preis-Leistungsverhältnis. Leider war dagegen die Wahl des Parkplatzes für den Transporter im vorgesehenen Park Fermè nicht so ideal :-( neben einem 90 Euro Ticket wegen unerlaubtem Parken (erlaubt gewesen wäre bis Mitternacht und morgens um 8 wurden andere Fahrzeuge bereits abgeschleppt...) fanden wir unser Fahrzeug mit eingeschlagener Seitenscheibe aufgebrochen vor!


Neben dem Glasschaden mussten wir den Verlust von etwas Kleingeld, meinem Powerpack zum Handy laden (vielen Dank ihr Idioten, dass ihr mir wenigstens das Kabel gelassen habt!) und einem Sixpack Cola Zero (ich wünsche euch Montezumas Rache an den Hals und auch woanders hin!) beklagen. Die Taschen mit den Helmen, FHR und der kompletten Fahrer/Beifahrer Ausrüstung waren durchwühlt, aber es fehlte Gottseidank nichts! Unsere Rallye wäre bei dem Verlust wohl gelaufen, ist man doch schnell bei einem mittleren vierstelligen Wiederbeschaffungswert!


 

Nach dem ersten Schreck holten wir den Mietwagen für das Recce ab und bestellten bei der praktischerweise neben dem Serviceplatz angesiedelten Mercedes Werkstatt eine neue Scheibe. Da die Wertungsprüfungen beinahe identisch mit der Vorjahresversion waren und der Aufschrieb soweit passte, beendeten wir die Besichtigungsrunde bereits am späten Nachmittag. Kleiner Schreck noch zwischen WP 2/5 und 3/6 – Blitzeinfall des Fahrers „wo habe ich den HTP-Pass hingelegt... vielleicht auf den Schreibtisch zuhause???" Es stellte sich dann aber am Rallyeauto heraus, dass er da lag wo er hingehörte, in der Fahrzeugpapiertasche hinter dem Sitz! (Plan B wäre übrigens gewesen... Expresslieferung von zuhause übernacht ;-)

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Als Vorsichtsmaßnahme stellten wir den nur mit Plastikfolie gesicherten Transporter im Servicepark ab und fuhren zum Essen ins Appartement. Der Donnerstag Vormittag war verplant für die technische Abnahme, die leider etwas zäh und für uns fast eine Stunde später als vorgeschrieben stattfand. Die Kommissare finden ja immer irgendwas zu beanstanden, sonst wäre ihnen ja langweilig... Dieses Mal sollte es der Zug für die Notabschaltung sein, für den sie sich eine Hülle wünschten. Gut dass der passende Dealer gleich vor Ort war, dort konnte ich gleich noch ein Paar Rennsocken erstehen, die bei der diebischen Wühlaktion verloren gegangen waren. Abends rollten wir dann beim obligatorischen Zeremonienstart über die Rampe - für uns vielleicht ein wenig lästig, die spanischen Gastgeber lieben jedoch diese Festivitäten.

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Zuseher Autos werden übrigens öfters fotografiert als der silberne Rennwagen

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Freitag morgen ging es dann richtig los, um 10 Uhr 11 starteten wir auf die erste Runde der Wertungsprüfungen im Osten Gironas und zu der wohl bekanntesten - "Els Angels". Passend zum Wetter unsere Reifenwahl - nein in Spanien scheint nicht immer die Sonne - so entschieden wir uns kurz vor unserer Startzeit noch für Regenreifen, wie fast alle Mitbewerber! Übrigens war bei den FIA-Startern so ziemlich alles vertreten was Rang und Namen hatte. „Lucky“ mit Fabrizia Pons war dabei, ebenso wie auch ein sehr klangvoller Name wie Dennis Giroudet als Co von Pascal Perroud, dem letztjährigen Drittplatzierten. In unserer Kategorie 3 gesellten sich zum Divisonssieger 2021, demAudi Quattro noch sage und schreibe 5 Porsche 911 sowie zwei Ford Escort RS 1800 MKII und ein echter Hingucker, ein Ferrari 308 GTB Gr.4 Michelotto,

rcb19  schöne Autos

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Am Start schlug dann der erste Fehlerteufel zu, die Gegensprechanlage blieb einfach stumm! Das hieß für mich brüllen was die Stimmbänder hergaben und für den Fahrer, aus den noch hörbaren Wortfetzen und dem zu erahnenden Kurvengemenge die passende Mischung ins Lenkrad umzusetzen - das ganze dann noch über 17 Kilometer... Apropos Lenkung - das nächste Fehlerteufelchen schlich sich an das Stirnrad der Servopumpe und juchzte vermutlich begeistert, als dieses einfach abscherte und samt Riemen irgendwo im Straßengraben endete :-( Was für den Fahrer in WP 2 nun neben Funkstille in den Ohrhörer auch einen stark erhöhten Armmuskeleinsatz bedeutete - Popeye ließ grüßen - eine Runde Spinat bitte! Unwesentlich noch zu erwähnen, dass der vor uns startende italienische Porsche bzw dessen Fahrer wohl etwas überfordert waren und uns ein bisschen im Weg herumstanden?

