Peugeot 205 GTI Cup - unsere ersten internationalen Jahre 1988 – 1990 (Teil 1)

 

Erinnerungen von Thomas Schmid der dann nach der Peugeot Zeit sich auch mal mit mir im Volvo vergnügt hat. anklicken

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Vorwort: Als ich kürzlich unsere erste komplette FIA EHRC Saison 2021 vor meinem inneren Auge und der Tastatur Revue passieren ließ, blitzte eine leise Erinnerung an einen weiteren, allerdings viel früheren Meilenstein unserer „Rallyekarriere“ auf - dem Peugeot- Cup. Die Schubladen meiner „Langzeitgedächtniskommode“ klemmen leider ein bisschen, aber die meines Fahrers schienen besser geölt zu sein... das ist im Nebeneffekt übrigens förderlich für eine Kommunikation nach langen Ehejahren ;-)


Wie kommt man also als junges Paar nach drei Jahren Rallyesport im unteren Segment der nationalen Rallyeszene zur Teilnahme an der deutschen Rallyemeisterschaft?

Wir starteten damals in den Klassen G 4 oder G 3 je nach Modell, also eigentlich Standardfahrzeugen, nur ausgerüstet mit einem Überrollbügel und Hosenträgergurten. Das Team trug Jeans, T-shirt oder Sweatshirt und auf den Wertungsprüfungen einen Integralhelm und der Fahrer Handschuhe, keine Spur von feuerfester Unterwäsche, Overalls und so weiter!

1985 begannen wir mit einem orangeroten Saab 99 - was war näherliegend, da der Fahrer als KFZ-Mechaniker in einer Saab-Werkstatt arbeitete. Sein Chef war über den Wechsel seiner Motorsportambitionen erleichtert, begleiteten seinen Mitarbeiter doch häufige Verletzungen bei der Ausübung seiner Lieblingssportart Motocross!


1986 schnupperten wir im Rahmen der 3-Städterallye das erste Mal Deutsche Rallye-Meisterschaftsluft, was wir 1987 wiederholten (und leider mit einem Ausfall endeten). Im Verlauf sahen wir mit etwas Neid die beiden großen Markenpokale von Toyota mit der Corolla und Peugeot mit dem 205 GTI laufen. Sie boten Gruppenerlebnis anstelle unseres Einzelkämpferdaseins, Betreuung durch Herstellerteams, Insiderwissen und ganz nebenbei sehr günstige Nenngelder zu den Veranstaltungen im Rahmen der DRM sowie Preisgelder, die den Sport etwas refinanzieren könnten. Siggi kam während der 3-Städte-Rallye mit Werner Langshausen ins Gespräch, der damals im seinem ersten Peugeot-Cup-Jahr unterwegs war und bei der Motorshow Essen informierten wir uns ebenfalls (damals ging es auf dieser ausstellung auch eher um Motorsport als um Tuning...) – wie schrieb ich letztens so schön „die Saat des Bösen war gelegt....“


Wie kam man in den 80er Jahren ohne Internet an ein Rallyeauto? Wir lasen regelmäßig die Verkaufsanzeigen in der Monatszeitschrift „RallyeRacing“ sowie im wöchentlich erscheinenden „Motorsport Aktuell“. Im kKeinanzeigenteil fanden wir schließlich ein fix und fertiges Cupauto mit Standort im saarländischen Merzig, Seinem Besitzer Harry Leiding war nach einem Jahr Rallyefahren wohl klargeworden, dass das nicht unbedingt seine Leidenschaft war und bot das Auto zum Verkauf an, für 18.000 D-Mark mit einer kleinen Grundausstattung an Reifen.

Diese Summe stellte damals knapp das Jahresgehalt einer ausgebildeten Gärtnerin wir mir dar, auch Siggi als KFZ-Mechaniker verdiente nur etliche hundert Mark mehr. Aber wir hatten ein bei Saab-Enthusiasten gesuchtes Fahrzeug am Hof stehen, einen Saab 900 16 V, der eigentlich der Nachfolger des 99 Turbo werden sollte und nun den finanziellen Grundstock für den Rallye-Peugeot bildete. Beinahe wäre die Sache noch schief gegangen, Siggi fuhr mit dem 900er zum Einführungsmeeting des Cup nach Saarbrücken, der Schneefall juckt ja so ein Schwedenauto nicht... dachte er und wäre beinahe damit noch im Graben gelandet - aber Ende gut, alles gut, die Saison 1988 stand sozusagen an der Startlinie!