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Danach ging es in den Remote Service, der eigentlich nur für kleine Inspektionen und zum Nachtanken gedacht war. Es wurde aber eine größere Sache draus, der Fahrer schien doch deutlich an meiner Ansage interessiert zu sein und so verlegte er einige Meter neue Kabel zur Kommunikationsverbesserung :-) Das Ganze kostete jedoch wertvolle Zeit, die wir auf den folgenden über 30 Kilometern Verbindungsetappe einigermaßen im Rahmen der Verkehrssicherheit versuchten einzuholen ;-) letztlich schlugen aber 5 Minuten Verspätung = 50 Sekunden Strafzeit zu Buche! Die Verbindung Fahrer/Co funktionierte aber wieder bestens und nach WP 3 durften wir im Regrouping in Palamos am Mittelmeerstrand etwas entspannen. Wobei, wir hatten festgestellt, dass nach dem oben erwähnten hektischen Reparieren die Sorgfalt beim Tanken etwas gelitten hatte und jemand den Tankdeckel nur unvollständig zugedreht hatte (oder war das wieder einer unser ständigen Begleiterchen?), was einen erheblichen Benzinschwund zur Folge hatte und wir nach dem Regrouping schleunigst eine öffentliche Tankstelle aufsuchen mussten. Im darauf folgenden Service wurde nun auch die abgebrochene Schraube des Generatorspanners durch ein Provisorium ersetzt, was natürlich ein weiteres Mal auf das Konto unser Fehlerteufelchen ging...

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Extrem, aber überstehbar: Physiker haben untersucht, ob ein physikalisches Objekt die Passage durch ein Wurmloch überstehen könnte, ohne von den gewaltigen Kräften in seine Elementarteilchen zerlegt zu werden. Ihr Ergebnis: Zwar wird man spaghettisiert und im Trichter des Wurmlochs gewaltigen Gezeitenkräften ausgesetzt. Theoretisch aber sind diese Kräfte endlich - und damit könnte man ihnen entgegenwirken.“

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Soweit zur Wurmloch-Theorie... unser persönliches Wurmloch schien nicht zu enden! Was soll ich sagen, ginge es ums Taktieren bei dem einen oder anderen Resultat, wäre es - vermutlich jedenfalls - das Beste gewesen, am ersten Tag in WP 4 nach unserem unfreiwilligen Aufenthalt mangels Spritzufuhr aufzuhören und die Superrally Regel in Anspruch zu nehmen. Das hätte bedeutet: für jede nicht beendete Wertungsprüfung eine Strafzeit von plus 60 Sekunden = 180 Sekunden und die jeweils schlechteste gefahrene Zeit eines Konkurrenten der Kategorie 4. Rein mathematisch gesehen wohl die bessere Lösung... für uns persönlich zählt jedoch jeder gefahrene Rennkilometer und so schlugen mehr als 10 Minuten rcb10Standzeit in WP 4 zu Buche, was uns so ziemlich ans Ende des FIA-Feldes versetzte :-(

 

Die Entspannung war jedoch nur von kurzer Dauer, wie eigentlich fast schon zu ahnen war, hatte sich das nächste Fehlerteufelchen in der Elektrik eingenistet und ließ mitten auf WP 4, die wir mit den nun montierten Trockenreifen super angingen, die Kraftstoffzufuhr versiegen! (bildete ich mir da nur ein leises Kichern aus dem Sicherungskasten ein???) Wir rollten in den Kurvenaussenbereich im dumpfen Gefühl, das wars für heute... Warndreieck aufgestellt, OK-Zeichen bereit gehalten und Frust geschoben :-( Bis der Fehler gefunden und behoben war dauerte es wohl mehr als 10 Minuten - Memo an mich: nochmals mit Helm und Hans aussteigen üben und Gurte wieder anlegen perfektionieren! Die letzten beiden Wertungsprüfungen des Tages fuhren wir merkwürdigerweise ohne größere Probleme durch, allerdings an drittletzter Position, was auf eine hintere Startposition für Tag 2 hindeutete. Womit wir wieder beim Wurmloch wären – als Restarter nach Superrally Regel hätte man uns eher im passenden Mittelfeld angesiedelt, so waren wir gezwungen, als Vorletzte das vor uns startende britische Team mit dem VW Käfer zu „jagen“ und das eine und andere Mal auf der WP überholen zu müssen. „Again what learned“ heißt halt mal wieder die Devise!

 

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Der Wetterbericht für Tag 2 war zwar etwas besser angesagt, zum Frühstück regnete es allerdings was runterging :-( Dazu kam die Aussicht, als Vorletzte starten zu dürfen - hinter einem ebenso übergewichtigen wie auch untermotorisierten russischen GAZ 24 Volga mit einem super sportlich fairen estonischen Team! Sie boten an der ersten ZK an, uns vorzulassen und die 10 Sekunden Strafzeit in Kauf zu nehmen „you are so much faster than us“ (was sie auch mit dem hinter uns startenden BMW M3 Team vereinbarten) - vielen Dank nochmal an dieser Stelle! Wir montierten wie alle anderen auch wieder die Regenreifen, denn die Samstagschleife führte in den dicht bewaldeten Westen Gironas und die Aussichten blieben trübe und neblig.

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Die Elektronikproblemchen wollten sich nicht beheben lassen, die Anzeigen des Armaturenbrettes stellte sich mehr oder weniger auf tot, die Benzinpumpe lief auf Dauerbetrieb und somit mussten wir erst einmal mit Bordmitteln (die wir vorher mitgebracht hatte...) den Volvo starten, da die Batterie leer war. Bereits in der ersten Schleife der drei Tageswertungsprüfungen waren die Bedingungen herausfordernd - nach mehr als vierzig Rallyeautos vor uns waren die Kurven bereits sehr ausgefahren und die Straße dementsprechend schmierig. Zudem war ja die Servopumpe irreparabel beschädigt, so dass erneut die Muskelkraft des Fahrers am Steuer gefragt war. Jetzt hieß es halt, die paar mühsam errungenen Punkte sicher heimzufahren und trotzdem noch etwas Spaß an der Sache zu haben :-) Das britische Volkswagenteam kämpfte mit den Unfallfolgen des Vortages und einer streikenden Kupplung, so dass wir einige Male aufliefen und überholen mussten, wobei immer fair Platz gemacht wurde.

Der Veranstalter wies zudem an diesem Tag noch auf die teils neuen Tankregelungen hin: das Team solle sich außerhalb des Autos aufhalten und der/die Tankhelfer müssen nebst langärmeliger/-beiniger Kleidung eine feuerfeste Haube und Handschuhe tragen. Und da lauerte er wieder, unser kleiner Begleiter :-( beim Einsteigen wunderte ich mich, dass meine Türe nicht richtig zuging... tja wenn man halt den Stecker zur doch so wichtigen Intercom dazwischen hat? Totenstille... mit dem kleinen Schrauberzieher aus dem Handschuhkasten ließ sich das etwas zerquetschte Ding aber doch noch für die letzten zwei Wertungsprüfungen zum Kontakt überreden - gerettet! Der Volvo trug uns dann noch ohne weiteren Beeinträchtigungen brav zum Podium, das wir zwar „unter ferner liefen“ erreichten, aber sonst hätte ich ja hier so gar nix zu schreiben, wenn immer alles glatt ginge!

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Vorteil des Schlusslichtes war Sonntagmorgen, wir konnten fix zusammenpacken und Richtung Heimat fahren. Tschüss du recht kaltes und nasses Spanien, zuhause erwartet uns eine sonnige Frühlingswoche! Anfang Mai planen wir frischen Mutes die Historic Vltava Rallye in Tschechien und die kleinen Biester, die uns das Rallyefahren so schwer gemacht haben, sollen gefälligst zuhause bleiben!

 

02.03

hier gibt es Informationen

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12.02

So genannt ist schon seit ein paar Tagen und der Service steht auch schon fest. Jürgen wird sich wieder mit uns auf den Weg nach Spanien aufmachen. Der Volvo sollte wieder etwas besser geworden sein, er hat den alten Motorblock von Bengan mit neuen Kolben und ich habe mich in die Vergaser Materie eingelesen und Düsen bestellt, die ich mit der Breitband Lambdasonde auch entsprechend überprüfen konnte. Na dann wollen wir mal sehen was heraus kommt. Die Rallye ist fast identisch mit der im November, außer dem Besuch der Formel 1 Strecke in Barcelona. Ein Reifenkontigent sind auch vorhanden, Danke an Knöbel Motorsport.

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Was wird heuer gefahren? Mit ziemlicher Sicherheit werden wir uns wieder in der Historischen Europameisterschaft einschreiben. Der Rest wird sich ergeben.

Spaß ist unser Ziel!

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